Die Austria verteilt punktuell im Happel-Stadion ihre Anhänger: 6350 - kein Wert für eine Millionenstadt.

von Bernhard Hanisch

über die Zuschauer-Moral in der Bundesliga

Man könnte es dem heranrückenden Winter durchaus in die Schuhe schieben. Eine bequeme Schuldzuweisung jedenfalls, um das Fernbleiben der Zuschauer in vielen österreichischen Stadien zu erklären. 1950 ist kein Geburtsdatum, sondern die Besucherzahl in Mattersburg am vergangenen Samstag. 2053 in St. Pölten – Leistung und Interesse bilden die gnadenlose Formel. Die Austria verteilt punktuell im Happel-Stadion ihre Anhänger, 6350 kein Wert für eine Millionenstadt.

Und da passiert es am selben Wochenende, dass 5962 Menschen am Rande von Linz ein seit Wochen ausverkauftes Stadion befüllen, um einem Spiel beizuwohnen, das gut und gerne das Potenzial für die zwei- oder dreifache Menschenmenge gehabt hätte.

Zum Vergleich: Am Tag zuvor verfolgten im zwar kostspielig wie sinnentleert renovierten, aber konkret viel zu großen Stadion der Stadt Linz 765 Beobachter das Zweitliga-Spiel zwischen Blau-Weiß und Wattens.

Weil Klub und Stadt im Clinch liegen, wurde das zwar feine, aber zu kleine Stadion in Pasching zur Heimstätte des Linzer Traditionsvereins. Zu eng jedenfalls für ein als sportlicher Schlager gehandeltes Spiel zwischen LASK und Rapid. Von seiner unübersichtlichen Beschaulichkeit seines Umfeldes aber gut geeignet für gewalttätige Vorspiele.

In Linz wurde eingesperrt, was momentan in diesem Land ohnehin kaum ausbrechen will – die Fußballeuphorie.

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