Optische Täuschung

Anstoß: Gipfeltreffen
Alles balletti: Es geht bei Rapid – Rosenborg tatsächlich auch um Punkte, viel Geld und noch mehr Ansehen.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Klar und deutlich hörbar werden im leeren Happel-Stadion sämtliche Kommandos auf dem Spielfeld als österreichisch-norwegischer Sprachkurs dem TV-Konsumenten übermittelt. Es wird jedenfalls eine erbärmliche Marke auf dem Stimmungsbarometer erreichen, dieses vom ORF übertragene Geisterspiel zwischen Rapid und Rosenborg Trondheim. Glücklich darf sich der ORF als Europa-League-Berichterstatter trotzdem schätzen, einst bei der Entscheidung für die Europa League nicht völlig auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. Beachtlich zog sich der Privatsender Puls 4 aus der Affäre. 350.000 Zuschauer verfolgten den sympathisch aufbereiteten Auftakt der Champions League am vergangenen Dienstag. Unbefleckt bleibt ohnehin der Glanz der Königsklasse im europäischen Fußball gegen die das Programm der Europa League nach einhelliger Meinung zu einem Trostpreis für Versager verkommen ist. Rapids Spiel gegen Trondheim, dessen äußere Bedingungen den Eindruck einer ernst zu nehmenden Trainingspartie hinterlassen werden, passt irgendwie in dieses Bild. Doch sportlich abschätzig ist eine solche Einschätzung. Denn unabhängig vom Wettbuhlen der TV-Stationen muss ein österreichischer Klub froh sein, in irgendeinem europäischen Bewerb überhaupt dabei sein zu dürfen. Es steht dem leidgeprüften Fußballfreund hierzulande eigentlich nicht zu, über internationale Qualitätsunterschiede ein Urteil abzugeben. Also, bevor man – von der Ruhe im Stadion angesteckt – auf der Wohnzimmercouch sanft entschlummert, sollte man sich doch in Erinnerung rufen: Es geht dabei tatsächlich auch um Punkte, viel Geld und vor allem noch mehr Ansehen.

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