Alles Balletti: Die Strukturen der Macht

Alles Balletti: Die Strukturen der Macht
Mit der Macht hat sich allerdings auch die Verantwortung des ÖFB-Sportdirektors Ruttensteiner erweitert.
Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Sie war längst fällig und ist darum grundsätzlich positiv zu bewerten, die vom ÖFB-Präsidium durchgeführte Änderung der Struktur. Struktur? Endlich erfährt man im Umkehrschluss, dass Österreichs Fußball und sein Verbandswesen tatsächlich eine solche besessen haben sollen. Auf eineinhalb Seiten stets geduldigen Papiers werden Ankündigungen, Ziele und Abgrenzungen von Kompetenzen punktuell aufgezählt. Geplante Verbesserungen, die sehr plausibel klingen, den Aha-Effekt erzeugen. Geplant ist beispielsweise die intensive Förderung von Spielerpersönlichkeiten, der vermehrte Einsatz von unterstützenden Fachleuten wie Medizinern und Psychologen. "Warum erst jetzt?", mag man dabei fragen. "Wenigstens jetzt", lautet die zwar nicht restlos befriedigende, aber doch anzuerkennende Antwort. Die Schaffung einer österreichischen Spielkultur und -philosophie, die sich künftig durch sämtliche Nationalmannschaften durch- bzw. bis in die Akademien hineinziehen werde, ist ein Punkt, dessen praktische Umsetzung eine gewisse Erwartungshaltung birgt. Und zum Schmunzeln verleitet gar der Satz In der Organisationsstruktur wird der Bereich des A-Nationalteams direkt in die Direktion Sport eingegliedert. Interessant, guter Plan jedenfalls. Ziemlich unmissverständlich werden die Betätigungsfelder des Teamchefs und des Sportdirektors beschrieben. Klare Linien, die eine Konfliktgefahr in Grenzen halten. In der blanken Theorie zumindest. Praktisch obliege es Willibald Ruttensteiner, dem Sportdirektor also, alle Betreuerstäbe von Nationalmannschaften (in Abstimmung mit Präsidenten und Generaldirektor) zu bestimmen. Manifestiert ist damit die Erweiterung der Macht des Sportdirektors. Man kann zu Ruttensteiners Qualitäten stehen, wie man will. Doch lässt sein Schritt in den Vordergrund die eine oder andere Frage offen: Wer kontrolliert eigentlich ihn? Vermisst wird irgendwie ein Gremium von anerkannten Experten, das sich als solches deklarieren und dieser Sache auch verantwortungsvoll annehmen will. Ein schon lange existierendes österreichisches Problem. Wann wird nüchterne Bilanz gezogen, um festzustellen, ob all die neuen Maßnahmen überhaupt gegriffen haben? Anscheinend reine Ermessenssache. Mit der Macht hat sich allerdings auch des Sportdirektors Verantwortung erweitert. Und aus dieser wird er sich nicht stehlen können, sollte eines Tages wieder einmal der Teamchef gefeuert werden müssen.

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