Strache wäre nur zu gerne Haiders Erbe

Der FPÖ-Chef bleibt auch zehn Jahre nach dessen Tod im Schatten Haiders. Die Rolle des Vorzeige-Populisten ist längst vergeben.
Josef Votzi

Josef Votzi

Das „Duell der Zwillinge“ war der Quotenhit im Wahlkampf 2008: Eine Million Österreicher wollte zusehen wie FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und BZÖ-Chef Jörg Haider im ORF die Klingen kreuzen. Strache sprach sein Vorbild a.D. demonstrativ mit „Sie“ statt des gewohnten „Du“ an. Bis zum Bruch mit Haider hatte Strache sein Idol nicht nur offen bewundert, sondern auch offensiv nachgeahmt. Seit sich der Kärntner Landeshauptmann 2005 mit Gründung des BZÖ seiner Abwahl als FPÖ-Chef zugunsten Straches entzogen hatte, inszenierte sich dieser als erbitterter Gegner. Erst drei Tage vor Haiders tödlichem Unfall kam es zum ersten und zugleich letzten Versöhnungstreffen.

Dieser Tage nutzt Strache jede Gelegenheit, sich als einzig legitimer politischer Erbe zu inszenieren. Dem einst schärfsten blauen Haider-Kritiker kommt heute nicht ein kritisches Wort zur unsäglichen Rolle über die Lippen, die dieser bei der Hypo-Pleite gespielt hat. Strache verstellt damit den Weg zu einer überfälligen Aufarbeitung des Phänomen Haiders auch in der FPÖ. Ausgerechnet einer, dem das viele nicht zugetraut hätten, hat eine reife Auseinandersetzung mit den Tricks des populistischen Tarnens und Täuschens bereits geliefert: Stefan Petzners Abrechnung mit seiner eigenen Rolle im Dienste von Österreichs größtem Populisten („Haiders Schatten“) ist bis heute lesenswert.

Strache bleibt Strache – ein konsequent erfolgreicher blauer Parteichef, aber kein Exportschlager der neuen Rechten. „Wir brauchen einen Haider“ war in den 90er-Jahren in Europas Polit-Szene rechts der Mitte ein geflügeltes Wort. Die mit Haiders Tod frei gewordene Rolle des rechten Polit-Idols hat längst Sebastian Kurz übernommen.

10. Todestag von Jörg Haider

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