Geschäft mit der Liebe am Kriegsschauplatz

Geschäft mit der Liebe am Kriegsschauplatz
Am Strand von Odessa lässt es sich gut flirten. Zumindest auf ATV, wo statt Krieg auf Quotenbringer gesetzt wird.
Michael Pekovics

Michael Pekovics

Es. Ok, jetzt kommt ein Outing. Ihr Kolumnist steht auf österreichisches Trash-TV à la „Bauer sucht Frau“ auf ATV. Nicht immer und jede Staffel, aber doch ab und zu. Abhängig von den Protagonisten kann das bisweilen ganz unterhaltsam sein, wirklich. Und vielleicht ist ja auch ein klein wenig Masochismus dabei. Fix jedenfalls: die Lust des Zusehers am Fremdschämen.

Ist. Jetzt liegt das Niveau der bäuerlichen Kuppelei ungefähr auf Höhe des Wasserstands im Neusiedler See nach einem niederschlagsarmen Winter, aber trotzdem noch weit über jenem des Prolo-Abklatsches „Das Geschäft mit der Liebe“. Dort machen sich auf ATV Woche für Woche gefühlt immer dieselben illustren Gestalten hoffnungsfroh und ebenso -los auf die Suche nach der Einen. Und weil diese Suche nach der Logik einer erfolgreichen (gescripteten?) Fernsehserie quasi nie gut enden darf, geht es weiter und weiter für diese Männer, die der heimischen Frauen überdrüssig geworden sind. Dabei ist es wohl eher umgekehrt, angesichts dieser Exemplare.

Krieg. Am Mittwoch gab es jedenfalls eine Aufzeichnung aus Odessa zu sehen. Ja, richtig gelesen. Genau aus einer jener hart umkämpften ukrainischen Städten, wo derzeit Bomben und Raketen einschlagen. ATV hingegen schaffte es, eine ganz andere Geschichte vom Strand der Hafenstadt zu erzählen. Nämlich eine von leicht bekleideten Ukrainerinnen und ihnen hinterher lechzenden österreichischen Singlemännern. Ganz nach dem Motto: Jetzt ist dort Krieg, also schauen wir erst recht ganz genau hin. Irgendwie auch eine Art Bildungsauftrag, nur eben á la Privatfernsehen. Und eigentlich ziemlich daneben.

PS: Am Donnerstag stoppte ATV die Ausstrahlung der achten Staffel. Gut so.

KURIER-Redakteur Michael Pekovics kommentiert

Michael Pekovics ist Teamleiter des KURIERs im Burgenland.

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