Österreich in Bewegung

Die Fußballfans unseres Landes können sich von der Siegeswelle unserer Nationalelf tragen lassen – die Flüchtlingswelle hingegen verlangt das Höchste von uns allen ab.

Jeder Spieler musste seinen Einsatz bringen, um als Team den bis vor Kurzem nicht zugetrauten Erfolg zu realisieren.

von Toni Faber

über Fußballfans und die Flüchtlingswelle

Dass sich der Kreis hochwürdiger Domkapitulare über ein geniales Fußballmatch austauscht, kommt nicht oft vor. Drei Viertel der ehrwürdigen Priestergemeinschaft am Dom, die jüngst das 650 Jahr Jubiläum ihres Bestehens als Domkapitel gefeiert hat, hatte das Spiel am Vorabend unserer Zusammenkunft mitverfolgt. Marcel Koller hat es allem Anschein nach verstanden, den Schwung ins Team zu bringen, der zu solchen Ergebnissen führen kann und unserem Land die Teilnahme an der EM in Frankreich 2016 verdient gesichert hat. Da brauchte es nicht nur Stars wie unseren beliebten Torjäger David Alaba, der neben dem erfolgreichen Elfer nicht alle Chancen verwirklichen konnte. Jeder Spieler musste seinen Einsatz bringen, um als Team den bis vor Kurzem nicht zugetrauten Erfolg zu realisieren.

Teamgeist

Andererseits stürmen auf unsere Grenzen Tausende Flüchtlinge zu, die uns vielfältige Ressourcen abverlangen, um sie würdig empfangen und beherbergen zu können. Schön, wenn gerade in so einem nationalen Freudentaumel die Flüchtlingshilfe auf allen Ebenen auch richtig in Schwung kommt! Die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit gegenüber den Pfarren, Klöstern und kirchlichen Organisationen ist riesig, obwohl die Sorge um Asylsuchende zu den Grundaufträgen der Republik gehört. Alles, was die Kirche tut, ist freiwillig übernommener Dienst zur Unterstützung des Staates. Derzeit werden über ein Drittel aller Asylsuchenden in Österreich von kirchlichen Organisationen und Initiativen betreut: rund 5000 Flüchtlinge längerfristig, knapp 10.000 mobil.Wir Domkapitulare haben bei unserem Frühstückstreffen nicht nur von Leistung und Erfolg unserer Nationalelf geschwärmt. Wir haben auch eine positive Vorentscheidung für die gleichsam exemplarische Aufnahme einer syrischen Kriegsflüchtlingsfamilie in den nächsten Wochen am Stephansplatz getroffen. Papst Franziskus hatte ja in seinem sonntäglichen Aufruf nochmals jeder Pfarre die Steilvorlage geliefert, Kardinal Schönborn hat von Herberge für 1000 Flüchtlinge allein in der Erzdiözese Wien gesprochen.Ob unser Einsatz zu einem Erfolg der Mitmenschlichkeit führt ist eine Frage unseres Teamgeistes.

Der Autor ist Dompfarrer zu St. Stephan.

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