Ein Wendepunkt für humanitäres Handeln

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GASTKOMMENTAR
Ban Ki-moon

Ban Ki-moon

Auf der ganzen Welt brauchen 130 Millionen Menschen humanitäre Hilfe

von Ban Ki-moon

über den Weltgipfel mit 9000 Teilnehmern

Beim jüngst zu Ende gegangenen Weltgipfel für humanitäre Hilfe sind die mehr als 9.000 Teilnehmer eine dreifache Verpflichtung für Menschen in Krisen auf der ganzen Welt eingegangen. Wir versprachen, auf die Menschen, die in Naturkatastrophen und Konflikten gefangen sind, besser einzugehen; sie als Handelnde bei ihrem Wiederaufbau zu stärken; und zu größerem politischen Willen aufzufordern, um die Kriege, die so viel Leid verursachen, zu verhindern und zu beenden.

Die Herausforderung, der wir uns gegenüber sehen, ist ohnegleichen. Auf der ganzen Welt brauchen 130 Millionen Menschen humanitäre Hilfe. Mehr als 60 Millionen Menschen wurden gewaltsam von ihrem Zuhause vertrieben. Trotz ihrer prekären Lage mangelt es stark an Finanzierungen, um ihnen zu helfen – was in einer Welt großen Reichtums Grundsatzfragen über globale Solidarität aufwirft.

An vorderster Front

Aufgrund des massiven Ausmaßes dieser Herausforderung musste dies eine andere Art von Gipfel sein. Zum ersten Mal arbeiteten von Krisen betroffene Menschen gemeinsam mit Staats- und Regierungschefs, Leitern von NGOs, der Zivilgesellschaft und dem Privatsektor, um Lösungen zu finden. Diese Vielfalt der Stimmen war eine Errungenschaft für sich.

Ich habe viele von Krisen betroffene Menschen getroffen, und sprach mit mutigen Helfern. Menschen an vorderster Front, oft in den ärmsten Ländern der Welt, zeigen ein ungeheures Engagement, Familien und Gemeinschaften in Krisen zu helfen. Die internationale Gemeinschaft als Ganzes muss mehr tun.

Meine Agenda für die Menschlichkeit, im Vorfeld der Gipfels verfasst, umriss fünf Gebiete für kollektives Handeln: Konflikte verhindern und beenden; Kriegsrecht respektieren; niemanden zurücklassen; unterschiedliches Handeln, um Bedürfnisse zu decken; und investieren in die Menschlichkeit. Der Gipfel verzeichnete beinahe 3.000 individuelle und kollektive Versprechen, diese fünf Kernbereiche zu unterstützen, einschließlich vieler in betroffenen Krisengebieten.

Ein “Grand Bargain” zwischen 30 Top-Geldgebern und Hilfsorganisationen soll Managementkosten reduzieren, flexiblere Finanzierung ermöglichen und den betroffenen Menschen eine stärkere Stimme bei den Entscheidungen für ihrer Lebensgestaltung geben.

Die neue ‘Charter4Change’ verpflichtet 27 internationale NGOs, ein Fünftel ihrer Finanzierung an nationale Organisationen zu leiten, als Reaktion auf weit verbreitete Aufrufe für mehr lokale Entscheidungsfindung und Finanzierung.

Die Gruppe der Finanzminister der 20 krisengefährdetsten Länder startete eine globale Partnerschaft der Bereitschaft, die diesen Ländern hilft, sich auf zukünftige Schocks vorzubereiten.

Geldgeber verpflichteten sich zur Finanzierung neuer Initiativen, um Frauen und Mädchen vor geschlechtsspezifischer Gewalt zu schützen und zu gewährleisten, dass Millionen Kinder in Krisensituationen ihre Ausbildung fortsetzen können – eine der dringendsten Prioritäten von Flüchtlingen und Vertriebenen auf der ganzen Welt.

Der Gipfel errang wichtige Verpflichtungen, um die Kluft zwischen humanitärer und Entwicklungsarbeit zu überbrücken, um neue Wege der Zusammenarbeit zu finden, die Bedarfe zu verringern, Risiken zu managen, sowie gemeinsame Ziele über längere Zeiträume anzustreben.

Taten müssen folgen

Ungefähr 80 Prozent der humanitären Hilfe geht in von Menschen hervorgerufene Krisen, die durch Konflikte verursacht werden. Deshalb war es besonders wichtig, dass alle 173 anwesenden Regierungen sich verpflichtet haben, mehr in Konfliktverhütung und Friedensförderung zu investieren, sowie bessere Lösungen für Flüchtlinge und Binnenvertriebene zu finden und auf praktische Maßnahmen für die Einhaltung des Kriegsrechts zu drängen.

Jetzt müssen wir diese Versprechen in Taten umsetzen.

Später im Jahr werde ich an die Generalversammlung der Vereinten Nationen berichten und Wege vorschlagen, um die Versprechen voranzubringen. Das hochrangige Treffen über große Flüchtlings- und Migrantenbewegungen, das am 19. September in New York stattfindet, wird eine große Chance bieten, die Dynamik beizubehalten und auf die Errungenschaften des Gipfels aufzubauen.

Zivilgesellschaftliche Organisationen hatten in Istanbul eine dynamische Präsenz und ich appelliere an sie, eine aktive Rolle in der Beobachtung der Staaten bei deren Einhaltung ihrer Verpflichtungen zu spielen.

Der Weltgipfel für humanitäre Hilfe war kein Schlusspunkt sondern ein Wendepunkt. Die Vereinten Nationen haben sich verpflichtet, auf die gebildeten Partnerschaften mit den führenden Politikern der Welt – auch mit jenen, die nicht teilnehmen konnten – aufzubauen, sowie mit allen Interessensvertretern, um die am meisten gefährdeten Menschen dieser Welt zu unterstützen.

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