Der Hype um die Hocke

Der Hype um die Hocke
Warum Hocken jetzt plötzlich gesünder sein soll als gerade zu sitzen.

Alles begann mit einem Einhorn, aus dessen Darm regenbogenfarbene Eiscreme kam.

über den Hype zu hocken

Alles begann mit einem Einhorn, aus dessen Darm regenbogenfarbene Eiscreme kam. Das YouTube-Video, in dem ein Märchenprinz erklärt, warum ein Hocker den Stuhlgang erleichtert und Hämorrhoiden verhindert, wurde mittlerweile über 23 Millionen Mal geklickt. Die Eigentümer der Firma "Squatty Potty" haben sich mit ihrem Toilettensitz-Hocker eine goldene Nase verdient (ca. 30 € pro Stück) – es reicht aber auch ein einfaches Stockerl, um in die richtige Position zu kommen.

Der Hype um die Hocke
© YouTube/Squatty Potty

Was in vielen Ländern noch immer normal ist, wurde in unserem Kulturkreis verlernt: Im Alltag und vor allem beim Stuhlgang zu hocken. Der Präventiv- und Sportmediziner Prof. Gerd Schnack hat dem Thema jetzt ein ganzes Buch gewidmet:Das Wunder der Entspannungshocke – befreiter Rücken und ein gutes Bauchgefühl (Verlag Herder, 20,60 €). Durch die gerade Sitzhaltung auf dem Porzellanthron werde nicht nur der Übergang vom Mastdarm zum After abgeklemmt, Schnack warnt vor dem gefährlichen Valsalva-Manöver – dem Pressen aus dem Kopf heraus. Neben Spannungskopfschmerzen soll das sogar die Gefahr für einen Herzinfarkt erhöhen. Für Schnack ist unsere alltägliche Sitzposition unnatürlich und fördert Zivilisationskrankheiten – von Rückenschmerzen bis Darmkrebs.

Nachdem ich ohnehin dazu neige, beim Sitzen einen Fuß auf den Sessel zu stellen, kann ich der Bequemlichkeit dieser Philosophie etwas abgewinnen. Auch Kindern fällt es ja leichter, im Hocken zu arbeiten, bevor sie an das aufrechte Sitzen gewöhnt werden. Im Arbeitsalltag oder auch beim Schreiben dieser Kolumne ist das Hocken trotz schiefer Blicke von Kollegen gar nicht so unangenehm. Ich kann mich zum Denken sogar bequem auf den Knien abstützen. Bis mir die Füße einschlafen. Naja, das Einhorn hockt auch nicht den ganzen Tag auf dem Töpfchen.

Fazit:

Für Haltungsbewusste und alle, die sich besser erleichtern wollen. Die Hocke entspannt den Rücken und löst Stress-Symptome – der Hype ist also nicht unberechtigt. Die Hocke ist also durchaus alltagstauglich – nur nicht unbedingt an öffentlichen Plätzen wie in Öffis oder im Restaurant.

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