Die Sexkolumne im Weblog: PILLENKNICK

Tadellose Erfindung für sorglosen Spaß am Sex - gut, dass es sie gibt: die Anti-Babypille. Doch mitunter sind ihre Nebenwirkungen nicht nur schlecht für bestimmte Berufsgruppen, sondern auch sonst recht kontraproduktiv.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Satt mir hier Woche für Woche meine bescheidenen Knäckebrötchen als Chronistin der Horizontale zu verdingen, hätte ich es echt lustiger haben können. Ein bisserl halt. Aber es geschah wohl nicht grundlos, dass das mit meiner Karriere als Nackt-Schneckchen nicht so recht klappen wollte. Eigentlich hat sie nie wirklich begonnen. Es war alles gegen meinen Siegeszug als Stripperin - auch ich. Wo ich doch so leicht friere! Das ist keine gute Voraussetzung. Ich fand überdies, die Job-Description "Ausziehen" passte gar nicht zu meiner Maturarbeit über Existenzialismus und alternative Lebensformen. Ich wollte viel lieber was total Intellektuelles machen. Also landete ich nach der Schule erst einmal als "Mädchen für alles" bei einem paranoiden Pressefotografen und archivierte fünf Jahr lang Fotos von Flugzeugunglücken, der Queen und Curd Jürgens. Aber, bitte keine falschen Interpretationen - das Zeugs zur hüllenlosen Tänzerin hätte ich allemal gehabt. Tadellose Konturen! Und sonst? Taktgefühl ist erlernbar, am lasziven Arschwackeln hätte ich konsequent arbeiten können. Heute weiß ich allerdings, dass nie eine Dita von Teese aus mir geworden wäre. Und zwar aus einem simplen Grund: Ich nahm seinerzeit die Pille. Und die versaut den Stripperinnen nachweislich das Geschäft. Eine Studie hat's bewiesen: In den Tagen rund um den Eisprung nehmen die Tänzerinnen mehr Trinkgeld ein, mager im Börsel wird's während der Regel. Und maximale Baisse tritt bei den armen Pillen-Schluckerinnen ein. Die verdienten dann am wenigsten. Die Pille! Ich weiß, die hatte erst ihren 50. Geburtstag und wird zu Recht als Meilenstein auf dem Weg zu einer befreiteren Sexualität gefeiert. Aber, abgesehen davon, dass sie mir meine mögliche Karriere als Profi-Nackerte vermiest hätte: Ich habe sie eigentlich nie vertragen, es ging mir schlecht mit ihr. Denn immer wenn ich Pillen nahm, hatte ich blöderweise keine Lust mehr, auf einem Mann herumzuklettern. Das muss man sich vorstellen: Jeden Tag so ein Pulverl, damit die Libido endlich heiter ausgelebt werden kann und dann: Sorry, Sperrstund' is', Mister. Da hätten die Inkarnationen von seinerzeit sehr bösen Buben wie Alain Delon, Al Pacino oder Clint Eastwood auf mir klimpern können - niente. Zu müde, zu dick, zu Migräne, zu depressiv, zu fad, zu weinerlich, zu nein, nein, nein aber nein. Ach ja: Nicht nur mir ging es seinerzeit so - da saß sie, die Freundinnengruppe der Pillenkonsumentinnen und soff sich mit bunten Getränken die Schatten von der Seele und aus dem Unterleib. Und irgendwann stimmten wir Hassgesänge gegen die demonstrativ dauerlustige Fraktion der Spiralenträgerinnen und Schaumzäpfchen-Tanten an. Und natürlich gegen die Männer, die sowieso an allem schuld sein müssen. Irgendwie komischer Lichtblick bei all dem: Laut neuesten Forschungen hat der durch die Anti-Baby-Pille veränderte Hormonhaushalt Folgen für die Partnerwahl. Indem diese nämlich eine Schwangerschaft vortäuscht, suchen Frauen dann eher nach Typen, deren Gene mit ihren "verwandt" seien und die dann beim Aufziehen der Kids helfen. Bingo! Genau so muss Verhütungszeugs funktionieren.

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