Die Sexkolumne im Weblog: HIGH SCHOOL
Und das – angeblich – mit Lustgarantie.
Fitnesscenter sind etwas Erbauliches - dennoch hege ich einen Verdacht: Das Gros der Sportinteressierten besucht die Institution einer gewissen Schau- und Zeigefreudigkeit wegen. Da paaren sich straffe Menschen mit Maschinen, wackeln im Takt von Techno-Beats mit dem Stahlhintern und schwitzen. Dass sich viele Damen davor noch extra Make-up, Wimperntusche und Rouge auflegen, kann als symptomatisch betrachtet werden. Nachher trifft sich das fitte Volk bei frisch gepresstem Karottensaft, plaudert über Fitnessstufen und Ehekrisen. Ich hab das - lang ist's her - auch einmal getan, damit aber aufgehört. Weil ich es öd fand, eine der wenigen zu sein, die Sport der Ertüchtigung willen betreibt - ungeschminkt und praktisch. Deshalb besuche ich jetzt eine Institution, in der es ausschließlich um den Aufbau von Muskulatur geht. Alle an diesem stillen Ort sind akribisch mit sich beschäftigt - vielleicht auch, weil das Personal aussieht wie die Polizei. Aber das macht nichts, weil ich mich vor dem Training a.) nicht zu schminken brauche und b.) jedem wurscht ist, was ich anhabe - so lange ich mein Handtuch ordentlich auf die Geräte lege und bei der Arbeit nicht stöhne. Apropos Stöhnen. Diese Kolumne schreibe ich nicht, weil ich Sie mit der Art meiner Körperertüchtigung belästigen möchte, sondern weil es auf dem Sektor etwas erstaunlich Neues gibt. Ein New Yorker Fitnesscenter bietet seit Kurzem ein Work-out an, bei dem die agilen Kundinnen zum Höhepunkt kommen können. Das Training heißt "Coregasmus" und ist - salopper formuliert - nichts anderes als professionell geführte Muschi-Aerobic. Dafür haben sich die Turnbrüder einen flockigen Slogan einfallen lassen: "Wenn du noch nie einen Coregasmus hattest, frag doch nach Michael, er wird dir zeigen, wie du einen bekommst." Nun, wer auch immer Michael ist - er scheint Damen heftig zu bewegen. Indem er die Turnerinnen in eine gezielte und sehr anstrengende Übungsfolge für die Unterleibs-Muskulatur einführt, erzeugt er kollektive Erregung. Dabei wird die feminine Genussregion stark durchblutet, rhythmische Bewegungen besorgen den Rest. Was mich an zwei schöne Gedanken erinnert: "Sex ist eine Art Turnen mit innerer Anteilnahme." (Brigitte Bardot). Sowie: "Am rollenden Stein wächst kein Moos." (Oskar Kokoschka). Irgendwie schade, dass es so etwas (noch) nicht in Österreich gibt. Ich, zum Beispiel, wäre gerne gekommen, um zu kommen. Gleichzeitig tun sich allerlei Rätsel auf: Ist es schicklich, öffentlich Erregung zu zeigen? Traut sich jemand während des Schweißtreibens zu rufen: Bei mir wäre es dann gleich, ohhhh, so weit? Sollen Ehemänner von der unterweltbewegenden Gymnastik ihrer Frauen wissen? Trinkt man nach einem Turn-Hoch Karottensaft oder Champagner? Wie behandelt die engagierte Sportlerin ihren spezifischen Muskelkater? Und was, wenn die Kraftanstrengung zu minder ist und der genitale Sturm in der High School ausbleibt? Erschlägt man dann Michael mit einer 10-Kilo-Hantel? Hm, viele Fragen, keine Antworten. Höchste Zeit für einen Coregasmus-Kurs - irgendwo in dieser schönen Großstadt.
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