Die freizeit-Sexkolumne im Weblog: Sex nach dem Ex.

Trennung, Scheidung - alles andere als eine Kinderjause. Da brauchen Gemüt und Genital schon ein wenig Ruhe nach dem Sturm. Aber irgendwann kommt sie wieder, die Lust. Und damit die Gefahr, sich in die Arme des nächsten Vollkoffers zu stürzen.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Gemach, gemach: Jetzt auf Herz und Bauch zu lauschen, kann kein Fehler sein.

Zu beschönigen gibt es da nichts, so eine Scheidung ist einfach kein Fünfstern-Spa-Vernügen, das man sich als Frau öfter gönnen möchte. Je nachdem wie sehr der Rosenkrieg an- und ausdauerte, gehen die Damen nach dem emotionalen GAU der Trennung eher devastiert in die nahe Zukunft. Da braucht es schon eine X-Large-Portion Auszeit, um sich die Wunden zu lecken, um zu genesen. Dass der Unterleib in dieser Zeit natürlich ebenfalls nach einem Sabbatical japst (was oft einmal nichts anderes ist, als die nahtlose Fortsetzung eines davor eh schon jahrelang anhaltenden Zustands), scheint angemessen. Aber, und das ist alles, nur keine Drohung: Irgendwann kommt die Geilheit ja wieder. Dazu gleich einmal Folgendes: Das ist gut so, sehr gut sogar. Aber absolut kein Grund, den Erstschlechtesten niederzureißen, um sich die Anti-Trophäe My grauenhaftester Sex ever einzutreten. Diese Gefahr aber, meine Damen, ist leider groß. Sehr groß. In der postnatalen Phase (so ein Leben als Ex ist ja nix anderes als eine Wiedergeburt, ein Neubeginn) sind wir tief drin so fragil und sensibel wie ein Daunenfederl. Nach außen hin (es wäre wegen des Images, des Selbstschutzes und all dem Blabla) geben sich die Verlassenen gerne härter als die Schlagbohrerfraktion es erlaubt. Motto: frisch geschieden, sehr cool und pah, eh ziemlich lässig. Dermaßen eingestimmt, ziehen die Verwundeten allerdings kaum etwas anderes an, als den nächstbesten Volltrottel. Was nun folgt: der falsche Sex mit dem falschen Typen. Von dem die Trennungsgeschädigte womöglich auch noch erwartet, dass der ihre Wunden hansaplastprofimäßig schließt. Unter uns, sehr geehrte Betroffene: Sperma ist zwar eine feine Sache, aber Wunder hat's noch nie vollbracht, geschweige denn, Wunden geschlossen. Da kommt punkto sexuellen Neustarts also alles zusammen, was unter der Kategorie "überflüssig" firmiert und sich keine in ihre intimen Tagebücher zu notieren braucht: zu schnell, zu gefühllos, zu egoistisch, zu uninspiriert, zu gewollt, zu besoffen, zu daneben. Alles in allem also: fa-hal-sch! Denn oft einmal geht es dabei um nichts anderes als ein grundinfantiles Justament - Botschaft: Welt, schau her, ich kann's noch, aber hallo. Und das besser denn je. Äh, bitteschön: Das beweisen zu wollen ist grunddumm. Wenn Sie es schaffen, an dieser Stelle abzubiegen, dann tun Sie's. Hurtig, wenn geht. Es gibt nämlich auch einen anderen Weg in die neue sexuelle Zukunft. Die aber braucht Zeit und viel Bewusstsein. Der erste Sex nach dem Ex kann etwas Tolles und Besonderes sein, weil er - das Potenzial der Frischegarantie in sich bergend - alles neu und besser machen kann. Mit guten Gefühlen, einer stimmigen Einstellung zum Körper sowie einer Lebendigkeit, die nicht mit Lebenslänglichkeit verquickt ist. Die neue Lust als Bote einer neuen Zeit: Wer's tun will, sollte aufmerksam Herz und Bauch lauschen. Weil nicht alles, was vögeln kann, fliegt. Und die harte Landung nach einer harten Landung ganz besonders schmerzen wird.Tipp: Gabriele Kuhn liest am 20.1. um 19.30h aus ihrem Buch "Alles. Nur nicht perfekt" (KURIER Edition) in der Buchhandlung MORAWA, Wollzeile.

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