Die FREIZEIT-Sexkolumne im Weblog: DAMENQUAL

Freundschaft ist wichtig zum Sandburgenbauen. Der Rest ist so schön wie fragwürdig: Mischen doch Freundinnen immer mit - selbst bei der Wahl des neuen Lovers.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Als listig-lästige „Stimmen aus dem Off“ sind sie mitunter mächtiger als das kritischste Über-Ich.

Einfach, hopplahopp, munter drauflosvögeln - ohne davor ein Kompendium an wenn, und aber, woher und wohin runterzubeten, das kann durchaus fein sein. Auch für Frauen. Es tun, ohne extensiv herumzudiskutieren und stundenlang Grundsatzfragen an das Universum zu schicken - das wirkt auf den nicht abgeneigten Single zuweilen so befreiend wie ein Chiropraktiker. Und gehört ins Beischlaf-Repertoire einer erwachsenen Dame, muss also schon einmal sein dürfen. Man ist ja schließlich mündig und kann sein Zeugs selbst verantworten. Wären da nicht die lieben Freundinnen. Die nämlich sind backstage stets dabei im Leben einer Frau - ein halblustiges Ballungszentrum an Meinung, Einmischerei, Wichtigtuerei. Selbst wenn sie nicht persönlich anwesend sind, wirken sie wie eine dritte Instanz, die alles weibliche Tun und Lassen unermüdlich erste Reihe fußfrei be- und verurteilt. Ein Live-Stream an Schrillheit, Betulichkeit, künstlicher Aufregung - radikal, mütterlich, neidisch. Und das unter dem Deckmantel der Fürsorge. Da thront es also im Hinterkopf, das schnatternde Weibsvolk - als eine Art nicht mehr ganz jüngstes Gericht, saugt an bunten Getränken und gibt zu allem und jedem seinen süßen Senf ab. Kopf-Stimmen aus dem Off: Schahatz, geht nicht, geht gar nicht, der ist wirklich nix für dich. Diesen Vollbart können wir vier absolut nicht tolerieren. Du hast dir wirklich etwas Besseres verdient. Glaub deinen lieben Freundinnen! Auf dieses stete innere Einflüstern konditioniert, beginnt reflexartig der stumme Dialog mit dem mächtigen Freundinnen-Über-ich, als wär's das Orakel von Delphi: Soll ich, soll ich nicht? Was würden Puppi, Krethi, Plethi dazu sagen? Ist er gut genug, fesch genug, reich genug? Und schon punkten die Parlamentsmitglieder: Stimmt, in so einem Vollbart stecken womöglich die Keime einer ganzen Kompanie an Verflossenen, Steakreste inklusive. Und mit Hengst Clooney kann der gute Mann erst wieder nicht mithalten. Schwupps hat es sich ausgeträumt und ausgeflirtet - das war's dann wieder einmal. Bye bye Love. Bye Bye Happiness. Böse wird's, wenn sich - frisch verliebt - ein Starkstrom an jungem Glück in die Damenrunde ergießt: Kinder, es gäbe da wieder wen in meinem Leben und das wäre der Gusti. Das ist Spiritus im Feuer des Ermittlungskommandos. Die angehende Astrologin lässt sich hurtig die Daten des Newcomers übermitteln. Die Journalistin googelt den Mann in der Sekunde vom Kopf bis zum Geschlechtsteil. Die Frau Doktor hätte gerne etwaige Bilddokumente in Sachen Antlitzdiagnose. Die Immobilienmaklerin fragt nach seiner Adresse. Und kaum hat man die erste passable Nacht mit dem netten Herrn verbracht, flattert auch schon der amikal gemeinte Befund in die Intimsphäre: Geht nicht, Süße. Vergiss good Gusti. Sein Saturn steht im Quadrat zu seinen Blutwerten, googletechnisch findet sich kein einziger läppischer Eintrag und, bitteschön, wer in der Gartenstraße von Nonamehausen residiert, kann nur ein Doppelflop sein. Thanx a lot, die Ladies. Es geht eben nichts über das gar innige Band namens Freundschaft.

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