Die FREIZEIT-Sexkolumne im Blog: Männerüberschuss

Damenwahl oder verzichtbare Massenabfertigung: Wenn es um das illustre Wort „Gangbang“ geht, dann rümpfen die meisten Menschen erst einmal die Nase.
Gabriele Kuhn

Gabriele Kuhn

Aber oho! Von so einer engagierten Herrenrunde träumen mehr Frauen, als wir zu ahnen wagen.

Zwei Menschen, Frau und Mann - nicht miteinander verheiratet, sondern geheim liiert - outeten sich vor Kurzem nicht nur als geneigte Leser, sondern als Spekulanten. Also nein: keine riskanten Anlagen und von wegen Immobilienblase. Das (niveauvolle) Paar liebäugelt mit einem ungewöhnlichen sexuellen Abenteuer, das die Welt salopp in folgende Wortschöpfung gießt: Gangbang. Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia erklärt folgendes dazu: "Eine besondere Form des Gruppensex ist der Gangbang, der sich durch eine extreme Überzahl männlicher Teilnehmer und durch abwechselnde Penetration einer Frau oder eines Mannes auszeichnet. Der Begriff kommt aus dem Englischen von gang (Gruppe) und bang (vulgär für koitieren)." Klar, das Gros der Menschen assoziiert damit erotischen Trash. Sorglos auf Motorhauben drapierte Frauen, die einen nach dem anderen drüberlassen und das seltsamerweise gaudig finden. Das löst wohl nur bei einer Minderheit Beifall aus, ich spür' da auch kein akutes Drängen und Sehnen. Aber, sagt das innovationsfreudige Paar. Da gibt's etwas. Und das wäre gar nicht so gossenlastig, wie sich unsereiner das vorstellt. Von wegen primitive Parkplatzvöglerei und grindige Typen. In dieser illustren Runde frönen echte Gentlemen dem Muschi-Turnus - höflich, gewaschen und geföhnt: Handkuss, Madame, Herr Sowieso mein Name - ich dringe jetzt, wenn's genehm wäre, als die glückliche Nummer dreizehn in Sie ein. Und da hatte ich ihn auch schon per Mail, den dazugehörigen Internet-Link: Auf www.lordgangbang.com ist von "Herrenüberschuss mit Stil" die Rede. Ein Service in München, das Frauen hinten und vorne, multipel beglücken will. Und gib ihr. Das - echt?! - völlig ohne finanzielle Interessen, anspruchsvoll, safe, individuell. Dem Cosmopolitan war die Pikanterie einen Artikel wert: Potenzierte Lust hieß die Geschichte und darin outet sich die lustige Meike als feucht-fröhlicher Fan. Von selbst zu bestimmen, wer sie verwöhnen dürfe, hätte genauso was, wie mehrfach begehrt zu werden. Die meisten Frauen, so einer der gnä Lords, käme, um zu kommen. Möglichst oft, möglichst lang, maximal exhibitionistisch. Ein bissl puffig - was fehlt, ist der monetäre Aspekt. Das scheint so schmutzig, wie es sein soll, aber gerade noch so sauber, wie man sich das als gepflegte Dame wünschen darf. "Sex als Wellness" fantasiert sich eingangs genanntes Paar diese Variante der Verkehrsregelung: "In dieser dafür notwendigen gediegenen Umgebung mit entsprechenden Personen eine durchaus denkbare Vorstellung, die nicht abstoßend, sondern erotisch wirkt." "Prüderie ist eine Art Geiz. Und zwar der schlimmste", ist bei Stendhal nachzulesen. Auch wer Intimes betont weltoffen leben will - so eine vaginale Massenkundgebung sei wohl überlegt, weil verdammt heikel. Was auch Mr. und Mrs. No Name irgendwo ahnen dürften, schreiben sie mir doch: "Es wird aus verschiedenen Gründen nie dazu kommen, aber allein die Vorstellung ist schön." Yep, oft einmal ist die heißer als die Praxis.

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