Wien macht sich verdächtig

Alexander Rabl

Alexander Rabl

Wenn man während der vergangenen Jahre das gastonomische Wien mit anderen Städten verglich, konnte man dabei folgendesn Eindruck gewinnen : London, Berlin und natürlich die Fresshauptstadt Nummer 1, Paris, wetteiferten miteinander um den ersten Platz der Innovation in der urban-modernen Verpflegung. Wien hingegen ging es betont zurückgelehnt und lässig an.

Ein europäischer kulinarischer Spitzenplatz war der Stadt ungefähr so wichtig wie als Nummer eins der beliebtesten Ski-Orte der Welt gewählt zu werden.

Nun aber registrieren wir alle paar Wochen die Eröffnung eines relevanten Restaurants. Wien macht sich verdächtig, spät, aber dafür ordentlich die Lust am Ehrgeiz entdeckt zu haben.

Es wird eröffnet und aufgesperrt, was das Zeug hält. Und das, obwohl die Wiener eh über eines der dichtesten Netze an Beisln, Cafés, Bars und modernen Restaurants verfügten. Hungrig bleibt in dieser Stadt keiner.

Doch die Qualität dessen, was die Bewohner der gerade noch so betont unehrgeizigen Stadt gerade kriegen, ist neu.

Über Konstantin Filippous neues Lokal mit dem selbsterklärenden Namen Konstantin Filippou wurde auch im Kurier schon ausführlich berichtet. Wie man hört, ist das nordisch-griechisch-coole Restaurant seit dem Abend der Eröffnung ausgebucht.

Jetzt hat der chinesische Unternehmer und Koch Simon Xie Hong dem Stadtbild einer kulinarisch aufgeweckten Gesellschaft eine weitere spannende Facette hinzugefügt.

Das ON Market auf der linken Wienzeile ist so was von einem programmierten Erfolg. Das zeigten schon die ersten Stunden nach dem Aufsperren, als die Wiener Fresseria sich um Plätze drängte und vor Vergnügen quietschte, als die ersten Teller und Schälchen aufgetischt wurden.

Auch an anderern gastronomisch interessanten Orten wird gerade gebohrt und gehämmert. Das während der vergangenen Jahre nicht gerade im Fokus des Interesses und der Begierden gestandene Livingstone soll mehr als ein Facelifting bekommen.

Neo-Besitzer Robert Glock hat sich ein paar gute Leute an Bord geholt. Steaks soll es weiterhin geben. Am Drumherum wird gebastelt.

Spannend wird auch das Zusammentreffen zweiter Steirereck-Stars aus der alten Zeit, nämlich Helmut Österreicher und Herbert Schmid, die im Artner am Franziskanerplatz Restaurant und Küche neu ausrichten werden. Ob sich Helmut Österreich tatsächlich noch einmal selbst an den Herd stellen wird?

In ein paar Wochen soll auch in den Räumen des ehemaligen Lobster-Docks, einem Looser-Lokal mit bemerkenswerter Konsequenz, eine Tiroler Aprés-Ski-Bar mit Disko und Reinhard Gerer-Küche entstehen. Über die Qualität der Küche made by Gerer muss man sich wenig Sorgen machen.

Ob der Rest des Unterfangens allerdings kultig oder eher peinlich wird, darauf dürfen wir gespannt sein.

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