Spargelwein? Gibt es nicht!

Halbzeit für den Spargel. Und ein tiefer Blick ins Glas.
Alexander Rabl

Alexander Rabl

Das Märchen vom Spargelwein ist gleich zum Vergessen. Es gibt ihn sowenig, wie es Schweinsbraten-Wein oder Schinken-Käse-Toast-Wein gibt.

Ein kühl kalkulierter Marketinggag, um junge, säurebetonte und sonst wenigsagende Weine an den Käufer zu bringen, das ist gewiss. Bei mir funktioniert das ebensowenig wie der Bioschmäh beim Frühstücksei.

Doch der Spargel hat Durst. Er will trinken und etwas Gutes sollte es sein. Dabei ist der Herr, der seit einigen Wochen auch aus den österreichischen Feldern schießt, bei den Getränken durchaus wählerisch, aber keine Zicke.

Die Weinempfehlung zum Spargel richtet sich nach der Art, wie dieser zubereitet und gegessen wird. Das ist so logisch und einfach, dass es von vielen vergessen wird.

Angenommen, jemand serviert Ihnen Spargel mit einer säuerlichen Vinaigrette, möchten Sie dazu einen steirischen Sauvignon trinken? Eher nicht. Ein duftiger Veltliner, aus dem Weinviertel vielleicht sogar, passt da besser. Wobei: wenn sich in der Vinaigrette zuviel Essig findet, greife ich lieber zum Bier.

Serviert man den Spargel lauwarm und lässt bei der Marinade alles Essigsaure weg, greift vielleicht zu einem hochklassigen Olivenöl, wird die Frage nach einem guten Sauvignon Blanc erneut zu stellen sein. Er passt, besonders wenn es sich beim Spargel um den grünen Vertreter dieses frühlingshaften Kultgemüses handelt, dass nicht nur wegen seiner phallischen Form so beliebt sein dürfte.

Weil es in Österreich ohne Panier nicht geht, gibt es Spargel auch gerne gebacken, oft sogar mit Schinken und Käse als Gordon Bleu, wie es Christian Domschitz in seinem Vestibül serviert. Dazu trinke ich am liebsten einen fetten Veltliner aus dem Kamptal (Bründlmayer) oder auch vom Wagram (Ott).

Mir allerdings passt zum Spargel am ehesten ein Ei. Das kann gehackt sein und vorher hartgekocht, weil es sonst mit dem Hacken schwierig ist, oder eben nicht hart gekocht, pochiert oder geschält und auf den Spargel gelegt, sodass sich der Dotter über das Gemüse ergießt, wenn man das Ei anschneidet. Oder auch als Spiegelei. Am besten kommt das Ei allerdings als Sauce Hollandaise. Dazu braucht es in jedem Fall einen Wein, der aus dem Kindergartenalter entwachsen ist.

In Gumpoldskirchen fand ich dazu einen Neuburger, der dort auch wächst, gerade wunderbar. Dann wieder war es ein junger Chablis, den Pepi Sodoma in Tulln einschenken ließ. Beides Weine, die man gemeinhim nicht zum Spargel erwarten würde.

Und dann noch etwas: Spargel mit Spiegelei, Butter und Parmesan, in Italien auch "Bismark" genannt, kann auch gut mit Champagner. Der Herr im frühlingshaften Weiß und Grün weiß nämlich durchaus, was gut ist.

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