Neuwahlen? Nix wird g'scheh'n!

Immer gegen die Deutschen!
Die große Chance auf einen Kärntner Hygiene-Akt wäre da. Gäbe es nicht die vielen politischen Abers.
Michael Hufnagl

Michael Hufnagl

Wir erleben den Skandal, sehen das Sittenbild, erkennen die Sümpfe. Wir staunen über ein korruptes System, wundern uns aber längst nicht mehr darüber. Lustig: Ausgerechnet heute findet am Wörthersee die Fête Blanche statt. Da sind weiße Westen gefragt. Einerlei. Die Ereignisse der vergangenen Tage haben einen Filz offenbart, der - gäbe es ein moralisches Bewusstsein - vor allem eine Konsequenz haben müsste: Das bedingungslose Übernehmen politischer Verantwortung.

Wann, wenn nicht jetzt, müsste es eine Rücktrittswelle geben? Wann, wenn nicht jetzt, müsste es laute Signale für eine Radikalkur geben? Wann, wenn nicht jetzt, müsste es Neuwahlen geben? Aber, wie so oft: Der Hausverstand ist ein Idiot. Heißt: So sehr ein völliger Kärntner Neubeginn auch auf der Hand liegen mag, so sehr sich eine Mehrheit von Menschen und Politikern eine solche auch wünschen mögen - es gibt viel zu viele Argumente dagegen. Auf österreichisch: Nix wird g`scheh`n.

Denn, denn, denn, ...

Denn ... es handelt sich laut Landeshauptmann Dörfler in erster Linie einmal um eine "unerträgliche Menschenhatz".

Denn ... noch sind es lediglich Ermittlungen, allerlei Aussagen, keine rechtskräftigen Urteile, die im Raum stehen. Und ehe die Justiz keine endgültigen Entscheidungen gefällt hat, braucht es die Politik erst recht nicht zu tun. Mehr noch, weil Fingerspitzengefühl keine politische Kategorie ist.

Denn ... der große Schuldige ist ja in Wahrheit der Jörgl, und der ist tot.

Denn ... die FPK hat nicht das geringste Interesse an vorgezogenen Wahlen, die im schlechtesten Fall das mühsam errichtete Bauwerk der Macht zum Einsturz bringen könnten.

Denn ... auf Kärntner Landesebene würde laut geltendem Gesetz bei einem diesbezüglichen Antrag ein Boykott der FPK-Abgeordneten eine Neuwahl unmöglich machen.

Denn ... so richtig fordernd sind die Appelle aus den anderen Bundesländern, von anderen Parteien auch wieder nicht. Womöglich deshalb, weil das System dort nicht anders funktioniert, sondern bis dato nur unentdeckt blieb. Wer braucht da schon große Wellen? Wer braucht da schon Aufklärung und Aufarbeitung bis ins kleinste Detail?

Denn ... es sollen bitteschön die Kärntner ihre Jauchegrube selbst ausheben.

Denn ... es könnte zwar die Bundesregierung einen Neuwahl-Antrag stellen, aber das hat es in der zweiten Republik noch nie gegeben und ist nur für einen staatspolitischen Notfall vorgesehen.

Denn ... es könnte in einem Fall von Wiener Einmischung der Kärntner Stolz verletzt, ein Abwehrkampf-Verhalten provoziert, eine Märtyrer-Legende geboren werden.

Denn ... es geht allen Beteiligten weniger um die Chance auf den großen Hygiene-Akt als vielmehr um die Strategie, wem Wahlen im Hinblick auf mögliche neue Machtverhältnisse nützen bzw. schaden könnten.

Denn ... es wäre unter der Annahme, dass die handelnden Personen die gleichen blieben, ein schmutziger Wahlkampf garantiert.

Denn ... laut Gerhard Dörfler "würden Neuwahlen nichts ändern."

Unfreiwillig pointierter kann man ein österreichisches Schicksal nicht auf den Punkt bringen.

Lei Lei.

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