Mein neuer Freund

Würden Sie für Luki auf Bowie verzichten? Ina tut's!
Ina Lange

Ina Lange

Inständig hoffte ich, dass Frau Holle zum letzten Mal ihre Betten ausschütteln würde.

von Ina Lange

läuft neuerdings mit Pulsuhr

Mein neuer Freund heißt Luki. Er begleitet mich seit kurzem bei jedem Lauftraining und ist ehrlichgesagt eine ganz schöne Bremse. Ich mag ihn. Er sieht zwar nur durchschnittlich aus, aber meine Gesundheit - insbesondere mein Herz - scheint ihm ein Anliegen zu sein und deswegen achtet er auf das richtige Tempo. Mit Luki zu laufen war am Anfang zwar ungewohnt, da ich es gewohnt bin allein und mit Musik zu laufen, aber er ist es wert auf David Bowie zu verzichten (und das würde ich nicht über jeden sagen). Außerdem erinnert mich sein Name an Trainer Lukas und damit automatisch an Worte wie “niedriger Puls”, “Regenerationstage” etc. und somit erfüllt er umso mehr seinen Zweck.

Zähne zusammenbeißen

Ich bin wirklich überrascht wie schnell sich eine Verbesserung beim Training mit Pulsuhr zeigt. Nach schwimmen am Dienstag, stand Mittwoch eine Stunde laufen auf dem Plan und das Gehen wurde schon deutlich weniger. Richtung Schwedenplatz war es sogar richtig angenehm, nur zurück, als der Wind mir entgegen bließ und mit ihm der Schnee, wollte ich nur noch schnell nach Hause. Aber Luki sorgte dafür, dass ich länger zur schützenden U-Bahnstation brauchte als ich es gern gehabt hätte. Inständig hoffte ich, dass Frau Holle zum letzten Mal ihre Betten ausschütteln würde. Offensichtlich hatte Frau Holle mein Hoffen erhört und so erwartete mich Donnerstag die Ahnung einer Sonne am Donaukanal. Kurzzeitig kam sie sogar raus - ganz jedoch erst als ich, wieder zu Hause angekommen, aus dem Fenster blickte. Welch Gefühl die Handschuhe ausziehen zu können, meine Motivation war am Höhepunkt. Außerdem war ich so erfreut nicht mehr ständig gehen zu müssen (nämlich gar nicht mehr), dass ich die Strecke ein wenig verlängert und auf 71 Minuten erhöhte. Freitag holte ich mir dann meine Lieblings-Youtube-Trainerin Jillian Michaels ins Wohnzimmer und ließ mich von ihr beim Programm “no more trouble zones” zum Durchhalten seltsamer Übungen motivieren. Wenn es schwer fiel und schon alles weh tat rief ich mir immer die Tests beim IMSB in Erinnerung: Denk an die Hüfte! Denk an die fehlenden Muskeln in Oberschenkel und Gesäß, die dir das Laufen erleichtern würden! Also Zähne zusammenbeißen und weiter. Fürs Durchhalten der Oberarm-Übungen hatte Jillian selbst die notwendige Motivation parat: “Das einzige Körperteil, das viele Menschen nackt von Ihnen zu sehen bekommen.” So habe ich meine Oberarme noch nie betrachtet.

Samstag stand dann wieder laufen am Programm und die Freude ist riesig. Nicht nur dass ich durchgehend (langsam, sehr sehr langsam) laufen konnte ohne das mein Puls die 155 übertrat, ich war gleich 4 Minuten schneller als am Donnerstag ohne dass ich das Gefühl hatte mich mehr anzustrengen. Ich bin wirklich überrascht wie schnell sich eine Verbesserung beim Training mit Pulsuhr zeigt. Habe ich schon erwähnt? Aber ich bin wirklich überrascht. Der Spaß ist in meine Laufschuhe zurückgekehrt.

Das Monstrum im Wohnzimmer

Neben Luki hat noch jemand anderer Einzug in mein Leben gehalten: Emil das Ergometer. Ich bin mir noch nicht sicher was ich von dem Monstrum halten soll, schließlich wollte ich mein Wohnzimmer nie mit so einem Mahnmal der Sportlichkeit verschandeln, das in den meisten Haushalten wohl mehr Staubfänger als Trainingsgerät ist. Doch der alte Freund ist schuld und während er sich voller Elan draufgeschwungen hat, betrachte ich das ganze erstmal aus der Ferne, während die Frage der Ärztin in meinem Kopf auftaucht: “Sonst fahren Sie wohl nie auf einem Fahrrad oder Ergometer, oder?”

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