Satellitenfotos decken "Narben" der Erde auf
Dem Auge aus dem All bleibt nichts verborgen - so auch die von Menschenhand gemachten Narben
Dem Auge aus dem All bleibt nichts verborgen. "Mit der modernen Technologie kann der Eingriff des Menschen in die Natur schön dokumentiert werden", erzählt mir Paul Schreilechner, als wir uns am Dienstag Vormittag im Saal 50 des Naturhistorischen Museums in Wien unterhalten.
Er ist aus Salzburg angereist, um die Sonderausstellung "Human Footprint" zu eröffnen(mehr dazu hier). Die Fotoschau beruht auf dem gleichnamigen Bildband, den Schreilechner gemeinsam mit Markus Eisl und Gerald Mansberger 2011 im von den drei Autoren gegründeten Verlagshaus eoVision herausgegeben hat.
Beherrschend und beherrscht
Der Zeitpunkt der Fotoschau ist gut gewählt, hat das Trio doch diesen Herbst ein brandneues Werk vorgelegt. Im 2,7 Kilogramm schweren "Wasser. Die Entdeckung des Blauen Planeten" fokussieren die Fernerkundungsexperten auf die wohl wichtigste Ressource, die die Menschheit kennt. In rund 150 Satellitenaufnahmen werden die vielfältigen Erscheinungsformen des blauen Bluts der Erde thematisiert.
Die Auflösung der Bilder: messerscharf. "Ein Bildpunkt (Pixel) entspricht 50 mal 50 Zentimeter am Boden", der für zivile Satellitenfotos erlaubte Wert ergebe sich aus der Gesetzeslage in den USA, erklärt Schreilechner. Technisch seien bereits 30 mal 30 Zentimeter möglich.
Die großformatigen Abdrucke sind ästhetisch beeindruckend. Flüsse mäandern durch saftig-grüne Landschaften, Korallenriffe glänzen inmitten des türkis-schimmernden Ozeans bis hin zu dank des Wassers fruchtbaren Hochtälern spannt sich der Bogen.
Doch die Schattenseiten werden nicht ausgespart. Das Schmelzen der Polkappen, Verschmutzung durch Ölkatastrophen, Überschwemmungen oder - wie es im Buch heißt - "der exorbitante Wasserverbrauch und die Versalzung der Böden", verursacht von den Bewässerungsanlangen, die in der industriellen Landwirtschaft des 21. Jahrhunderts eingesetzt werden. Als ich nachfrage, wird Mitherausgeber und Fernerkundungs-Experte Gerald Mansberger trotz seiner Erfahrung etwa bei den "unglaublichen Dimensionen der Aquakulturen in China" nachdenklich.
Das ganze Interview mit Gerald Mansberger zur Entstehung der Satellitenbilder lesen Sie hier.
Schreilechner betont aber, dass eoVision mit den atemberaubenden und teils zugleich schockierenden Satellitenaufnahmen "nicht moralisierend auftreten" will. Man möchte lediglich zeigen, "was der Mensch alles zerstört hat. Jeder kann sich selbst ein Bild machen."
Streifzug durch den Bildband
Weiterführende Infos
Link zur eoVision-Website
Zum Verlag Frederking & Thaler
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