Ein fast perfekter Tag

Ein fast perfekter Tag
Staatsmeisterschaften Podersdorf
Georg Swoboda

Georg Swoboda

Die letzte Woche stand ganz im Zeichen der Staatsmeisterschaft auf der Triathlon Langdistanz in Podersdorf. Als letzte große sportliche Aktivität vor dem Wettkampf habe ich am Dienstag Abend an einem Zeitfahren teilgenommen und konnte dieses mit einem Schnitt von beinahe 49 km/h gewinnen.

Dies hat mir einerseits natürlich viel Selbstvertrauen gegeben und mir andererseits gezeigt, dass ich eine noch nie dagewesene Radform aufweise. Es hat sich schlussendlich sehr deutlich ausgewirkt, dass ich in den letzten beiden Jahren seit meiner Bandscheiben-Operation vorwiegend am Rad trainiert habe. Weitere „Zutaten“ an dieser positiven Entwicklung sind das intensive Höhentraining am Altitrainer, sowie eine neue unglaubliche Sitzposition auf meinem Argon 18, welche ich in Zusammenarbeit mit meinem Mechaniker Gerhard Hawlik mittels Retüil-Vermessung erarbeitet habe.

 

Jetzt zum Rennen:

Trotz der selbst gesteckten hohen Erwartungen an das Rennen, kann ich sagen, dass ich vor dem Start insgesamt sehr ruhig und entspannt war. Auch als um 06.30 Uhr die Entscheidung getroffen wurde, dass ohne Neo zu schwimmen ist, hat mich dies nicht beunruhigt, sondern mir lediglich bewusst gemacht, dass ich ein absolutes Traumrennen abliefern muss, wenn ich den Streckenrekord auf meiner Lieblingsstrecke bei der vorherrschenden Hitze brechen will.

Kurz nach dem Schwimmstart musste ich den nächsten kleinen Dämpfer hinnehmen. Nachdem mich ein Fuß im Gesicht getroffen hat, musste ich eine kurze Pause einlegen, um die verrutschte Brille zu Recht zu rücken. Die Durchgangszeit nach der ersten Runde bestätigte jedoch mein Gefühl, dass ich sehr schnell unterwegs bin. Für mich als schlechten Schwimmer bedeuten 29:30 ohne Neo wirklich viel. Die zweite Runde im See war eine einsame Angelegenheit und wie so oft, wenn ich ohne Gegner oder anderen Anhaltspunkt im Wasser unterwegs bin, hat mein Tempo etwas nachgelassen.

Als ich nach 1:02 den Wogen des Neusiedler Sees entstiegen bin, war ich wirklich sauer, da es mit deutlichem Rückstand auf die Führenden galt, volle Attacke am Rad zu fahren.

Bereits nach 15 Kilometern bin ich auf Alexander Frühwirth aufgefahren. Keine 30 Kilometer später habe ich Niko eingeholt. Zu diesem Zeitpunkt habe ich kurz überlegt, ob ich ein taktisches Rennen fahren soll, um genug Kraft für den Kampf um den ersten Platz zu sparen, oder ob ich weiterhin versuchen soll, den Streckenrekord zu brechen. Obwohl der Rekord nach der schlechten Schwimmleistung und den zu erwarteten Strapazen auf der Laufstrecke wegen der hohen äußeren Temperaturen realistisch betrachtet außer Reichweite war, bin ich meiner Einstellung, dass ich bei Ironman- und Langdistanzrennen niemals in Gruppen fahre, treu geblieben und schaute deshalb, dass ich weg komme und meine Gegner abschütteln kann.

Nach 90 Kilometern hatte ich bereits 6 Minuten Vorsprung bei einem Schnitt von 42,4 km/h.

Im Gegensatz zum Schwimmen, wo mir manchmal die Bezugspunkte fehlen, bin ich am Rad unterstützt durch die Informationen von meinem SRM konstant schnell unterwegs. Lediglich in der 6ten und damit letzten Runde habe ich 2 Minuten verloren. Dies ist insofern ärgerlich, da ich ansonsten den Disziplinen-Weltrekord hätte brechen können. Dieser wird seit der Challenge in Roth im Jahr 2011 von Wolfgang Raelert gehalten, als er für den Radsplit 4:11:43 benötigt hat.

An solche Kleinigkeiten denkt man halt während des Wettkampfs nicht und ich hatte noch einen soliden Marathon zu laufen und wenn möglich den Streckenrekord zu brechen.

Ich ging deshalb beherzt auf die Laufstrecke und bin zunächst mit einem 4er-Schnitt angelaufen. Nach den ersten Kilometern meldeten sich allerdings schon leichte Krampfgefühle im Oberschenkel. Mit dem Wissen um meinen Vorsprung drosselte ich deshalb das Tempo, da der Staatsmeistertitel ein bei weitem wichtigeres und emotionaleres Ziel war als die Endzeit.

Der Halbmarathon war nach 1:30 absolviert und der Vorsprung lag bei beruhigenden 12 Minuten. Die Hitze machte die nächsten zwei Runden nicht einfacher und ich war heilfroh, als ich nach 8:26 letztendlich sehr souverän mit einigem Vorsprung durch den Zielbogen gelaufen bin.

Es war geschafft: Langdistanz-Staatsmeistertitel auf meiner Lieblingsstrecke!!!

 

Neben meiner eigenen Leistung freue ich mich über das gute Abschneiden von Niko Whilidal, der sich den Titel des Vizestaatsmeisters sichern konnte. Er ist ein hervorragender Wettkämpfer und Athlet, der auf allen Triathlon-Distanzen (Sprint, Olympisch, Mittel und Lang) echt stark, sehr konstant und darüber hinaus wahnsinnig sympathisch ist.

Weniger erfreulich empfinde ich Aussagen DER österreichischen Triathlon-Legende im Ziel. Wenn er meint, dass er in der Radform seines Lebens ist und trotzdem nicht weiß was die anderen „jungen Buam“ besser machen als er, kann ich ihm da gerne weiterhelfen.

Lieber Alex, du warst nie, bist es im Moment nicht und wirst wahrscheinlich niemals wirklich stark am Rad sein. Gute Splitzeiten auf der Radstrecke hast du zumeist nur einem guten Windschatten zu verdanken gehabt. Besinne dich auf deine Stärken, wie das Laufen, bevor du andere kritisierst. Triathlon besteht glücklicherweise aus drei Disziplinen und ich nehme mich da nicht aus. Ich werde zum Bespiel das Schwimmen wohl auch niemals lernen, obwohl ich viel trainiere. Ich kann es einfach ned und werde es wahrscheinlich nie lernen!

 

Bei aller Euphorie über den Sieg bin ich auch ein wenig traurig, dass es mir nicht gelungen ist, den Streckenrekord zu brechen. Allerdings gibt mir das sofort wieder einen Grund auf meine Lieblingsstrecke zurückzukehren.

Podersdorf, ich komme wieder und der Rekord wird fallen!

 

 

Kommentare