Das größte (irrste) Abenteuer unserer Zeit

Alle Teams und ihre Reiserouten von London in die Mongolei (und ein Stückchen weiter)
Eine Kleinwagen-Rally von London bis nach Ulan Bator. Wer schafft es bis zum Ziel?
Bernhard Gaul

Bernhard Gaul

Mit dem Kleinwagen von London nach Ulan Bator - wenn keine Probleme auftreten, läuft was schief.

von Bernhard Gaul

über eine Rally der besonderen Art

Es gibt sie noch, die großen Abenteuer unserer Zeit. Und die großen Abenteurer.

Fern von allen Problemen unserer Zeit, setzen sie sich in Kleinwagen (sogar Mopedautos sind dabei), und nehmen den Kampf auf:

Seit zehn Jahren findet jeden Sommer ein Rally statt, die eben als "größtes Abenteuer unserer Zeit" gilt. Vor allem, weil die Rally weit davon entfernt ist, wie die Gumball 3000 eine Rally mit schnellen, teuren Autos zu sein. Sie hat auch nichts damit zu tun, dass man schnell sein muss. Die Herausforderung ist eine andere:

  1. Das Auto muss alt sein, der Hubraum muss unter 1000 ccm sein. (Also eigentlich nur alte Kleinwagen)
  2. Wer als Erster das Ziel erreicht, bekommt nichts. Es geht nicht ums Siegen.
  3. Es müssen mindestens 1000 britische Pfund für Charity gespendet werden.
  4. Es darf kein Begleitfahrzeug (wie bei allen anderen Rallys üblich) mitfahren.

Es geht also um das Abenteuer für die Fahrer. Wie schafft man es, mit wenig Geld, meist ohne Kenntnis der lokalen Sprachen und viel Zeit, sich bis in die Mongolei durchzuschlagen? Quer durch Südosteuropa, die Türkei oder Russland, durch Georgien oder den Iran, und die vier Stans, Kasachstan, Kirgisien, Tadjikistan und Turkmenistan.

Es geht darum, eine lange Reise anzutreten, bei der man Probleme bekommen wird. Mit der Gruppe, die ja auf engstem Raum viele viele Stunden im Auto verbringen muss. Mit dem Auto, das wohl kaum ohne grobe Probleme die vielen tausend Kilometer schaffen wird. Mit den Behörden, da nicht wenige Visas, Permits, oder andere schikanöse bürokratische Hürden bewältigen müssen. Und mit sich selbst. Es soll vorkommen, dass bei einigen Teilnehmern Selbstzweifel auftreten, was sie etwa im Pamir-Hochgebirge eigentlich machen, in Kirgisien oder im östlichen Iran.

Fighting to make the world less boring

Veranstalter ist ein britischer Klub, der sich The Adventurist nennt. "Das Leben weniger langweilig machen", ist das Motto.

280 Teams machen bei der aktuellen Mongol Rally 2015 mit. Die Veranstalter warnen eindringlich alle, die mitmachen wollen:

Teilnehmer der Rally haben sich schwer verletzt und ihr Leben verloren

"Ihre Chancen, sich bei der Rally schwer zu verletzten oder zu sterben, sind hoch. Manche Teilnehmer der Rally haben sich schwer verletzt und ihr Leben verloren. Das ist kein Urlaub. Das ist ein Abenteuer, das auch extrem riskant sein kann", warnen die Veranstalter auf ihrer Homepage.

Mein Team kommt aus Neuseeland, und heißt "makingtrax". Mein Schwager Jeremy ist Neuseeländer, und hatte vor ein paar Jahren einen schweren Sportunfall, der ihn soweit gelähmt hat, dass er nur mehr einen Arm bewegen kann, und das nur eingeschränkt. Eingeschränkt ist er deshalb aber nicht, er geht Fallschirmspringen oder Rafting, immer mit Hilfe von Freunden, und hat sogar eine Abenteuer-Reisebüro gegründet für Menschen in einer ähnlichen Situation.

Und jetzt hat er sich eben ein Team aus Freunden organisiert, zu sechst fahren sie in zwei älteren Toyota Yaris.

Bis Japan weiter

Es gibt Teams, die schon am Ziel angekommen sind. Andere wollen bis Japan weiter fahren. Zwei Fahrzeuge sind übrigens bereits am ersten Tag liegen geblieben.

Beeindruckt hat mich auch das Team "wrong direction", das derzeit in Spanien Tapas und Sangria genießt.

Unser Team hat es bisher erst nach Bulgarien geschafft. "Je früher wir ankommen, desto früher muss ich wieder arbeiten", erklärte mir Ben, einer der Teammitglieder.

Ich hatte das Glück, dass das Team in Wien einen Zwischenstopp machte, und wir den "Kiwis", vier von ihnen sind zum ersten Mal in Europa, Wien zeigen konnten.

"Und was ist euer nächster Stopp", fragte ich.

"Zu Bekannten nach Tschechien, dort werden wir morgen übernachten."

"Und dann?", war ich neugierig.

"Keine Ahnung. Nach Montenegro."

"Toll. Kennt Ihr jemand dort?"

"Nein"

"Wart ihr schon mal in Montenegro?"

"Nein. Der Name klingt cool. Schwarzer Berg."

Keine Planung

Offenbar haben sie besser als ich verstanden, worum es bei der Mongol Rally geht. Jedenfalls nicht um eine genaue Planung. Tatsächlich sind sie danach über die Slowakei bis nach Kroatien gefahren, und jetzt in Bulgarien.

Für all jene, die jetzt am Schreibtisch sitzen, oder in der U-Bahn auf das kleine Handy-Display schauen: Die Teams sind teils grandios auf den sozialen Kanälen vertreten und posten über ihre Reisen.

Unter #mongolrally2015 einfach suchen, die meisten Teams haben natürlich auch eigene Seiten auf Tumblr, Facebook, Twitter oder Instagram.

Aber sind das lauter Verrückte, die da mitmachen? Würden Sie mitmachen wollen? Diskutieren Sie mit!

Die Anmeldung für die Mongol Rally 2016 läuft übrigens...

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