Medien: Strache und Häupl können sich bedanken

Medien tun das, was sie seit Jahren machen: Sie grenzen ein und aus.
Jürgen Klatzer

Jürgen Klatzer

Die Duellanten Häupl und Strache können sich bei den Medien bedanken.

von Jürgen Klatzer

über die Elefantenmacher

Es sollte das Highlight des Wiener Wahlkampfes werden: Das einzige Aufeinandertreffen der Spitzenkandidaten von SPÖ, Grüne, FPÖ, ÖVP und NEOS. Rund 1,1 Millionen Menschen versammelten sich vor den Bildschirmen und sahen die Omnipotenz der Medien.

Insgesamt 1,1 Mio. Seher bei "Elefantenrunde" >>

Stunden vor der ORF-Puls4-"Elefantenrunde" zitierte der deutsche Politikwissenschaftler (und SPD-Mitglied) Thomas Meyer bei einer Veranstaltung im österreichischen Parlament den Soziologen Niklas Luhmann: "Was wir über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen, wissen wir durch die Massenmedien." Journalisten haben die Macht über die Information, sie entscheiden, was bis zum Rezipienten kommt und was nicht, erklärt Meyer.

Medien machen Elefanten

Zurück zu den Elefanten: Mit den Worten "eine Diskussion ist weder eine Wahlveranstaltung noch ein Wunschkonzert" unterbrach ORF-Moderator Paul Tesarek NEOS-Spitzenkandidatin Beate Meinl-Reisinger, die gerade dabei war, das "korrupte Mafiasystem der Werbeausgaben der Stadt Wien" anzuprangern. Eine Chance, dem Thema mehr Tiefe zu verleihen und eine Regierungspartei damit zu konfrontieren, gab es nicht. Man wollte von Bürgermeister Michael Häupl lieber wissen, ob er bei seinem (fixen) "Nein" zu einer rot-blauen Koalition bleibt.

Beim Thema Asyl konzentrierten sich Tesarek und Puls4-Info-Chefin Corinna Milborn vornehmlich auf FPÖ und Grüne. Aber auch Manfred Juraczka (ÖVP) durfte sich zu Wort melden. Die Frage sinngemäß: Wo steht eigentlich die Wiener ÖVP, so zwischen Grün und Blau? Anders bei Heinz-Christian Strache (FPÖ). Dieser hatte genügend Zeit, sich mit Häupl zu duellieren - ist doch üblich, oder?

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Dann noch die Tatsache, dass von den acht wienweit antretenden Listen nur fünf zur Diskussionsrunde eingeladen wurden. Die Kandidaten von Wien Anders, WWW und GfW saßen vor dem Fernsehapparat und sahen zu, als die Konkurrenz ihre politischen Inhalte dem breiten Publikum präsentieren durften - eine Woche vor der Wahl.

Nicht unparteiisch, aber trotzdem

Die "Elefantenrunde" vom medialen Duo ORF und Puls4 verdeutlichte ganz klar, Medien grenzen kleinere Parteien strukturell und inhaltlich aus. Für die Demokratie ist eine pluralistische Parteienlandschaft zwar wichtig, beim erhofften Highlight des Wiener Wahlkampfes spielte sie aber keine Rolle: Lasst die Ameisen klein, dann bleiben die Elefanten auch groß, und mögliche Veränderungen verharren im medialen Nichts.

Ach ja, das Beste kommt bekanntermaßen zum Schluss: In der ZiB2 durften Josef Kalina und Andreas Mölzer als Experten die "Elefantenrunde" analysieren. Sie seien nicht ganz unparteiisch, aber sie hätten sehr viel Medienerfahrung, sagte Armin Wolf, bevor die ehemaligen Politiker von Rot und Blau ihre Meinungen zu Rot und Blau kundtaten.

Noch Fragen? (außer: Wo war Peter Filzmaier? Dieser analysierte die Debatte - nämlich vor Ort)

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