Underground vs. Mainstream

Underground vs. Mainstream
Marco Weise

Marco Weise

Die Clubkultur verkommt zur banalen Studentenparty für Erst- bis Drittsemestrige.

von Marco Weise

über das Gleichgewicht zwischen kommerziellen Bookings und spannendem Underground.

Die aktuelle Clubkultur in Wien war schon mal spannender." Zu dieser Einschätzung kommt Friedrich Plöckinger, der in der Westbahnstraße/Ecke Zieglergasse das Market betreibt. Ein gut sortierter, liebevoll geführter Plattenladen, in der sich DJs mit neuem Material eindecken. Plöckinger ist aber nicht nur ein Spezialist in Sachen House und Disco, sondern auch Kenner und langjähriger Wegbegleiter der Wiener Clubkultur.

Für ihn schaffen es "die großen Clubs (Pratersauna, Flex, Grelle Forelle) nicht mehr, ein Gleichgewicht zwischen kommerziellen Bookings und spannendem Underground herzustellen." Was überall in der Welt funktioniere (der Kommerz finanziert die gewagteren Abende) existiere in Wien nicht mehr. "Titan-Bookings müllt alles mit dem selben elenden Mainstream Techno und Studentenkommerz-kompatiblen Acts (Oliver Kolletzki, Tube & Berger) oder abgelutschtem Ibizadreck zu. Mit der Folge, dass die Clubkultur zur banalen Studentenparty für Erst- bis Drittsemestrige verkommt", sagt Plöckinger.

Diese sehr persönliche und heftig ausfallende Einschätzung von Friedrich Plöckinger lassen wir an dieser Stelle mal sickern. Kommende Woche wird dann Philipp Straub aka DJ Felipe, der Verantwortliche von Titan Booking, zu Wort kommen, Stellung beziehen und über seine Arbeit plaudern.

The Toten Crackhuren im Kofferraum (abgekürzt The T.C.H.I.K.) sind eine Elektro- Schlager-Punk-Pop-Trash Band aus Berlin. Am Freitag kann man sich diese durchaus amüsanten Gören im B72 live ansehen.

Wer eher auf entspannten Folk steht, sollte sich am Freitag im Haus der Musik einfinden. Dort gastiert nämlich die US-Amerikanerin Laura Gibson. Beeinflusst von Folk, frühem Jazz und Delta Blues schreibt sie enorm schöne wie gefühlvolle Songs. Beginn: 20:00 Uhr.

Der Valentinstag ist natürlich auch bei diversen Partys ein Thema. Im Morisson Club gibt es ein Zusammenspiel vom Lonely Hearts Club und der Wiener Dating-Plattform fixzsam.at. Wer also noch auf der Suche nach dem großen Glück, dem passenden Deckel auf seinen Topf, oder einfach Singles beim Flirten zusehen will, sollte sich am Freitagabend schick machen.

Ondřej Cikán, 28, präsentiert am Valentinstag die bereits zweite Auflage seines Gedichtes "über die wahre Liebe" mit dem Titel "Prinz Aberjaja". Geschrieben hat er es auf Basis eines Märchens der tschechischen Schriftstellerin Božena Němcová (1820 -1862). Dei Lesung findet im im Tanzcafé Jenseits statt. Begleitet wird die Romantikstunde von einer Cellistin und Violistin.

In der Fluc Wanne gibt es Techno. Aber nicht den, der bei "Kein Sonntag ohne Techno" gespielt wird, sondern richtigen. Das Meat Market gastiert bereits zum vierten Mal im Club am Praterstern. Dieses Mal wird Mørbeck aus Berlin eingeflogen, der gerne harten und deepen Techno verlegt. Den Rest übernehmen Felix Bergleitner aka 7 Citizens vom Praterei Label, die Residents Cem und Gerald van der Hint.

Discoider und smoother geht es beim Club Désirée im Celeste in der Hamburgerstraße zur Sache. Als Gäste haben sich die Janefondas angesagt, die dem Clubgänger mit alten Discoplatten, neuen Edits und feinem House ein Lächeln ins Gesicht zaubern werden.

Das Donaufestival feiert dieses Jahr das 10-jährige Bestehen. Die ersten Namen des Programms wurden auch bereits verkündet. Dean Blunt, Factory Floor, Mykki Blanco, Boddika b2b Joy Orbison, Teho Teardo & Blixa Bargeld uvm. werden sich von 25. April bis 3. Mai in Krems einfinden. Diesen Samstag macht man in der Pratersauna für das Festival Werbung. Dazu wird Andy Stott aus Manchester eingeflogen. Er lässt live Maschinengeräusche, düstere Klangwolken und diverse Samples auf mächtige Beats auflaufen.

Beim Bande Á Part im Leopold setzt man auf das Talent von Palms Trax, der vom Fact Magazine auf die Shortlist der „House und Techno Producer to watch in 2014“ gehoben wurde. Sein mit Claps, Hi-Hats und Becken geschwängerter 303 Sound erinnert an frühe Detroit- und Chicago-Zeiten.

GEWINNSPIEL: KURIER verlost für das Bande Á Part im Leopold 2x2 Karten. Eine eMail mit dem Betreff "Trax" an kult(at)kurier.at genügt. Dei Gewinner werden per eMail verständigt.

Mit Tobi Neumann kommt ein Techno-Urgestein in die Grelle Forelle zur Spelunke. Im Sass wird sich DJ Friction (Freundeskreis) als Disco-Liebhaber outen.

Am Sonntag gastieren Die Nerven im Rhiz. Anstatt Tatort auf der Couch gibt es aufwühlenden Rumpelsound, direkt vorgetragenes Post-Punk-Gestammel. Das Trio reist aus Deutschland mit ihrem neuen Album "Fun" im Gepäck an. Zorn, Angst und Splittergitarren werden auch ein Thema sein. Für Fans von Bauhaus oder Surrogat ein Pflichttermin.

Man könnte von Sonntag auf Montag im Rhiz bleiben, denn am Montagabend wird im Gürtellokal Cakes da Killa einen Hauch New Yorker Underground verbreiten. Der 22-jährige bezeichnet seinen Stil als „Gully Cunt Rap“, also „versauten Schwulen-Rap“. Spannend.

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Beim Superdrive im Flex gastiert der Spanier Hector Couto mit seinem gefälligen TechHouse. Da die Fortgeh-Alternativen an einem Dienstag in Wien rar sind, kann man sich zwischen Couto und der Pratersauna entscheiden. Dort gastieren Zwette aus Deutschland bzw. Naxos aus Graz. Letztere machen zwar eindeutig den besseren Sound, nerven aber genauso wie Zwette mit Weichspüler-House und übermäßigem Einsatz von seichten Saxofon-Sounds. Brrr..

Howe Gelb gastiert am Mittwoch in der Szene Wien. Das Fach Americana hat er in seiner Laufbahn als Musiker wesentlich mitgeprägt - aus Gelbs Band "Giant Sand" sind später "Calexico" hervorgegangen. Der Mann aus Tucson, der 1956 geboren wurde, ist keineswegs müde, sondern arbeitet an neuen Songs und ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Dem Aufnahmegerät in seinem Heimstudio gönnt er dabei kaum eine Pause. Nun ruht es aber, weil Gelb auf Tournee ist.

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