HVOB legen Amadeus-Nominierung zurück

HVOB haben den Verantwortlichen des Amadeus Awards ein eMail geschrieben.
Marco Weise

Marco Weise

Da können und wollen wir nicht dabei sein.

von Marco Weise

über den Schritt von HVOB.

Ein Sonder-Blogeintrag aus aktuellem Anlass:

Am Montag wurden die Nominierten des diesjährigen Amadeus Awards bekannt gegeben. Ein Preis, der von den Organisatoren, der heimischen Musikbranche als DER Event des Jahres, als die wichtigste Auszeichnung wahrgenommen wird. Heuer wird die Amadeus Music Award-Gala am 6. Mai im Wiener Volkstheater stattfinden.

Wer schon mal bei so einer Verleihung dabei war, weiß, was einem dort so erwartet: Sogenannte Branchen-Menschen klopfen sich gegenseitig auf die Schulterpolster, prosten sich zu und feiern sich bis zum Morgengrauen selber. Viele Musiker aus dem sogenannten Alternative-Sektor haben sich darüber schon immer hinter vorgehaltener Hand lustig gemacht, oder sich maßlos über die Umsetzung oder den Ablauf aufgeregt.

Ist man als Band für einen Amadeus nominiert oder aus anderen Gründen eingeladen, geht man meist aus Höflichkeit hin, räumt - zumindest - beim Buffet ordentlich ab und trinkt in einer Stunde vier Bier, weil es gratis ist und man es sonst nur schwer aushalten würde.

Das Wiener Elektronik-Duo HVOB (Her Voice over Boys), das in der Kategorie „Electronic/Dance" für einen Amadeus nominiert wurde, lehnt diese in einem freundlichen, aber bestimmten eMail ab. Als Grund nennen sie "plumpeste Marketingbedürfnisse" von KroneHit.

Hier das Statement in voller Länge:

„Wir meinen das ehrlich.

Die Amadeus-Jury ist so kompetent besetzt, dass man sich als junge Band wirklich freut, nominiert zu werden. Man fühlt sich wahrgenommen und bestätigt, weil sich die Leute, die in dieser Jury sitzen, ernsthaft mit Musik beschäftigen. Und wir finden auch den Amadeus überhaupt gut und wichtig für Österreichs Musik.

Trotzdem ersuchen wir euch, unsere Nominierung in der Kategorie „Electronic/Dance by KRONEHIT“ umgehend zurückzuziehen.

Wir möchten keinen Preis in einer Kategorie bekommen, die ihre wichtigste Aufgabe darin sieht, die plumpsten Marketingbedürfnisse eines (und zwar eines unserer Meinung nach alles andere als geeigneten) Partners – zumal ungefragt – auf den Rücken österreichischer Bands zu befriedigen. Es ist uns insbesondere unangenehm, für das Abgreifen von eMail-Adressen jener Leute missbraucht zu werden, die unsere Musik so sehr mögen, dass sie für uns voten möchten.

KRONEHIT ist ein Partner, der seinen Respekt für die Nominierten und ihre Fans nicht nur durch sein an österreichischer Musik aufreizend desinteressiertes Programm zum Ausdruck bringt. Sondern auch dadurch, dass Leute, die gerne ihre Stimme beim wichtigsten österreichischen Musikpreis abgeben möchten, 1.) von einem intelligenzbefreiten Werbevideo für ein Katy Perry-Poster belästigt werden, anschließend 2.) ihre Daten angeben müssen, um sich 3.) über die Nominierten inhaltlich unzutreffend und grammatikalisch fragwürdig informieren zu lassen.

Da können und wollen wir nicht dabei sein. Wir sind davon überzeugt, dass sich österreichische Musik nur dann Respekt verdient, wenn sie Respekt einfordert. Dass sie an ihre Partner dieselben Ansprüche stellen muss wie an sich selbst. Vielen Dank für euer Verständnis. Liebe Grüße HVOB.“

Dieses Statement wurde gestern Abend auf Facebook veröffentlicht. Viele haben Verständnis für diesen Schritt und zollen HVOB Respekt - darunter Donaufestival-Intendant Tomas Zierhofer-Kin und der österreichische Autor und Musikverleger Walter Gröbchen.

Die Aufmerksamkeit ist dem Duo nach diesem Schritt sicher. Vielleicht wird dadurch einiges besser, was diesen Preis betrifft. Vielleicht bekommen die heimischen Künstler von den Verantwortlichen zukünftig auch den Respekt, den sie verdient haben - besonders wenn es um Bands aus der sogenannten "Alternativ-Szene" geht. Es wäre an der Zeit.

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