"Der Tod muss ein Wiener sein"

"Der Tod muss ein Wiener sein"
Marco Weise

Marco Weise

Wer Allerheiligen sagt, muss auch Halloween sagen. Leider.

von Marco Weise

über Wien, Allerheiligen, Halloween, Partys, Spaziergänge, Friedhöfe und Musik.

Wien und der Tod. Das passt zusammen. Das sagt zumindest ein nicht kaputtmachbares Klischee. Vielleicht hat die Stadt das Georg Kreisler zu verdanken, der einst sang: "Der Tod muss ein Wiener sein." Auch Ambros und andere in Wien aufgewachsene Musiker haben der Donaumetropole und dem Gevater Tod ein Denkmal gesetzt. Dieses wird international von Wien Tourismus auch vermarktet. Ein Auszug aus einem Pressetext: "Wien und der Tod: Das ist eine ewige Liebe – ein besonderes Verhältnis zwischen sentimental-melancholischer Koketterie und nahezu inniger Intimität."

"Der Tod muss ein Wiener sein"

Die kommenden Tage ziehen die Allerheiligen und Allerseelen wieder ins Land. Ein Besuch am Friedhof gehört da für viele dazu. "Friedhöfe in Wien" nennt sich ein Führer, der im Metroverlag erschienen ist und zu „schaurig-schönen Orten und Inseln der Ruhe“ führt. Besonders verwunschen und verwachsen ist der Friedhof der Namenslosen nebst dem Alberner Hafen. Dort sind jene Menschen begraben, die zwischen 1850 und 1940 von der Donau angeschwemmt wurden.

"Der Tod muss ein Wiener sein"

Wer Allerheiligen sagt, muss mittlerweile auch Halloween sagen. Leider. Und das bringt uns zu den zu den Fortgehtipps der kommenden Tage: Am Donnerstag gibt es nämlich zahlreiche Partys, die unter dem Motto "Süßes oder Saures" stehen. Wer zu so einer Sause geht, sollte auch verkleidet sein, denn ansonsten macht das keinen Spaß.

In der Roten Bar im Volkstheater sollte man diesmal "kein Theater" machen. So lautet zumindest der Titel der Veranstaltung, bei der unter anderem Pele und Shawnecy den Ton angeben werden. Die beiden TechHouse-Produzenten machen seit Kurzem gemeinsame Sache und kommen mit ihrer EP im Handgepäck zum ersten Mal nach Wien.

Grelloween heißt es in der Grellen Forelle. Auf zwei Floors werden unter anderem Gregorythyme, Ken Hayakawa, Gerald van der Hint und Cem die Anlage fordern.

In der Pratersauna ist der Strom Club für den Grusel-Faktor verantwortlich. Das hat zu Halloween schon Tradition. Diesmal wird Born Darren Williams alias Star Slinger den Abend headlinen. Der in Manchester lebende DJ und Produzent von elektronischer Musik, vereint in seinen Tracks housige-Rhythmen, Disco, soulige Melodien mit HipHop und trifft damit den Nerv der Zeit. Das macht ganz viel Spaß.

Wer ins dots21 zur Halloween Horror Night geht, darf sich am nächsten Tag nicht wundern, wenn ihm der Schädel dröhnt. Alleine der Pressetext zur Veranstaltung verursacht ein leichtes Ziehen zwischen den Augen. Ein Auszug gefällig? "Die Toten bitten zum Tanz. In dieser Nacht wird das DOTStwentyone zum Grusel-Schloss Nummer #1 der Stadt. Lasst Euch von der schauerlich schönen Atmosphäre fesseln und feiert die Halloween-Party des Jahres!" Garantiert. Wer dafür auch noch ganz viel Geld ausgeben möchte, sollte sich vorab ein "Gruselpaket (2 Flaschen Vodka 0,7L, 8 Beigetränke, Moët & Chandon 0,7L, 4 VIP Eintritte)" um 320 Euro sichern. Gut ist hingegen, dass man mit einer "Techno Bim" ins Dots 21 düsen kann. Erste Abfahrt: 22:30. Zweite Abfahrt: 24:00.

Wer eine Allergie gegen Kostüme hat, sollte grundsätzlich die größeren Clubs, das Bermuda-Dreieck und den Gürtel meiden. Natürlich gibt es auch Halloween-freie Veranstaltungen. In der Tonstube zum Beispiel. Kürbisfrei geht es auch im Celeste in der Hamburgerstraße zur Sache. Und das ist gut so. Unter der Regie des Salon 2000 wird James Swift live auftreten und eher unkonventionelle, aber schön-schrägen Tracks präsentieren. Schön auch, dass Swede:art vorbeischaut - und das bei freiem Eintritt.

Am Freitag kann man sich dann vom Halloween-Schock erholen. Ein Spaziergang durch die bunte Blätterwelt des Zentralfriedhofs hat noch jedem Kater, jeder Seele gut getan. Am Abend könnte man dann mal ins Kino. Schließlich und endlich ist ja auch Viennale. Wer sich für Restkarten nicht anstellen mag, der wird sicher in anderen Kinos fündig: France Ha von Noah Baumbach wird zum Beispiel im Top Kino gezeigt. Wer diesen feinen Film noch nicht gesehen hat, sollte das unbedingt nachholen. Groß: Greta Gerwig.

FACT stattet Wien einen Besuch ab. Dieser Name steht vor allem für die feinen Rooftop-Partys während des Sonar-Festival in Barcelona. Aber auch in Ibiza ist man unterwegs - hinter den Turntables: Seth Troxler, Jamie Jones, Carl Craig, Audiofly, Damian Lazarus und Joris Voorn. Sie alle waren schon Teil der Partys. In Wien wird sich Darius Syrossian in der Grellen Forelle bei der Wiener FACT-Premiere einfinden. Ein Guter, der unter anderem vom DJ MAG zum "Best British Breakthrough Producer" nominiert wurde.

20 Jahre Rave On Snow heißt es in diesem Jahr in der Skiregion Saalbach-Hinterglemm. Zum Jubiläum (12. Bis 15. Oktober) holt man nicht nur unzählige Acts mit Rang und Namen, sondern macht im Rahmen der Werbe-Tour für das Festival auch in der Pratersauna halt. Dafür schaut Norman Weber vom Duo Luna City Express auf ein DJ-Set vorbei.

Am Freitag startet das One Drop Reggae Festival, das in drei Locations stattfinden wird: Arena, Roxy und WUK. Die musikalische Ausrichtung des zweitägigen Mini-Festivals ist klar: Reggae. Mit Max Romeo kommt auch einer der führenden Figuren dieser Szene in die Arena zu Wien. Der lokale Support kommt von Sisyphos und Baba Sound. Die Aftershow-Sause wird dann im Roxy über die Bühne gehen – gehosted von Treasure Isle.

Am Samstag wird im Rahmen der ersten Auflage des One Drop Reggae Festival das WUK bespielt. Der Abend steht dann ganz im Zeichen von "10 Years Irievibrations Records". Das österreichische Label gehört zweifellos zu den internationalen Top Adressen in Sachen Reggae. Um dieses Jubiläum gebührend zu feiern, wird "Roots Rocker" Uwe Kaa den Abend eröffnen, Raphael, Iriepathie werden ihre neuen Alben vorstellen und Million Stylez wohl seinen 16 Millionen Views starken Hit "Miss Fatty" live performen.

Im Radiokulturhaus werden Königleopold ihre Debütalbum vorstellen: "Eure Armut kotzt mich an", so der provokante Albumtitel. Die sich aus Lukas König und Leo Riegler zusammensetzende Truppe kombinieren in ihren Songs HipHop-Elemente mit jazzigen und elektronischen Sounds. Textlich gesehen hat das eine humoristische wie deftige Schlagseite.

​Am Samstag ist auch wieder mal Dominik Eulberg in Wien zu Gast – das dritte oder vierte Mal in diesem Jahr. Aber Fans hat der Eulberg in Wien ja auch genug. Und gut wie sympathisch ist der Klangtüftler ja auch. Kommen wird er zur Kooperation von Zuckerwatt und Crazy ins Flex.

In der Grellen Forelle bieten ausschließlich Frauen zum Tanz. Unter dem Veranstaltungstitel „Die Wienerinnen“ steht eine kleine, aber feine Auswahl an DJanes hinter den Turntables: u.a. Mia Rabe, Isili und Anna Leiser. Im Gegensatz zu Clubserie "Frischer Fisch" ist dieses Mal der Eintritt für Herren frei. Damen bezahlen faire 5 Euro.

Im Club U am Karlsplatz werden die Wahl-Wiener Laho and DZE beim Everybody´s Darling auflegen. Erwarten kann man sich eine fein zusammengestellte Collage aus UK Garage, House und deepes Zeug.Gewinnspiel: Wir verlosen dafür 1x2 Karte. Eine eMail mit dem Betreff "U" an kult(at)kurier.at genügt.

Bei den Belleville Nights in der Pratersauna wird ein Protagonist des 90er Jahre House-Revivals zu sehen bzw. hören sein: Jeremy Underground Paris. Bei Reisen nach New York kam er mit alten House-Tracks in Berührung und veröffentlichte diese mit Zustimmung der Acts auf seinem Label "My Love Is Underground" neu. Eine Erfolgsgeschichte. Nun stapeln sich in seiner Wohnung 7000 Vinyl-Schätze - einige davon wird er nach Wien mitbringen. Klingt nach einem feinen Abend. Den Support übernehmen Bolek, Woodcut und Thomé Rozier.

Gewinnspiel: Wir verlosen für die Bellevielle Nights 2x2 Karten. Eine eMail mit dem Betreff "Paris" an kult(at)kurier.at genügt. Die Gewinner werden per eMail verständigt. Viel Glück!

Wer auf Krach steht und gerne mit Rauschen aus dem Laptop versorgt werden möchte, sollte sich am Montag in die Arena begeben. Dort wird sich der Brite Haxan Cloak in Nebelschwaden hüllen und mit Nachdruck das Trommelfell bearbeiten.

Im Kringers in der Hütteldorfer Straße kann man nicht nur aus einem schier unendlichen Biersortiment wählen, sondern am Montag auch sein Wissen in Sachen Musik zur Schau stellen. Beim Micky’s Musikquiz gibt es 20 Fragen rund um Musik, Film, Sex und Entertainment. Multimedial mit Videos, Musik und ganz viel Weltfrieden. Vielleicht startest Du ja mit einem Sieg in die neue Woche.

Mit "Wienpop" ist kürzlich ein Buch veröffentlicht worden, das sich der Geschichte der Wiener Popkultur auf akribische Art und Weise nähert und dokumentiert. Am Montag bitten die Schreiber dieses Buches (Walter Gröbchen, Thomas Mießgang, Gerhard Stöger und Florian Obkircher) zur Lesung in die Wienbibliothek im Rathaus. Danach gibt es Wienpop zu hören. Beginn: 19.00 Uhr.

Im brut im Künstlerhaus setzt man neuerdings verstärkt auf Konzerte. Das ist gut so, denn die Location am Karlsplatz bietet sich dafür sehr gut an - siehe Zitronen-Kritik vom Kollegen Oberascher. Am Dienstag werden Hercules and Love Affair für eine discoide Atmosphäre sorgen. Angeführt wird die Truppe aus New York von Andy Butler. Dieser hat eine Vorliebe für Disco, Detroit Techno, Chicago House, Männer und zu enge Hosen. Konnten sie mit dem ersten titellosen Album noch Kritik und Publikum überzeugen (Blind"), so hat man sich bei "Blue Songs", dem Zweitwerk ein wenig im Detail verzettelt. Butler wollte einfach zu viel. Trotzdem sei an dieser Stelle eine Empfehlung für das Live-Konzert ausgesprochen.

Im B72 am Gürtel findet sich ein begnadeter Musiker ein: John Parish. Dieser Name sagt einem auf dem ersten Blick nichts. Auf dem zweiten Blick und nach einer kleinen Recherche offenbart sich dann Großes: Der Mann war rund 20 Jahre mit PJ Harvey unterwegs. Er musizierte und produzierte für die britische Sängerin, die bereits zwei Mal mit einem Mercury Music Prize ausgezeichnet wurde - zuletzt 2011 für ihr feines Album "Let England Shake". Ein guter Typ, dieser John Parish. Deshalb verlosen wir auch 2x2 Karten für das Konzert im B72. Eine eMail mit dem Betreff "John" an kult(at)kurier.at genügt. Viel Glück!

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