Was der ORF mit der Eisdusche eines Ministers zu tun hat

Minister Rupprechter präsentiert sich auf der Facebook-Page von Armin Wolf bei der Ice Bucket-Challenge. Der Eintrag ist mittlerweile gelöscht.
Armin Wolf nominierte Andrä Rupprechter, der ließ die ALS-Challenge von ORF-Mann filmen. Wolf veröffentlichte Clip auf eigener Facebook-Page
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Von öffentlich-rechtlichen Reportern, die Politiker bei ihrer Imagepflege filmen, war bisher nicht die Rede

von Philipp Wilhelmer

Über Rupprechters Eisdusche

If the News is important enough, it will find me: Wenn die Nachricht wichtig genug ist, wird sie einen schon auf einem der eigenen privaten Social Networks begegnen, lautet ein Mantra der Generation Facebook. Wie man virale Neuigkeiten generiert, ohne herkömmlichen Newswert zu generieren, hat jüngst ORF-News-Anchor Armin Wolf demonstriert.

Nachdem in den USA Größen wie Bill Gates bei der Ice-Bucket-Challenge mitmachten (man leert sich einen Eimer Eiswasser über den Kopf, um auf die Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) aufmerksam zu machen – alternativ spendet man stillschweigend), war am Wochenende auch ein entsprechender Clip von Wolf im Netz zu finden. Auf seiner Facebook-Seite sah man Wolf die "ALS-Icebucket-Challenge mitmachen. Und wie es sich bei dem Spiel gehört, nominierte er gleich drei weitere Kandidaten: Standard-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid, den ebenfalls Social Media-affinen Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter und ÖBB-Chef Christian Kern.

"Charity Aktionismus"

Föderl-Schmid lehnte via Twitter höflich ab und befand, dass “Charity Aktionismus” nicht das ihre sei. Von Kern gab es keine überlieferte Reaktion.Rupprechter übersandte nach kurzer Nachdenkpause am Montag einen Clip, wo er sich am Gipfel mit Schnee einrieb. Wie das Video zustande kam, ist denkwürdig: Ein ORF-Tirol-Reporter sei mit dem Minister unterwegs gewesen und habe den humorigen Rupprechter gefilmt, wie Wolf erklärte. Via Dropbox gelangte das Video an Wolf, der das Material dann auf seine eigene Facebook-Seite stellte. Der hippe Minister traf auf die Fangemeinde des Social-Media-Papstes Armin Wolf, der es am Montag auf 160,995 Fans brachte. Via Twitter vom Autor dieser Zeilen mit der schrägen Optik konfrontiert, hielt Wolf unter anderem damit dagegen, dass er das in seiner Freizeit gemacht habe. Später nahm er das Video von Rupprechter offline. Die Optik wurde mittlerweile etwas gerader gerückt, als Rupprechter das Video unter seinen eigenen Social Media-Kanälen verbreitete, die allerdings deutlich weniger Follower haben. (EDIT: Kern holte die Challenge auf seiner eigenen Facebookseite nach, ohne zuhilfenahme von ORF-Equipment)

Eisdusche oder spenden

ALS ist eine lebensbedrohende Krankheit, die Nervenzellen in Gehirn und Rückenmark angreift. Später lähmt es die Nervenzellen im gesamten Körper – weiterführende Informationen gibt es etwa auf der Seite der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie. Mit der “Ice Bucket Challenge” gelang der amerikanischen ALS-Association ein viraler Hit. Das Prinzip: Entweder Eiswasserdusche oder spenden (bzw. Beides).

Je mehr Promis mitmachten, desto mehr Kritiker zog der Eiswürfel-Aktionismus jedoch nach sich: “There are a lot of things wrong with the Ice Bucket Challenge, but the most annoying is that it’s basically narcissism masked as altruism,” schrieb etwa Arielle Pardes für das Vice-Magazine. Andere plädierten dafür, die “no ice bucket challenge” zu wählen und einfach zu spenden. Von öffentlich-rechtlichen Reportern, die Politiker bei ihrer Imagepflege filmen, war bisher nicht die Rede.

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