Emmys: Fernsehen galoppiert dem Kino davon

Die US-Fernsehpreise werden zur Leistungsschau für Drehbuch und Schauspiel. Die Grenze zwischen Film und TV verschwimmt.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Mögen im Kino die Transformers aufeinander eindreschen...

von Philipp Wilhelmer

Über die Bedeutung der Emmys

Wer den Prototyp des modernen Schauspielers sucht, könnte bei Matthew McConaughey landen: Der Oscar-Preisträger („Dallas Buyers Club“) ist heuer nicht nur als bester Hauptdarsteller in einem Kinofilm ausgezeichnet worden, sondern zog auch als Favorit ins Rennen um den wichtigsten Fernsehpreis der Welt. Die Kritiker hat der Texaner nämlich auch mit seiner Darstellung des Detective Rust Cole im Südstaatenepos „True Detective“ im Sturm erobert: Ein Meisterstück der Fernsehgeschichte, das neben zwei starken Hauptcharakteren (als Martin Hart: Woody Harrelson) vor allem ein Schlaglicht auf die mittlerweile abenteuerlichen Sphären wirft, in die sich die Drehbuchautoren des US-Fernsehens vorwagen. Mögen im Kino die Transformers aufeinander eindreschen, auf HBO, Netflix und AMC werden komplizierte Plots in skurillen, eleganten oder einfach herrlich verstrickten Settings lustvoll Staffel für Staffel weitergesponnen.

Kevin Spacey, Oscar-prämierter Hollywood-Haudegen, hat die Vorzüge des Hochglanzfernsehens ebenfalls für sich ausspielen können: Als skrupelloser US-Politiker Frank Underwood gelang ihm bei Netflix ein Comeback in einer der stärksten Rollen seiner Karriere. Und an seiner Seite glückte ein bemerkenswertes Comeback: Robin Wright als Claire Underwood darf seit heuer ebenfalls einen Golden Globe am Kaminsims in der Designer-Wohnung abstellen.

Für die Zuseher sind die Emmys ohnehin spannender als die Oscars: Wer Staffel für Staffel mit eckigen Augen auf einen Satz verschlungen hat, identifiziert sich mit seiner Lieblingsserie zwangsläufig stärker als ein Kinofan, der nach 100 Minuten den dunklen Saal verlässt.

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