Die 80er-Jahre: Nichts zu verpassen

Die 80er Jahre sind das Jahrzehnt der Krisen und Skandale. Bruno Kreisky tritt 1983 zurück, sein Erbe zerbröselt. Stahlkrise, Konjunktur-Einbrüche und internationale Rezession beenden den österreichischen Weg in der Wirtschaftspolitik.
Unsere tägliche Begleiterscheinung zum Fernsehabend des Vortages. Diesmal: "Die 80er-Jahre – Die Skandalrepublik" der Reihe "Jahrzehnte in Rot-Weiß-Rot."
Karl Oberascher

Karl Oberascher

Ein Jahrzehnt, erklärt in 46 Minuten: Skandale als Konstante.

von Karl Oberascher

über 'Die 80er-Jahre – Die Skandalrepublik'

Wer sich an die 80er-Jahre erinnern kann, hat sie nicht erlebt", bemühte Robert Kratky gestern Abend in der Doku "Die 80er-Jahre – Die Skandalrepublik" auf ORF 2 das Klischee vom wilden Jahrzehnt.

Als ein wortwörtliches "Kind der 80er", kann ich mich tatsächlich nicht daran erinnern. An den Partys, die ich damals Kratky zufolge hätte feiern sollen, liegt das freilich nicht. Mehr am Jahrgang (86). Aufgewachsen am Land in Salzburg war das, was in meiner Erinnerung aussieht wie die 80er - von den Schulterpolstern bis zur Dauerwelle meiner Mutter - in Wirklichkeit schon tiefste 90er.

Skandale als Konstante

Verpasst scheine ich trotzdem nichts zu haben: AKH, Wein (Glykol), Noricum, Lucona, dazu Walter Reeder, Kurt Waldheim, Udo Proksch - allesamt Skandale, Affären, persönliche Verfehlungen und systematische Verstrickungen. Skandale als Konstante in der Politik hatten das bunte Jahrzehnt in Österreich fest im Griff.

Dazu kommt eine einbrechende Konjunktur, das Ende der Vollbeschäftigung. Kurz: Wer in den 80er-Jahren politisch geprägt wurde, ist nicht zu beneiden.

Nichts ausgelassen

Die von Wolfgang Stickler gestaltete Ausgabe der Reihe "Jahrzehnte in Rot-Weiß-Rot" schafft es, all diese politischen Ungustiositäten in nur 46 Minuten auf den Punkt zu bringen. Stickler erklärt, ohne dabei in die Tiefe zu gehen, springt von Hainburg zum jungen Jörg Haider. Nach Gesprächen mit Zeitzeugen wie Ferdinand Lacina, Hannes Androsch, und Franz Vranitzky bleibt aber der starke Gesamteindruck und die Sicherheit: Verpasst habe ich wirklich nichts.

FAZIT: 46 Minuten geballte Zeitgeschichte. Einfach erklärt, spannend erzählt. Nur die halbherzig eingestreuten popkulturellen Reminiszenzen wären verzichtbar gewesen. Dass Schulterpolster aus den 80ern kommen, weiß auch ein Kind der 90er wie ich längst.

INFO: "Die 90er-Jahre" von Robert Gokl folgen am 5. Dezember, "Die 2000er-Jahre" von Peter Liska und Gerhard Jelinek am 12. Dezember.

Und was haben Sie gestern Abend gesehen?

Diskutieren, schimpfen und loben Sie in unserem Forum mit.

Kommentare