200 kroatische Söldner sollen in der Ukraine kämpfen - Russen wütend

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Moskau bestellte deshalb den kroatischen Militärattaché ins Verteidigungsministerium. Dieser lehnte es ab, die Protestnote in Empfang zu nehmen.

Der kroatische Militärattaché in Moskau hat es am Donnerstag abgelehnt, eine russische Protestnote über angebliche Söldner seines Landes in der Ukraine in Empfang zu nehmen. Wie kroatische Medien weiter berichteten, war Željko Akrap war ins russische Verteidigungsministerium zitiert worden, wo er darüber informiert wurde, dass sich rund 200 kroatische Söldner in der Ukraine befinden sollen.

Der Militärattaché betonte, dass weder das kroatische Verteidigungsministerium noch eine andere Institution in Kroatien in irgendeiner Weise mit Personen in Verbindung stünden, die sich möglicherweise in der Ukraine aufhielten, und dass sie darüber keinerlei Informationen hätten, teilte das Zagreber Ministerium mit. Deswegen habe er auch die Annahme der Note abgelehnt, hieß es weiter.

Video: Eklat im russischen Verteidigungsministerium - kroatischen Militärattaché lehnt die Protestnote ab:

Im nationalistischen Bataillon

Laut dem Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, sollen sich allein in der vergangenen Woche rund 200 kroatische Söldner den ukrainischen Truppen angeschlossen haben, meldete die kroatische Nachrichtenagentur Hina mit Bezug auf russische Agenturen. Die Kroaten seien über Polen angereist und hätten sich einem nationalistischen Bataillon im Süden der Ukraine angeschlossen, sagte Konaschenkow laut den Agenturen Interfax und TASS.

Die russische Seite verbindet die Anwesenheit von kroatischen Kämpfern in der Ukraine mit dem kroatischen Staatsbürger Denis Šeler, der nach ihren Angaben 2015 an Kämpfen in der Südostukraine teilgenommen hatte. Nun stelle er Gruppen zusammen, um sie in die Ukraine zu schicken, betonte der Sprecher weiter.

200 kroatische Söldner sollen in der Ukraine kämpfen - Russen wütend

In Eigenregie an der Front

Šeler hat die Vorwürfe gegenüber kroatischen Medien als lächerlich zurückgewiesen. "Weder organisiere noch schicke ich jemanden in die Ukraine", sagte er zur Tageszeitung Jutarnji List. Wie er betonte, habe er nichts mit angeblichen kroatischen Freiwilligen, die in der Ukraine kämpfen wollen, zu tun. Im Nachrichtenportal Index bezeichnete Šeler die Vorwürfe als russischen politischen Druck auf Kroatien, das die Ukraine unterstütze. Šeler, ein ehemaliger Anführer der berüchtigten Zagreber Ultras "Bad Blue Boys" kämpfte laut kroatischen Medien sechs Jahre lang in der Ukraine in dem ultranationalistischen Freiwilligenbataillons Asow. Er ist nach Angaben von Jutarnji List in die Ukraine als Freiwilliger gegangen und im Vorjahr zurückgekehrt.

In kroatischen Medien gab es bereits vor einigen Tagen Berichte, dass sich freiwillige Kämpfer aus Kroatien in die Ukraine aufgemacht hätten. Kroatiens Premier Andrej Plenković sagte am Sonntag auf eine Journalistenfrage, die Behörden hätten nur Medieninformationen darüber. "Jede Reise in die Ukraine ist unter diesen Umständen eine Handlung von Einzelpersonen. Sie gehen in eigener Verantwortung dorthin", sagte der Premier laut dem Privatsender RTL.

Nach Informationen von Jutarnji List soll der Militärattaché bereits am Mittwoch in das russische Verteidigungsministerium zitiert worden sein. Bei dem ersten Treffen zeigte sich die russische Seite besorgt, weil Kroatien die Beteiligung ihrer Bürger an den ukrainischen Truppen nicht offiziell verurteilt hätte. Im Gegensatz zu Mittwoch, wo dem Zeitungsbericht zufolge bei dem Treffen noch eine entspannte Stimmung herrschte, soll das zweite Treffen am Donnerstag in einer förmlichen und kalten Atmosphäre stattgefunden haben.

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