Zahnspangen nicht frühzeitig absetzen

Zahnspangen nicht frühzeitig absetzen
DDr. Wolfgang Schlossarek, Facharzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde im Sanatorium Hera und in seiner Praxis in Wien.

Mein Sohn hat drei Jahre lang eine festsitzende Zahnspange getragen. Diese wurde jetzt abgenommen und unser Kieferorthopäde möchte gerne im Unterkiefer auf der Rückseite der Zähne einen Draht einkleben, um das erreichte Ergebnis zu erhalten. Was ist davon zu halten?

Alle Experten sind heutzutage einig darüber, dass das Absetzen einer Zahnspange ohne eine alternative Maßnahme mit der Gefahr verbunden ist, dass sich die Zahnstellung wieder in Richtung der Ausgangssituation entwickelt. In der Regel wird deshalb im Unterkiefer auf der Rückseite der unteren Schneidezähne ein Draht von Eckzahn bis Eckzahn eingeklebt, um eine neuerliche Zahnverschiebung hintanzuhalten. Im Oberkiefer reicht in der Regel eine "Nachtspange", um eine neuerliche Verschiebung zu bremsen. Das Tragen dieser "Nachtspange" für viele Jahre ist Voraussetzung, um das gute erreichte Ergebnis zu bewahren.

Mein Großvater ist an einem Zungenkarzinom verstorben. Ich habe jetzt große Angst, dass mich das gleiche Schicksal treffen könnte. Ist diese Angst berechtigt?

Ihre Sorge ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Die erbliche Prädisposition (Anlage, Anm.) ist – wenn auch nicht sehr wahrscheinlich – doch vorhanden. Viel wichtiger ist es jedoch für Sie, schädigende Einflüsse wie Alkohol und Nikotin völlig zu vermeiden. Es ist erwiesen, dass sowohl Alkoholabusus als auch Nikotinkonsum, aber auch ständige Reizungen durch scharfe Zahnkanten etc. die Entstehung von bösartigen Veränderungen im Mund begünstigen. Auch eine Infektion mit dem Papillomavirus (HPV) kann Auslöser einer Krebserkrankung im Mund- bzw. Rachenbereich sein. Regelmäßige Selbstkontrollen und Beobachtungen können jedoch derartige Veränderungen bereits im Frühstadium entdecken und so die operative Sanierung erleichtern.

Zahnspangen nicht frühzeitig absetzen
Dr. Wolfgang Schlossarek, Zahnarzt

Ich leide an Vorhofflimmern und muss Medikamente einnehmen, die die Blutgerinnung beeinflussen. Seither weigert sich mein Zahnarzt, unter dieser laufenden Therapie Zähne zu extrahieren. Ist das wirklich so gefährlich?

Prinzipiell wurde dem Thema der Blutungsgefahr bisher viel zu viel Bedeutung beigemessen. Tatsache ist, dass Sie die gerinnungshemmenden Medikamente auf keinen Fall absetzen dürfen, da dies unvergleichlich gefährlicher wäre, als die Zahnbehandlung auf die verzögerte Blutgerinnung abzustellen. Ein eigenmächtiges Absetzen der gerinnungshemmenden Medikamente ist sehr gefährlich und deshalb abzulehnen. Nichtsdestotrotz wird ihr Zahnarzt möglicherweise eine Laboruntersuchung der Blutgerinnung veranlassen, um sich individuell auf Ihre Situation vorbereiten zu können. In der Regel finden Zahnbehandlungen heutzutage unter Beibehaltung der gerinnungshemmenden Medikation statt.

DDr. Schlossarek am Telefon (01/526 57 60): Mi., 3. 6. 2015, 13 bis 14 Uhr. Anfragen per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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