Früh auf Parkinson aufmerksam werden

Prim. Dr. Dieter Volc
Prim. Dr. Dieter Volc, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Parkinsonzentrum an der Confraternität, Privatklinik Josefstadt in Wien

Gibt es Symptome, die frühzeitig auf Parkinson hindeuten?

Es gibt Hinweise auf Parkinson, die den Angehörigen meist früher auffallen als den Betroffenen: Das Gangbild ist asymmetrisch, auf einer Seite schwingt zum Beispiel der Arm nicht mehr so mit wie früher und bleibt angewinkelt am Körper. Eine Hand kann zur Faust geballt sein.

Gibt es mögliche Hinweise vor ersten Veränderungen bei der Bewegung?

Anzeichen für ein erhöhtes Risiko können Verstopfung, Depressionen oder eine Störung des Geruchssinns sein: In einer Studie erkannten 80 Prozent der Gesunden Ananasduft, aber weniger als 40 Prozent der Parkinson-Patienten. Sie verwechselten ihn mit anderen Obstdüften. Banane nahmen Parkinson-Patienten oft als Walnuss oder Kokos wahr. Auch eine bestimmte Schlafstörung – wenn man während des Traumschlafs plötzlich schreit oder herumschlägt – kann ein Vorbote sein. Die Betroffenen spielen dabei pantomimisch den Inhalt ihrer Träume.

Was bedeutet es, wenn z. B. eine Riechstörung diagnostiziert wird?

Menschen mit einer derartigen Riechstörung haben zwar statistisch gesehen ein erhöhtes Parkinson-Risiko – dass sie tatsächlich daran erkranken, heißt das aber nicht, das tut nur ein kleiner Teil von ihnen. Man kann einen Riechtest aber einsetzen, um Menschen, in deren Familien es Parkinson-Fälle gibt, zu beruhigen. Normalriecher erkranken mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht an Parkinson.

Was kann man bei erstem Parkinsonverdacht tun?

Alles unternehmen, um die Beweglichkeit zu erhalten – durch Physiotherapie, Ausdauersport generell, Turngruppen, Übungen im Fitnesscenter oder auch mit speziellen Videospielen. Auch Tanzkurse sind empfehlenswert. Es ist leichter, frühzeitig vorhandene Fähigkeiten zu erhalten als später bereits verloren gegangenes neu zu lernen. Bei früher Diagnose können die Patienten heute viele Jahre weitgehend beschwerdefrei leben.

Wie gut wirken die heutigen Medikamente?

Es ist heute sehr gut möglich, Symptome zu lindern. Den Krankheitsverlauf insgesamt können wir vielleicht bremsen, aber nicht stoppen. Wir gehen heute mit den zur Verfügung stehenden Präparaten besser um. Dadurch ist es auch möglich, Nebenwirkungen, wie die typischen „Überbewegungen“, lange zu verhindern.

Ist Kaffee ein Schutz?

Die Hinweise, dass Koffein eine schützende Substanz ist, verstärken sich. In Studien zeigte sich, dass diejenige Teilnehmer, die keinen Parkinson entwickelten, zeitlebens deutlich mehr Kaffee getrunken hatten.

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