Das Brustkrebs-Risiko um 30 Prozent senken

Manchen Brustkrebspatientinnen bleibt die Chemotherapie erspart.
Univ.-Prof. Dr. Michael Stierer, Facharzt für Chirurgie in Wien und Brustkrebsexperte.

Wie kann ich mein Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, vermindern?

Das Brustkrebsrisiko kann durch eine Änderung des persönlichen Lebensstils um zirka 30 Prozent gesenkt werden. Dabei sollte bei Frauen mit Übergewicht nach dem Wechsel eine zirka zehnprozentige Gewichtsabnahme angestrebt werden. Dies sollte in Kombination mit entsprechender körperlicher Aktivität (z. B. drei Mal pro Woche Walking) erfolgen. Der tägliche Weinkonsum sollte auf maximal ein Achtel Liter pro Tag beschränkt sein; für Frauen vor dem Wechsel gilt auch regelmäßiger Nikotinkonsum als risikosteigernd. Letztlich sollte eine Hormonersatztherapie nach dem Wechsel nur bei nicht anders zu verhindernden, lebensqualitätssenkenden Wechselerscheinungen (z..B. Hitzewallungen), und dann so kurz und so niedrig dosiert wie möglich, durchgeführt werden.

Das Brustkrebs-Risiko um 30 Prozent senken

Ich bin 34 Jahre alt und stehe nach einer Brustkrebs-Operation vor einer Chemotherapie, möchte aber noch Kinder bekommen. Wie sind meine Chancen?

In dieser Situation kann durch die medikamentöse Ruhigstellung der Eierstöcke während der Chemotherapie eine deutlich verbesserte Chance zur Erhaltung der Fruchtbarkeit erzielt werden. Es besteht auch die Möglichkeit, vor der Chemotherapie Eizellen zu gewinnen und diese für eine spätere Schwangerschaft tiefzufrieren und zu konservieren. Im Hinblick auf die Herausforderungen dieser Methode ist eine intensive Aufklärung durch entsprechende Spezialisten notwendig.

Ich wurde wegen eines bösartigen Brusttumors operiert. Dabei fand sich auch ein tumorbefallener Lymphknoten. Brauche ich deswegen jetzt unbedingt eine Chemotherapie?

Die Notwendigkeit für die Verabreichung einer Chemotherapie wird heute in dieser Situation vorwiegend vom Vorliegen einer bestimmten Tumorbiologie abhängig gemacht. Durch Bestimmung der sogenannten molekularen Tumorsignatur kann die Prognose und damit auch die eventuelle Indikation zur Chemotherapie individuell gestellt werden. Auf diese Weise bleibt vielen Patientinnen die Chemotherapie erspart.

Muss nach einer brusterhaltenden Operation immer nachbestrahlt werden – und wie lange dauert das?

Prinzipiell sollte nach einer brusterhaltenden Operation immer eine Nachbestrahlung erfolgen. Neueste Studienergebnisse haben jedoch gezeigt, dass die Bestrahlungsdauer, die bis jetzt üblicherweise zumindest fünf Wochen gedauert hat, ohne Nachteile für die Patientinnen auf drei bis vier Wochen verkürzbar ist. Dies bedeutet für die Patientinnen eine große Erleichterung. Im Rahmen einer speziellen Konstellation (kleiner, hormonabhängiger Tumor ohne Lymphknotenbefall, entsprechende medikamentöse Therapie) kann bei Frauen über 70 Jahren nach entsprechender Aufklärung über Vor- und Nachteile dieses Vorgehens, auf eine Nachbestrahlung verzichtet werden.

Dr. Stierer am Telefon (01/526 57 60): Mi., 27. 5. 2015, 14 bis15 Uhr. Anfragen per eMail: gesundheitscoach@kurier.at

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