Brustkrebs: Früherkennung verbessert Prognose

Experten streiten seit Jahren über Nutzen und Risiken des Mammografie-Screenings. Kritiker zitieren Daten, wonach das Leben von einer von 1000 Frauen über einen Zeitraum von zehn Jahren gerettet werde. Gleichzeitig werde aber bei fünf Frauen ein Krebs oder eine Krebsvorstufe behandelt, die – hätte man sie nicht entdeckt – nie lebensbedrohlich geworden wären.
Brustkrebsexperte Prof. Michael Stierer beantwortet Leser-Fragen.

Man hört in letzter Zeit so viele skeptische Berichte zur Vorsorgemammografie. Ist diese Untersuchung weiterhin wichtig?

In den letzten Jahren haben sowohl medikamentöse Zusatztherapien nach Lokalbehandlung des Brustkrebs als auch die Früherkennung mittels Mammografie die Prognose deutlich verbessert. Der Anteil der Screening-Mammografie wird dabei auf ca. 50 % geschätzt. Abgesehen davon kann die Lebensqualität der betroffenen Frauen bei Auffinden sehr kleiner Tumore durch deutlich weniger belastende Therapien (erhöhte Brusterhaltungsrate, geringeres Operationsausmaß in Brust und Achselhöhle, noch weniger Chemotherapien) sehr verbessert werden.

Ich habe vor der Regelblutung sehr starke Brustschmerzen. Was soll ich tun?

Viele Frauen haben ca. zwei bis drei Tage vor der Regelblutung ein gewisses Ziehen in der Brust, das durchaus als normal zu bezeichnen ist. In manchen Fällen beginnt diese Symptomatik ca. zwei Wochen früher und nimmt deutlichen Schmerzcharakter bis hin zu massiver Berührungsempfindlichkeit an. Es handelt sich um ein sogenanntes "prämenstruelles Syndrom", dem ein Ungleichgewicht der weiblichen Sexualhormone zugrunde liegt. Dann wenden sie sich an ihren Vertrauensarzt oder ihre Vertrauensärztin, die eine medikamentöse Therapie einleiten werden.

Warum gibt es keine Früherkennungsuntersuchung der Brust mittels Magnetresonanzmammografie ( MRT)?

Das ist eine aufwendige Methode mit ausgezeichneter Auffindungsrate, aber schlechter Treffsicherheit. Das führt zu einer beträchtlichen Rate an abklärungswürdigen Befunden, die in letzter Konsequenz häufig einer Biopsie (Gewebsprobe) zuzuführen sind. Dazu kommt die fehlende, flächendeckende Ausstattung mit MRT-Maschinen. Die Untersuchung wird dann zur Früherkennung eingesetzt, wenn ein sehr hohes Risiko für die Entstehung von Brustkrebs bekannt ist. Dies trifft für Frauen mit genetischen Risiko sowie Frauen, die sich vor dem 30. Lebensjahr wegen bestimmter Erkrankungen einer Bestrahlung des Brustkorbs unterziehen mussten.

Was versteht man unter Überdiagnosen im Rahmen der Mammografie?

Darunter versteht man Brustkrebsvorstufen oder kleine Karzinome, die ohne Vornahme der Früherkennungsmammografie niemals zur gesundheitlichen Bedrohung geworden wären. Da man nicht weiß, welche dieser Veränderungen bedrohlich werden könnten, müssen aus Sicherheitsgründen alle behandelt werden. In Holland wird derzeit mit einer Studie begonnen, bei der untersucht wird, ob in Zukunft sehr kleine und unaggressive Brustkrebsvorstufen nur mehr beobachtet werden können.

Brustkrebs: Früherkennung verbessert Prognose

Prof. Michael Stierer ist Facharzt für Chirurgie, Brustkrebsexperte und Leiter der Brustambulanz im Hanusch-Krankenhaus in Wien.

Kommentare