Wege aus der Wahnwelt

Wege aus der Wahnwelt
Schizophrene können zwischen Wirklichkeit und ihrer eigenen Vorstellungswelt nicht unterscheiden, was eine Therapie mitunter erschwert. Doch es gibt geeignete Hilfe.

Kaum eine psychische Erkrankung ist mit so vielen Berührungsängsten, Vorurteilen und falschen Vorstellungen verbunden wie die Schizophrenie. Experten gehen davon aus, dass in Österreich rund 80.000 bis 100.000 Menschen davon betroffen sind, meist sind die Erkrankten zwischen 18 und 35 Jahre alt.

Generell wird der Begriff Schizophrenie für eine ganze Gruppe von Erkrankungen verwendet, die mit Realitätsverlust, Trugbildern, Wahnvorstellungen, Bewusstseinsstörungen, Störungen des Denkens und der Gefühlswelt verbunden sind. Schizophrenie wird auch als Stoffwechselstörung des Gehirns verstanden, bei der bestimmte Botenstoffe im Gehirn vermehrt, und andere wiederum vermindert auftreten. Die genauen Ursachen sind bislang noch nicht vollständig geklärt, eine frühzeitig Behandlung wirkt sich jedoch positiv auf den Verlauf aus.

Individuelle Therapie

Da Schizophrene zwischen der Wirklichkeit und ihrer eigenen, inneren Vorstellungswelt nicht unterscheiden können - ihre Einbildungen also für real halten - und sie mit logischen Argumenten nicht vom Gegenteil zu überzeugen sind, ist eine Krankheitseinsicht oft nicht gegeben. Das wiederum macht eine Behandlung gerade anfangs schwierig, und erfordert  verschiedene therapeutische, individuell angepasste Ansätze. Dementsprechend beinhaltet eine Therapie meist sowohl eine medikamentöse, aber auch eine psychotherapeutische sowie eine soziotherapeutische Hilfestellung.

Medikamente in akuten Phasen

Bei der medikamentösen Therapie kommen - besonders der akuten Behandlung - Antipsychotika zum Einsatz. Diese bewirken, nach einer Anlaufzeit von drei bis vier Wochen, dass das Ungleichgewicht der chemischen Botenstoffe im Gehirn ausgeglichen wird. Laut Österreichischer Schizophreniegesellschaft verbessern sich damit bei rund 85 Prozent der Patienten die Symptome einer ersten Episode deutlich oder klingen innerhalb eines Jahres ganz ab. Um jedoch zukünftige psychotische Episoden zu verhindern, ist meist eine längere Behandlung notwendig.

Häufig kommen zur antipsychotischen Therapie auch noch andere Medikamente zum Einsatz. So brauchen manche Patienten zusätzlich eine Behandlung mit Antiparkinsonmittel, welche die Steuerungsvorgänge der Bewegungen unterstützen. Da Menschen mit Schizophrenie mitunter auch an depressiven Symptomen leiden, werden in diesem Fall Antidepressiva verabreicht. Anxiolytika bzw. Hypnotika wirken angstlösend und oft auch schlaffördernd.

Häufig ist es möglich, diese zusätzlichen Medikamten nach einer Weile wieder abzusetzen und eine alleinige Therapie mit Antipsychotika weiterzuführen.

Umfeld nicht außer Acht lassen

Da es durch die Erkrankung bei den Betroffenen zu großen Verunsicherungen in allen Lebensbereichen kommen kann, ist häufig auch eine Psychotherapie als zusätzliche Unterstützung angebracht. Mittlerweile stehen eine Reihe spezifischer Programme zur Verfügung, die wesentlich zur Verbesserung der Lebensqualität von Schizophrenen beitragen können.

Während Psychotherapie und medikamentöse Behandlung in erster Linie auf die einzelne Person ausgerichtet sind, darf auch die Umgebung des Erkrankten nicht außer Acht gelassen werden. Hier kommt die Soziotherapie zum Einsatz. Dabei geht es vor allem um die Gestaltung des sozialen Umfeldes (z.B. Familie, Freundeskreis) und dass Betroffene in der Folge ihr Leben selbständig und sozial gut integriert meistern können. Wichtig ist hier auch, die Angehörigen zu informieren, sie mit einzubeziehen und die Kommunikation und den Umgang untereinander zu verbessern.

Letztendlich ist es notwendig, zu erkennen, dass niemand, weder der Betroffene selbst, noch Familienmitglieder oder Freunde, an der Erkrankung Schuld sind. Schizophrenie ist in der Regel gut behandelbar, und es lohnt sich, die zur Verfügung stehenden Behandlungsangebote zu nutzen, betonen Schizophrenie-Experten.

 

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