Wohin Apples 100 Milliarden Dollar gehen

Wohin Apples 100 Milliarden Dollar gehen
Der Konzern will am Montag Auskunft darüber geben, was mit seinem riesigen Geldpolster geschehen soll.

Der Technologiekonzern kündigte am späten Sonntagabend überraschend an, am Montag darüber über die Verwendung seines Geldvermögens zu informieren. Apple sitzt angesichts glänzender Geschäfte mit seinen Produkten in den vergangenen Jahren auf Bargeld und Anleihen im Volumen von rund 98 Milliarden Dollar (74,7 Mrd. Euro). Apple-Anleger hatten daher immer vehementer gefordert, der Konzern müsse deutlich machen, was mit dem Geld passieren solle. Apple will nun am Montag um 14:00 Uhr (MEZ) in einer Telefonkonferenz mit Konzernchef Tim Cook und Analysten über seine Pläne informieren.

104 Dollar pro Aktie

Dem Analysten Brian Marshall von der ISI Group würden die knapp 100 Milliarden verteilt auf alle Apple-Aktien 104 Dollar pro Anteilschein entsprechen. Allerdings ist unter Experten nicht ausgemacht, in welcher Form eine Ausschüttung erfolgen könnte. Denkbar sei eine Einmalzahlung oder auch eine jährlich Dividende. Letzteres würde die Apple-Aktie auch für solche Anleger interessant machen, die vor allem auf die Dividende als Rendite setzen. Denkbar ist aber auch, dass Apple eigene Aktien zurückkauft. Davon würden Aktionäre indirekt profitieren, weil durch einen solchen Rückkauf der Aktienkurs potenziell steigt.

"Eine Dividende würde Sinn machen", sagte der Analyst Shaw Wu von Sterne Agee. "Und die Antwort darauf kann nur binär ausfallen: Es geht um "Ja" oder "Nein". Viele hoffen, dass sie "Ja" ist." Einen Aktiensplit hält Wu hingegen für unwahrscheinlich. Gebe es einen Split, würde es Apple schwerer fallen, die Gewinn-Prognosen der Analysten zu übertreffen, sagte er.

Keine Dividende seit Mitte der 1990er Jahre

Schon seit Mitte der 1990er Jahre hat des Unternehmen keine Dividende mehr ausgezahlt. Damals stand Apple mit dem Rücken zur Wand, der 1997 zurückgekehrte Mitgründer Steve Jobs rettete es praktisch in letzter Minute. Inzwischen ist Apple jedoch zum teuersten Unternehmen der Welt aufgestiegen und vor allem der Erfolg von iPhone und iPad-Tablet trieb die Geldreserven zuletzt immer schneller in die Höhe. Zum Abschluss des vergangenen Quartals waren es beispiellose 97,6 Mrd. Dollar. Es sei mehr als man für den Unternehmensbetrieb brauche, räumte Cook zuletzt ein.

Bisher ging Apple sehr zurückhaltend mit den Geldreserven um. Wenn sie in die Hand genommen wurden, dann für kleinere Firmenzukäufe oder Deals, die eine langfristige Versorgung mit wichtigen Bauteilen wie Bildschirmen oder Flash-Speichermodulen sichern. Schon sei Monaten hieß es, man überlege intensiv, wie der Geldberg im besten Interesse des Unternehmens und der Aktionäre genutzt werden könne. Jetzt soll das Ergebnis dieser Überlegungen bekanntgegeben werden. Apple hat rund 930 Millionen Aktien.

Aktie auf Allzeithoch

Die Apple-Aktie war in der vergangenen Woche auf ein Allzeithoch von über 600 Dollar gestiegen. Ein solch hoher Kurs ist für börsennotierte Unternehmen eher ungewöhnlich. Für Kleinaktionäre etwa ist eine Firma damit eher unattraktiv. Daher splitten viele Firmen ihre Aktien, wenn sie über die Jahre relativ teuer geworden sind. Dabei könnten zum Beispiel Aktionäre statt ihrer bisherigen Aktie zu 600 Dollar 20 neue Aktien zu je 30 Dollar bekommen.

Ein Problem ist allerdings, dass ein Großteil der Summe - etwa zwei Drittel - sich außerhalb der USA befindet. Sollte Apple dieses Geld in Amerika einsetzen wollen, würden hohe Steuern fällig.

"Keine Toga-Partys"

Steve Jobs galt als unverrückbarer Gegner einer Dividende. Sein Nachfolger Tim Cook machte den Aktionären zwar mit der Prüfung der Möglichkeiten Hoffnung - stellte jedoch klar, dass sie in jedem Fall nicht zu viel erwarten sollten. "Wir geben unser Geld aus als wären es unsere letzten Pennies. Ich denke, die Aktionäre erwarten das auch von uns", sagte Cook im Februar vor Investoren. Das Geld brenne Apple kein Loch in die Tasche, es werde also keine "Toga-Partys" geben.

"Apple kauft die USA"

Die Apple-Ankündigung regte die Fantasie der Spaßvögel an, die den Kurznachrichtendienst Twitter mit witzigen Prognosen überfluteten. Darunter: Apple kauft Kanada (und nutzt es als Geldspeicher), Apple kauft den Rivalen Google (und macht ihn dicht), Apple kauft sich bei seinem wichtigen Zulieferer und erbitterten Konkurrenten Samsung ein, Apple kauft die USA (und lässt die Steuern über die iTunes-Plattform bezahlen).

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