WM: Iraner wollen Moderatorin "nicht zu sexy" sehen

WM: Iraner wollen Moderatorin "nicht zu sexy" sehen
Am Freitag wird die Fußball-WM-Auslosung aus Moskau in die ganze Welt übertragen. Iranische Fans fürchten, dass die Show wegen eines zu zeigefreudigen Auftritts der Moderatorin abgebrochen werden könnte.

Aus Angst vor einem abrupten Sendungsabbruch appellieren iranische Fußball-Fans an die russische Moderatorin und Sportjournalistin Maria Komandnaya, sie möge sich am Freitag eher zugeknöpft als aufreizend im TV zeigen. Komandnaya wird zusammen mit Ex-Fußballer Gary Lineker die WM-Auslosung im Moskauer Kreml-Palast moderieren. Auch im Iran werden Millionen Menschen die Sendung verfolgen.

Abbruch der Übertragung

Die Sorge der iranischen Fußball-Anhänger: Der Staatssender IRIB, der die Sendung ausstrahlen wird, könnte die Übertragung vorzeitig abbrechen, sollte Komandnaya nicht züchtig genug angezogen sein. Es wäre jedenfalls nicht das erste Mal. Im Iran gelten leicht bekleidete Frauen als verpönt.

Komandnaya, die sich auf Instagram gerne in freizügigen und körperbetonten Outfits zeigt, postete am 17. November eine Ankündigung der WM-Auslosung auf ihrem Profil. Wie iranische Medien berichten, finden sich in den Kommentaren zum Posting Tausende Wortspenden iranischer Nutzer, die Komandnaya auf das Problem aufmerksam machen. Die User bitten die Russin darum, sich nicht zu sexy anzuziehen.

"Bitte hilf uns"

"Bitte hilf uns mit der Wahl deiner Garderobe, damit auch wir die ganze Zeremonie sehen können", schrieb ein Anhänger auf der Instagramseite der Russin. "Bitte trag nicht so ein offenherziges Kleid bei der Auslosung am Freitag, weil dann können wir das Programm nicht sehen", bittet ein anderer.

Einem Bericht des Online-Portals Mokhbernews zufolge soll Komandnaya auf Social Media verkündet haben, dass sie nichts von den strengen Kleidungsvorschriften für Frauen im Iran gewusst hätte. Die Entscheidung darüber, was sie am Freitag tragen werde, würde aber ohnehin nicht sie selbst, sondern die Fifa treffen. Sie kündigte aber eine "dezente" Garderobe an.

"Schlag ins Gesicht für Millionen Frauen"

Nicht alle haben Verständnis für das Anliegen der iranischen Fußball-Fans. "Bitte ignorier diese Leute, auch wenn du Mitleid mit ihnen hast. Es wäre ein riesen Schlag ins Gesicht für Millionen von Frauen, die jeden Tag dazu gezwungen werden sich den islamischen Kleidungsvorschriften zu unterwerfen", schreibt eine Userin beispielsweise. "Trag, was auch immer du willst. Hör nicht auf diesen iranischen Blödsinn", kommentiert ein User.

Dennoch, oder gerade deswegen, hat sich die Russin in den vergangenen Tagen des Öfteren in unterschiedlichen Abendkleidern auf Instagram präsentiert. Jedoch stets mit dem Hinweis, dass dies nicht die Kleider seien, die sie bei der Auslosung am Freitag tragen werde.

Stadionverbot für Frauen im Iran

Ende September dieses Jahres war die Diskussion über das Stadionverbot für Frauen im Iran erneut aufgebrandet. Trotz massiver Proteste will der nationale Fußballverband des Irans (FFI) daran festhalten. Zur Debatte meldete sich am Mittwoch auch ein einflussreicher iranischer Ajatollah zu Wort. Er schloss eine Aufhebung des Stadionverbots für Frauen aus und forderte ein Ende der Diskussion darüber: "Dieses Thema wird immer wieder von der Regierung angesprochen, aber der Klerus und die Führung im Land sind dagegen", sagte Ajatollah Makarem Schirasi am Mittwoch laut Nachrichtenagentur ISNA.

Das Land habe laut Schirasi weitaus wichtigere Probleme, als Frauen in Stadien zu lassen oder nicht. "Die Regierung sollte sich lieber um die Inflation und Arbeitslosigkeit kümmern als um dieses Stadionverbot", forderte der Ajatollah in Richtung von Präsident Hassan Ruhani. Im Iran hatte der Klerus nach der islamischen Revolution von 1979 Frauen den Zugang zu Fußballstadien verboten. Frauen hätten in Stadien - besonders im Asadi-Fußballstadion - mit frenetischen männlichen Fans und deren vulgären Anfeuerungen nichts zu suchen. Islamistische Gruppen warnten sogar, Frauen notfalls mit Gewalt den Besuch von Stadien zu verwehren.

Nicht nur die Mehrheit der Frauen im Iran ist gegen das Verbot, sondern auch zahlreiche prominente Sportler im Land. Die moderate Regierung von Präsident Ruhani versucht seit Jahren, für das Problem einen geeigneten Weg zu finden - etwa eine Tribüne nur für Familien. Aber auch Ruhani konnte sich bisher gegen den einflussreichen Klerus nicht durchsetzen.

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