Rätsel um #TheDress gelöst?

Rätsel um #TheDress gelöst?
Blau, Gold - oder Grün? #TheDress-Gate sorgte für Verwirrung. Nun beschäftigen sich sogar Wissenschaftler damit.

Blau und Schwarz, Weiß und Gold? Oder doch Braun und Schwarz? Vor etwa zwei Monaten diskutierten Hunderttausende Menschen im Internet, welche Farbe das Kleid einer 21-jährigen Amerikanerin haben könnte (siehe kleines Bild). Die Musikerin, die sich auf der Blogplattform tumblr „swiked“ nennt, stellte das Foto eines Kleides online (siehe unten) und fragte: „Leute, ich brauche mal eure Hilfe. Ist dieses Kleid weiß und goldfarben oder blau und schwarz? Meine Freunde und ich können uns nicht einigen, und ich flippe hier gleich aus.“ Ausgeflippt sind jene, die sich in den sozialen Netzwerken mit Vorschlägen und Theorien zur Kleiderfrage überschlugen, darunter auch viele Prominente.

Gehirn filtert Licht

Rätsel um #TheDress gelöst?
Achso, und dann war da ja noch dieses leidige "TheDress"-Ding. Da überraschte uns diese Woche die Meldung, dass Wissenschaftler jetzt herausgefunden haben wollen, wieso manche Menschen bei obigem Bild die Farben Weiß und Gold erkennen, andere Blau und Schwarz. Jetzt, drei Monate nachdem die Frage die ganze Welt beschäftigt hat (und also schlichtweg zu spät). Deswegen hier nur die Kurzantwort: Alter und Geschlecht spielen eine wesentliche Rolle. Die Langversion der Antwort gibt's hier. 
Das „Dressgate“ hat aber auch Menschen neugierig gemacht, die sich in ihrem Brotberuf mit Komplexerem als Kleider- und Stilfragen beschäftigen: Bevil Conway, Neurowissenschaftler am Massachusetts Institute of Technology (MIT), erklärte dem US-Magazin Wired als Erster, warum die Farbe unterschiedlich wahrgenommen wurde: Unser Gehirn filtert das Licht. Bei manchen werden die Blautöne herausgerechnet – sie sehen ein weißes Kleid mit goldenen Streifen. Für diejenigen, deren Gehirn eher die Goldtöne ausblendet, ist das Kleid dunkelblau und schwarz. Nun veröffentlichte Conway eine Studie, für die er und Kollegen etwa 1400 Menschen befragt haben. Die Erkenntnis: Alter und Geschlecht spielen eine wesentliche Rolle. Ältere und vor allem Frauen bezeichneten das Kleid als Weiß-Gold, während jüngere Menschen zu den Farben Schwarz und Blau tendierten. Der Grund: Künstliches und natürliches Licht wird im Gehirn anders wahrgenommen. Conway erklärt, dass jene aus der Weiß-Gold-Fraktion mehr an Tageslicht von draußen gewöhnt waren. Und jene, die sich für Blau-Schwarz entschieden haben, hielten sich vorwiegend in künstlichem Licht auf.

Nicht so mit Rot

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„Mit einem roten Kleid wäre das nicht passiert“, sagt Karl Gegenfurtner, Professor an der Abteilung Allgemeine Psychologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU). Der Grund für die Farbverwirrung liegt in der bläulichen und gelblichen Färbung des Bildes, berichten er und Kollegen in der Fachzeitschrift Current Biology.
Das Forscher-Team fand heraus, dass alle Versuchspersonen ähnliche Farbtöne sehen, die sich nur in der Helligkeit unterscheiden. Die wahrgenommen Farben reichen von einem sehr hellen (fast weißen) Hellblau bis zu leuchtendem Mittelblau, von Gelb und Gold bis zu einem sehr dunklen (fast schwarzen) Braun. Die wahrgenommenen Farben haben etwas gemeinsam: Sie befinden sich im Farbkreis auf der sogenannten Tageslichtachse. Je nach Stand der Sonne tendiert das Tageslicht eher ins Bläuliche (mittags) oder ins Gelbliche (morgens und abends). Dass Menschen Schwierigkeiten haben, Farben entlang der Tageslichtachse korrekt wahrzunehmen, wurde bereits belegt. So können Versuchspersonen selten ein komplett neutrales Grau am Bildschirm einstellen, das nicht entweder ins Bläuliche oder ins Gelbliche tendiert. Abweichungen in die grüne oder rote Richtung gibt es dagegen fast nie. So erklärt sich auch folgendes Experiment: Die Forscher ließen das Bild vom besagten Kleid rot-grün einfärben. Anstatt erneut zu rätseln, waren sich diesmal alle Befragten einig: Das Kleid ist rot-grün.

Erst durch die Zusammenarbeit aus Auge und Gehirn ist es möglich, Farben wahrzunehmen. Im Auge trifft das Licht auf die Netzhaut, diese besteht aus lichtempfindlichen Sinneszellen, so genannten Photorezeptoren. Davon existieren zwei Arten: Stäbchen und Zapfen, von diesen farbempfindliche Sinneszellen gibt es ca. 6 Millionen. Sie sind es, die Licht in Nervenimpulse verwandeln. Die Stäbchen sind lichtempfindlicher, sie eignen sich nicht, Farben zu unterscheiden. Von den Zapfen existieren drei Sorten. Jede ist für eine bestimmte Lichtwellenlängen verschieden empfindlich. In den Ganglienzellen der Retina (Regenbogenhaut) werden diese dann in Gegenfarben verwandelt. Schließlich werden diese Erregungsmuster im Gehirn als Farben interpretiert. Blau, Grün und Rot sind die Grundfarben. Der Mensch nimmt ca. 7 Millionen verschiedene Farben wahr, die sich aus diesen Grundfarben mischen lassen. Farbe ist jedenfalls keine physikalische Eigenschaft, sondern eine Empfindung des Menschen.

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