Wiener Supermarkt wegen Abfallregelung in der Kritik

Symbolbild
Am 3. Juni kritisierte eine junge Frau die Abfallregelung eines österreichischen Supermarkts auf Facebook. Das Posting verbreitete sich rasant. Der betroffene Konzern hat sich mittlerweile zu Wort gemeldet.

Ein prall gefülltes Kühlregal mit essfertig aufgeschnittenem Obst – dieses Bild sorgt derzeit im Internet für Diskussionen. Über 6.000 Mal wurde das Facebook-Posting der Userin Nina Brenner mittlerweile gelikt, über 1.600 Nutzer haben ihren Beitrag, in dem es um die Supermarktkette Merkur der Rewe Group geht, bisher geteilt. Auch über 400 Kommentare befinden sich unter dem Foto.

Unmengen an Schnittobst vor Ladenschluss

Wie Brenner auf dem sozialen Netzwerk schildert, hielt sie sich am Pfingstsamstag kurz vor Ladenschluss in einer Merkur-Filiale in der Wiener Innenstadt auf. Dabei seien ihr die mit frischem Schnittobst gefüllten Kühlregale aufgefallen. In der Annahme, dass das aufgeschnittene und in Plastik abgepackte Snack-Obst am Dienstag nach dem langen Feiertagswochenende nicht mehr zum Verkauf angeboten werde, fragte sie laut eigenen Angaben einen Mitarbeiter, was mit den Lebensmitteln nach Ladenschluss passiere.

Dieser soll folgenden Satz zu ihr gesagt haben: "Natürlich werden die Sachen entsorgt." Worauf Brenner entgegnete: "Aber warum werden die Produkte nicht wenigstens rabattiert?" Der Supermarktangestellte habe sie dann darauf hingewiesen, dass diese Handhabe nicht "zu den Kunden im 1. Bezirk" passe.

Wie Nina Brenner auf Facebook berichtet, sei sie über die Aussagen des Mitarbeiters schockiert gewesen: "Mir ist bekannt, dass leider viel zu viel weggeworfen wird, aber in diesem Ausmaß hab ich es noch nie erlebt. In diesem Supermarkt muss wohl bis zur letzten Minute den Kunden das Gefühl gegeben werden, dass alles noch im Übermaß vorhanden ist und alle Regale prall gefüllt sind", schreibt sie.

Unter dem Posting der Österreicherin finden sich, wie eingangs erwähnt, unzählige Kommentare von Usern, die sich Brenners Kritik an der Abfallregelung anschließen.

Merkur reagiert

Zwei Tage nach der Veröffentlichung des Beitrags meldete sich Merkur in den Kommentaren selbst zu Wort. Als Lebensmitteleinzelhändler bewege man sich "im Spannungsfeld zwischen Ausverkaufssituationen und einem vielfältigen Angebot". Man wolle Vielfalt bieten, gleichzeitig auch möglichst gut kalkulieren, um Abfälle zu minimeren. Aus diesem Grund arbeite man seit über zehn Jahren karitativen Einrichtungen, beispielsweise der Wiener Tafel und SOMA-Märkten, zusammen und versuche alle Waren, "welche nicht mehr verkaufs-, aber noch verzehrfähig sind, weiterzugeben". Überdies hinaus nehme man den Vorfall in der betreffenden Filiale sehr ernst und werde dem nachgehen.

Verantwortungsvoller Umgang & rechtliche Grenzen

Auf Anfrage von kurier.at teilte Paul Pöttschacher, Pressesprecher der Rewe Group, mit: "Wir verfolgen bei allen Handelsfirmen der Rewe International AG mit einem umfassenden Maßnahmenkatalog das Ziel, den Verlust von Lebensmitteln in unserem Verantwortungsbereich auf ein absolutes Minimum zu bringen. Das erreichen wir unter anderem durch optimal berechnete Bestellmengen. Das von der Kundin in dem Facebook-Post angesprochene Angebot an essfertigem Obst entspricht dem prognostizierten Absatz in diesem Markt am Samstag vor Pfingsten, einer der umsatzstärksten Tage des Jahres. "

Es gelte zu bedenken, dass es sich bei der Filiale am Hohen Markt um einen Flagship-Store handle und sich viele Kunden bis zum Kassaschluss auf ein vollständiges Angebot in den Regalen verlassen würden.

Pöttschacher betont, wie auch das Social-Media-Team von Merkur, dass man in enger Zusammenarbeit mit Einrichtungen wie der Tafel oder der Caritas alle Handelsfirmen der REWE International AG seit Jahren dafür sorge, "dass essbare, aber unverkäufliche Lebensmittel nicht im Müll, sondern auf den Tellern bedürftiger Menschen landen." Im Fall der Filiale am Hohen Markt bestehe bereits seit beinahe fünf Jahren eine erfolgreiche Kooperation mit dem Samariter Bund, der noch genießbare Nahrungsmittel abholt und verteilt.

Pöttschacher räumt jedoch auch ein, dass kühlpflichtige Produkte, wie die von Brenner fotografierten Obstschalen, aufgrund des Gesundheitsrisikos nicht an karitative Einrichtungen abgegeben werden dürfen.

Lebensmittelmüll als weltweites Problem

In Österreich landen jährlich rund 760.000 Tonnen Lebensmittel im Müll. Weltweit gesehen werden ein Drittel aller produzierten Lebensmittel zu Abfall. Das geht aus einer Studie der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) aus dem Jahr 2011 hervor. Das entspricht in Industrieländern einer jährlichen Abfallmenge von 115 Kilogramm Lebensmittel - pro Kopf. In Entwicklungsländern sind es bis zu elf Kilogramm. Während die Lebensmittelvergeudung in wirtschaftlich schlechter gestellten Regionen meist mit Defiziten beim Transport in Zusammenhang steht, ist es in Europa und Nordamerika der Konsument, der für die Verschwendung verantwortlich ist.

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