Auszeit von der Schule

Ferienstart
Warum Schulbücher im Juli tabu sein sollten.

Schultasche ausräumen und im Schreibtisch verstauen. Jetzt sind erst einmal Ferien und die schönste Zeit für Schüler und Eltern kann beginnen. Freizeit ohne Ende. Oder doch nicht? Doch lieber lernen? Viele Eltern haben Angst, dass ihr Nachwuchs den Stoff vergisst und mit Lücken ins neue Schuljahr startet.

Christiane Spiel, Bildungspsychologin an der Uni Wien, meint, dass „jedes Kind eine Auszeit von der Schule braucht. Am besten ist, wenn es in den ersten drei bis vier Ferienwochen nicht an die Schule denkt. Wer nämlich keine Pause macht, verliert die Lust an der Schule.“

Im August dürfen Schulbücher wieder ausgepackt werde und das Kind / der Jugendliche kann es sich mit binomischen Fomeln, dem Ablativus Absolutus oder dem Zitronensäure-Zyklus beschäftigen: „Ein Jugendlicher, der einen Nachzipf oder große Defizite in einem Fach hat, sollte nicht zu spät anfangen zu lernen“, sagt die Bildungspsychologin Spiel

Die Eltern können beim Lernen eine große Stütze sein: „Machen Sie gemeinsam einen Plan. Schauen Sie sich den Stoff an, wiederholen sie kurz und fragen sich: Wo sind die Lücken besonders groß? Was kann man getrost überspringen? Welche Materialien fehlen, welche Bücher, Unterstützung brauche ich? Sobald alles da ist, geht’s ans Werk.“ Wichtig: „Der Schüler soll nicht Stunden festlegen, sondern Lerneinheiten, die er z.B. an einem Vormittag gut bewältigen kann. Dabei sollte immer ein Zeitpuffer eingerechnet werden. Das verhindert, dass er am Ferienende ins Trudeln kommt. Wenn er früher fertig ist, ist die gewonnene Zeit eine Belohnung.“

Zuckerl

Belohnung sei generell wichtig: „Diese soll das Kind sich selbst setzen: z.B. nach der Arbeit in den Park oder ins Freibad.“ Wer so in den Ferien arbeitet, „lernt nebenbei die Strategien, wie man richtig lernt. Viele schlechte Schüler scheitern ja, weil sie das nie gelernt haben. Das kann man üben“.

Hobbys

Gute oder mittelmäßige Schüler müssen hingegen nicht unbedingt lernen. „Zumindest nicht für die Schule. Sie haben jetzt Zeit, sich mit dem zu beschäftigen, was im Unterricht wenig oder gar nicht vermittelt wird“, rät Spiel: „Geschichte, Kunst, Sport. Es gibt vieles, das Eltern ihren Kindern auch so nebenbei, etwa im Urlaub, vermitteln können. Am sinnvollsten sind Projekte und Lerncamps, in denen Jugendliche lernen, ihr Wissen aus verschiedenen Bereichen zusammenzuführen.“

KURIER-Familycoach Martina Leibovici-Mühlberger empfiehlt, das Erlernte spielerisch in den Alltag einzubauen. „Lernen kann erlebnisorientiert erfolgen, auch während Ausflügen. Das reicht von kleinen Aufgaben wie Wolken zählen bis hin zu Denkaufgaben.“ Gerade bei Eltern von Volksschülern ist die Sorge groß, dass ihre Kinder das mühsam erlernte Einmaleins vergessen können. „Sorgen, die verständlich sind, trotzdem darf ich das Kind nicht zum Lernen zwingen. So baue ich Widerstand auf, der bis ins spätere Schulalter reicht.“

Kommentare