Wie Kinder bei Eltern bleiben können
Die Zahl gibt zu denken: 3768 Kinder und Jugendliche waren in Wien Ende des Vorjahres in Fremdbetreuung, also nicht bei ihren leiblichen Eltern. Die Zahl steigt, vor fünf Jahren waren es um 448 weniger. Was größtenteils durch die wachsende Stadtbevölkerung zu erklären ist.
Doch bleibt die Frage: Wie kann die Zahl sinken?
Seit Jahren suchen alle Beteiligten die Lösung dafür in verstärkter Arbeit mit gefährdeten Familien. Die Stadt Wien setzt auf Familienintensivbetreuung und MAF – Mobile Arbeit mit Familien. Demnächst möchte auch das SOS-Kinderdorf Wien diese Arbeit aufnehmen, erklärt Leiter Erwin Roßmann: "Das heißt, in die Familie hineinzugehen. Das Ziel ist, dass die Kinder in den leiblichen Familien bleiben sollen."
Nachbarschaft
Von Beginn an setzte man auf vielfältige Lösungen, etwa das betreute Wohnen für Jugendliche (siehe unten). Oder eben darauf, Kinder mittelfristig wieder in die leibliche Familie zurückzuführen. Roßmann: "Außerdem wollten wir niederschwellige Angebote für Familien in der Nachbarschaft. Aus diesem Gedanken entstand unser Ambulatorium für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Dort wird ganzheitlich mit Familien gearbeitet, sowohl der bei uns untergebrachten Kinder als auch externen." Die Einrichtung ist eine von drei dieser Art in Wien und Ansprechpartner für fast 500.000 Wiener. Derzeit werden über 500 Familien pro Jahr betreut. Als zusätzliche niedrige Hürde schuf man das Café Floritz im gleichen Haus für Begegnung und unverbindliche Information. Schulen, Ärzte, Sozialdienste und Krankenhäuser machen Familien darauf aufmerksam, verpflichten kann man niemanden. Das Motiv: Prävention. "Solche Einrichtungen können die eine oder andere Herausnahme eines Kindes aus der Familie verhindern."
Die gemeinsame Arbeit mit Eltern und Kindern – zumindest ein Ansatz, wie die Zahl sinken könnte.
Termine: Zur Arbeit mit jugendlichen Flüchtlingen hat das SOS-Kinderdorf Wien demnächst zwei Termine. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Fonds Soziales Wien und der MAG 11 sucht Kinderdorf Gastfamilien für diese Jugendlichen. Dazu gibt es am 23. September einen unverbindlichen Infoabend. (17 Uhr, 1120 Wien, Schlöglgasse 10 / Top 4, Info: sos-kinderdorf.at/Gastfamilien. Am 24. September gibt es den Event „#gleicheChancen – echte Hoffnung“, Info dazu unter sos-kinderdorf.at/gleicheChancen.
Man kann Valerie Bartonik „französische Jungregisseurin“ nennen, auch wenn sie darüber lacht. Aber die 23-Jährige lebt in Paris, spricht fließend Französisch und finalisiert gerade den Kurzfilm, der ihr Regiestudium besiegelt. Davor hat sie schon Film in Montpellier studiert, nebenbei studiert sie Tschechisch und Internationale Beziehungen.
Ihr beachtlicher Weg war steinig. Bis neun lebte sie mit den Eltern in Wien, nach deren Trennung mit der Mutter und den beiden Schwestern in der Steiermark. Sie wollte zurück in die Stadt, lebte beim Vater, es kam zu Problemen.
KURIER: Wie war Ihre Kindheit?
Waren alle einverstanden?
Es war mit meiner Mutter vereinbart, mein Vater hat zugestimmt. Er hatte persönliche Probleme mit Alkohol und Medikamenten. Der Ausstieg war auf alle Fälle notwendig. Es gab so viele Spannungen, auch mit meiner Mutter, weil ich den Vater idealisiert habe.
Wie lösten sich die Probleme?
Ich wusste immer, dass meine Mutter und mein Vater mich lieben. Und hatte regelmäßig Kontakt, wenn oft auch nur telefonisch. Dieses Fundament brauchst du, um Vertrauen in dich selber zu haben. Und meine Betreuerin Jasminka war wichtig, die hat mir Möglichkeiten für einen glücklichen Weg eröffnet. Es klingt komisch, aber es war eine Superzeit. Und die richtige Entscheidung. Die Distanz hat mich meiner Familie viel näher gebracht. Sowohl meiner Mutter als auch meinem Vater.
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