Wie man den Fünfer im Zeugnis jetzt noch verhindert

Schulunabhängige Sozialhelfer hören Kindern zu
Rund 100.000 Schüler sind in mindestens einem Fach gefährdet. Wer es richtig angeht, kann ohne „Nicht genügend“ in den Sommer starten.

Der Countdown läuft: Nur noch drei Wochen – dann ist das Schuljahr eigentlich zu Ende. Denn sobald Notenschluss ist, lässt sich kein Fleck mehr ausbessern. Für rund 100.000 Schüler heißt das: Sie haben nur noch wenige Tage Zeit, um einen drohenden Fünfer abzuwenden. Wie man dieses Ziel erreicht und welche Strategie man am besten nutzt, verraten zwei Expertinnen im KURIER.

Stefanie Schermann ist Lehrerin und individuelle Lernbegleiterin an der AHS Anton-Krieger-Gasse. Als solche unterstützt sie Schüler dabei, sich so zu organisieren, dass sie das Jahr erfolgreich abschließen. Ihr Rat an alle, die zwischen „Genügend“ und „Nicht genügend“ stehen: „Sie sollten aktiv werden und nicht darauf warten, dass der Lehrer auf sie zukommt.“ Die klinische Kinder- und Jugendpsychologin Sabine Kainz ergänzt: „Man sollten der Lehrerin signalisieren, dass man wirklich den Willen hat, das Schuljahr positiv abzuschließen.“

Bilanz ziehen

Doch bevor man zur Tat schreitet, gilt es, sich die Frage zu stellen, warum es so weit gekommen ist. „Ist es eine Frage der Organisation? Habe ich es also nicht geschafft, rechtzeitig zu lernen und meine Hausübungen abzugeben? Oder habe ich wirkliche Verständnisprobleme?“, sagt Kainz.

Schermann beobachtet nämlich, dass Schüler oft mit der Organisation überfordert sind, und Probleme haben, das Lernen zu strukturieren. „Sie schieben alles vor sich her, und plötzlich ist der Brocken so groß, dass sie das Gefühl haben, ihn nicht bewältigen zu können. Der Frust ist entsprechend groß.“

Zum Lehrer gehen

Bei einer Frühwarnung sollten Eltern unbedingt mit dem Lehrer in Kontakt treten, sagt Schermann: „Reden Sie mit dem Lehrer, wo die Defizite liegen und wie man diese beheben kann.“ Die Schüler sollten sich einen Termin für eine mündliche Prüfung geben lassen – schließlich hat jeder das Recht, einmal pro Jahr eine solche zu verlangen (rechtlich geregelt ist das in § 5, Abs. 2 der Leistungsbeurteilungsverordnung, Kurz LB-VO). Wer das noch nicht getan hat, sollte sich beeilen: „Die Anmeldung zur Prüfung hat so zeitgerecht zu erfolgen, dass die Durchführung der Prüfung möglich ist“, heißt es in der LB-VO. Bei der Terminvereinbarung zudem darauf achten, dass an diesem Tag nicht noch andere Tests anstehen.

Nach dem Stoff fragen

„Der Pädagoge ist verpflichtet, dem Schüler mitzuteilen, welchen Stoff er abprüfen wird“ sagt Schermann. „Da geht es nicht darum zu sagen: Lerne im Buch diese und jene Seiten, es sollten vielmehr Themen eingegrenzt werden.“

Hilfe holen

Die meisten Schüler schaffen es nicht alleine, den Alltag zu strukturieren. „Deshalb brauchen Sie jetzt dringend jemand an ihrer Seite. Das können Mutter und Vater genau so sein wie Oma, Nachbarin oder Cousin“, sagt Kainz. „Diese Helfer sollen den Schüler bzw. die Schülerin daran erinnern, dass sie z. B. regelmäßig die Unterlagen für die Schule parat haben oder die Hausübungen nachholen. Oder sie legen eine Zeit fest, wie viel, wie lange und wo sie täglich gemeinsam lernen.“

Am Ball bleiben

Es geht beim Lernen nämlich um Regelmäßigkeit. „Wer täglich eine halbe oder eine ganze Stunde übt, der kann auch in drei Wochen noch viel erreichen“, sagt Psychologin Kainz. Bevor man sich ans Lernen macht, sollte man sich den Stoff in kleine Portionen einteilen und sie sich so aufteilen, dass man sie bis zur Prüfung schaffen kann.

„Jeder sollte sich bewusst werden, welcher Lerntyp er ist“, sagt Schermann. Manche brauchen eine Geräuschkulisse, andere absolute Ruhe. Einige müssen den Stoff lesen – die sollten sich zu Hause an verschiedenen Orte Zettel aufhängen. Andere lernen besser, wenn sie den Stoff laut vorlesen. „Mittlerweile gibt es viele Lernapps. Schüler oder Lehrer wissen oft, welche da am besten geeignet sind.“ So kann man die Zeit, die man z. B. im Bus sitzt, optimal nutzen.

Ruhig Blut

Am Prüfungstag selbst gilt es, Ruhe zu bewahren. „Das letzte Mal, dass man in die Unterlagen schaut, sollte am Vortag, maximal in der Früh sein – sonst wird man nur nervös. Am besten redet man mit Mitschülern nicht mehr über den Stoff, sonst wird man noch unruhiger“, weiß Schermann aus Erfahrung.

Die Prüfungssituation selbst kann man vorher einmal durchspielen, so wirkt man selbstsicherer. Ein höfliches Auftreten und eine aufrechte Körperhaltung machen einen guten Eindruck.

Wer die Prüfung nicht besteht, der hat die Chance, auch aus dem Scheitern zu lernen. Übt er für den Nachzipf, lernt er, wie man sich so strukturiert, dass Lernen gelingt – ein gutes Training für das nächste Schuljahr.

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