Wenn Kühe sprechen lernen

M2M bei Kühen
2013 werden nicht nur Tiere mit Chips vernetzt werden.

Die Kuh verschickt eine SMS, wenn sie bald ihr Kalb bekommen wird. Die Schuh-Einlage informiert den Rettungsdienst, weil der alte Mensch in seiner Wohnung zu Boden gestürzt ist. Die Mülltonne meldet dem Müllwagen, wenn sie voll ist und mit wie viel Litern Mist man rechnen muss.

Wenn Tiere, Produkte oder Geräte automatisch mit anderen Systemen kommunizieren, wird dies als Machine-to-Machine-Kommunikation (M2M) bezeichnet. Das „Internet der Dinge“, wie man es gemeinhin auch nennt, wird zwar schon seit Jahren propagiert, aber jetzt geht es wirklich los. „Die M2M-Kommunikation wird in den kommenden drei Jahren abheben“, prognostiziert T-Systems-Österreich-Chef Martin Katzer im Gespräch mit dem KURIER.

Wachstumsmarkt

Heute sei der Markt in Österreich etwa 180 Millionen Euro groß, bis 2016 soll er sich auf mehr als eine halbe Milliarde Euro verdreifachen. „Es geht jetzt los, weil es die entsprechenden Plattformen gibt, die diese Vernetzung möglich machen“, sagt Katzer. Dank schneller Mobilfunknetze, guter WLAN-Abdeckung und den Fortschritten, die im Bereich der Sensorik in den vergangenen Jahren erzielt wurden, wird sich ein Riesenmarkt entwickeln.

Auch Cisco-Österreich-Chef Achim Kaspar ist davon überzeugt, dass sich die Anzahl der Geräte, die sich mit dem Internet verbinden lassen, in den kommenden Jahren vervielfachen wird. „Vor zehn Jahren hatte jeder zehnte Mensch auf der Erde ein vernetztes Gerät. 2020 werden es pro Mensch 6,5 Geräte sein“, sagt Kaspar. Diese vernetzten Geräte können etwa Produkte sein, aber auch Tiere.

Vernetzung

Der Schritt vom Chip im Tier, auf dem Registrierungsdaten gespeichert sind, zum vernetzten Chip ist nicht sonderlich weit. Dank eines im Halsband integrierten Chips muss der Landwirt nicht mehr nächtelang im Stall ausharren, wenn seine trächtige Kuh ihr Kalb erwartet. Der vernetzte Chip informiert den Bauern rechtzeitig, wenn die Geburt ansteht.

Ebenfalls vernetzt ist beispielsweise der „intelligente Schuh“, der über Sensoren in der Schuhsohle verfügt, die einen Rettungsdienst alarmieren, wenn die Person gestürzt ist. In den Schwechater Living Labs wurde bereits 2009 der Prototyp des „eShoe“ entwickelt. In der Sohle befindet sich ein integriertes Netzwerk, das den Druck, die Beschleunigung und weitere Daten misst. Die ermittelten Daten werden über Funk an eine Basisstation übertragen und in einem speziell entwickelten Datenaufzeichnungstool visualisiert. Diese Bewegungsdaten werden an einer Basisstation weiter interpretiert und für die visuelle Präsentation an der seniorengerechten Benutzerschnittstelle aufbereitet. Zielsetzung des Schuhes, der jetzt „vitaliSHOE“ heißt, Stürze nicht nur zu erkennen, sondern diese auch vorhersagen zu können.

Heimautomatisierung

Ein weiterer Bereich, der in den kommenden Jahren boomen werde, sei die Heimautomatisierung, sagt Katzer von T-Systems. Seit dem Herbst gibt es in Deutschland mit „Qivicon“ ein Heimvernetzungssystem, mit dem sich elektrische Geräte in Haus und Garten wie Heizung, Waschmaschine, Beleuchtung oder Rolläden steuern und überwachen lassen. Qivicon soll im Frühjahr 2013 auch nach Österreich kommen. Dabei werden diverse Haushaltsgeräte mit einem „Kasterl“, der Qivicon Home Base, verbunden und lassen sich im Anschluss via Tablet oder Smartphone steuern.

Die Lösung soll wenige hundert Euro kosten. „Damit die Kunden derartige Lösungen akzeptieren, muss vor allem der Kundennutzen im Vordergrund stehen und nicht die Technik“, sagt Katzer. „Technik alleine lässt sich nämlich nicht verkaufen“, fügt der T-Systems-Chef hinzu.

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