Warum Männer Selfies mit dieser Handgeste machen

Warum Männer Selfies mit dieser Handgeste machen
Eine Social-Media-Kampagne will Männer dazu einladen, über psychische Erkrankungen und Suizid zu sprechen.

In den sozialen Medien häufen sich derzeit Bilder von Männern, die ihren Zeigefinger und ihren Daumen so aufeinanderpressen, dass ein Kreis entsteht. Eine Geste, die gemeinhin ein "OK" symbolisiert. Diese soll für die Idee stehen, dass offene Gespräche über psychische Erkrankungen und Suizid das Stigma brechen können, das Männer davon abhält, über ihre inneren Kämpfe zu sprechen.

Laut Angaben der American Foundation for Suicide ist die Zahl der Suizide in den USA derzeit so hoch wie seit 30 Jahren nicht mehr. Wobei Männer 3,5 Mal öfter Suizid begehen als Frauen. 7 von 10 Menschen, die im Jahr 2014 in Amerika Suizid begangen haben, sind weiße Männer.

Hierzulande erkrankt etwa jeder fünfte bis siebte Österreicher in seinem Leben einmal vorübergehend an einer ernstzunehmenden Depression. Laut einer Studie erkennen Hausärzte Depressionen bei Männern in nur 20 Prozent der Fälle, bei Frauen in 40 Prozent (der KURIER berichtete). Ein Grund dafür ist, dass depressive Männer seltener Unterstützung suchen und sich weniger oft einem Arzt anvertrauen als Frauen.

Gesellschaftliche Stigmatisierung

Stigmata spielen nicht nur bei psychischen Störungen, sondern auch im Zusammenhang mit Suizid eine wichtige Rolle. Das sagt Kristin Holland, eine Verhaltensforscherin der CDC’s Division of Violence Prevention Surveillance zur Huffington Post. "Auch wenn gefährdete Personen medizinische Hilfe aufsuchen, kann das Stigma rund um Suizid sie davon abhalten, ihre Gedanken darüber mit medizinischem Personal zu teilen."

Genau aus diesem Grund hat der irische Rugby-Spieler Luke Ambler, dessen Bruder Andy im Alter von 23 Jahren Suizid begangen hat, den Hashtag #ItsOkayToTalk im Juli gegründet. Gemeinsam mit der Facebook-Gruppe Andy’s Man Club soll für Männer ein Platz geschaffen werden, wo sie über ihre Probleme sprechen können und ihnen das Gefühl zu gegeben wird, dass es okay ist, Kämpfe mit sich selbst ausfechten zu müssen. Seitdem zeigen sich viele Menschen solidarisch in den sozialen Medien.

Zusammenhang zwischen Männlichkeit und erhöhtem Suizidrisiko

Tristan Bridgest, Assistenz-Professor für Soziologie am College of Brockport in New York und Männlichkeitsforscher erklärt in einer e-Mail an die Huffington Post den Zusammenhang zwischen Männlichkeit und einem erhöhten Suizidrisiko. "Es gibt viele Faktoren, die dazu beitragen, dass Männer ein erhöhtes Suizidrisiko haben und Männlichkeit ist ein großer davon. Der emotionale Gleichmut, der oft als männlich charakterisiert wird, hält Männer auch davon ab, über ihre Gefühle und Probleme zu sprechen. Unsere gesellschaftlichen Vorstellungen und Definitionen von Männlichkeit zu hinterfragen wird oft als 'male-bashing' wahrgenommen. Aber Suizid ist eines von vielen Themen, das zeigt, dass Männer ebenso einen Anteil daran haben, Geschlechterungerechtigkeit zu hinterfragen. Manche ihrer Leben hängen davon ab."

Wenn Sie Hilfe benötigen, ist dieses Telefon 24 Stunden besetzt.

Den Link: http://www.psd-wien.at/psd/52.html

Sozialpsychiatrischer Notdienst

Tel.: (01) 31330

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