Verfolgungs-Vorwürfe gegen Facebook

Verfolgungs-Vorwürfe gegen Facebook
Blogger entdeckt Cookies, die Surf-Aktivitäten selbst nach einem Logout übermitteln. Facebook beruhigt.

Die Ankündigung eines Facelifts für Facebook hat letzte Woche bereits für jede Menge großteils negativer Reaktionen gesorgt. Der australische Blogger Nik Cubrilovic legt nun mit einer unangenehmen Enthüllung nach. Dem selbsternannten Hacker zufolge ermöglicht die neue Facebook-Schnittstelle (API) die Platzierung von Cookies im Browser eines Nutzers, welche das Internet-Surfverhalten aufzeichnen, selbst wenn sich der Nutzer zuvor aus dem Social Network ausgeloggt hat.

Im Detail erhält Facebook Meldungen darüber, wenn Webseiten besucht werden, auf denen ein Like-Knopf oder andere Facebook-Widgets installiert wurden. Darauf klicken muss der Nutzer nicht. Sein Webseiten-Besuch wird selbst dann gemeldet, wenn die letzte Facebook-Sitzung beendet wurde. Cubrilovic sieht die einzigen Möglichkeiten, die Online-Verfolgung zu verhindern, im Löschen aller Facebook-Cookies oder der Verwendung eines eigenen Browsers für die eigenen Facebook-Aktivitäten.

Facebook-Techniker beruhigt

Facebook reagierte bisher in keiner offiziellen Stellungnahme auf den Vorwurf ungewollter Verfolgung. Gegenüber der Webseite ZDNet wurde seitens des Social Network allerdings auf einen Blog-Eintrag des Facebook-Technikers Arturo Bejar verwiesen. Dieser betont, dass die besagten Cookies zwar Daten übermitteln, welche aber einzig zu Sicherheitszwecken eingesetzt würden.

Laut Bejar sollen die Cookies Spammer und Phisher identifizieren, unauthorisierte Facebook-Konten-Zugriffe verhindern oder den Zugriff von Minderjährigen verhindern, die sich mit einem veränderten Geburtsdatum anmelden wollen. Außerdem würden mit den Cookies öffentliche Rechner identifiziert, um von der "Eingeloggt bleiben"-Option auf Facebook abzuraten.

Negative Stimmung

Wie sich die Beschwichtigung auf die Stimmung rund um die jüngsten Facebook-Änderungen auswirken wird, ist fraglich. Die Ankündigung eines neuen Profil-Designs samt "Zeitleiste" und engerer Anbindung von Apps durch Facebook-Boss Mark Zuckerberg auf der F8-Konferenz sorgte teilweise für wilde Reaktionen. Sie reichen von üblicher Ablehnung aufgrund unkomfortabler Umstellung bis hin zu Zynismus und Furcht.

Zyniker bemängeln vor allem die angebliche Einfallslosigkeit von Facebook. Das Netzwerk kopiere mit seinen neuen Funktionen die Konkurrenz von Twitter und Google+, um einen Rückgang der Mitteilungs-Willigkeit seiner User Herr zu werden. Das von Mark Zuckerberg propagierte "reibungslose Sharing" wiederum sorgt großteils für Entrüstung und Entsetzen angesichts der dadurch befähigten Drittanbieter von Apps. Diese können fortan Inhalte ohne zuvorgehende Einwilligung der Nutzer auf Profilseiten veröffentlichen.

Das durch seine Videos zu aktuellen Nachrichten-Themen bekannt gewordene taiwanesische Animations-Studio NMA vergleicht die neuen Facebook-Tendenzen mit Cyber-Sklaverei a la "Matrix" (siehe Video). KURIER-Chefredakteur Helmut Brandstätter wiederum spürt aufkommende Frustration angesichts der Verwandlung eines Facebook-Nutzers hin zum gesichtslosen Produkt (siehe Kommentar).

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