Urlaubssaison: Was hilft gegen Flugangst?

Urlaubssaison: Was hilft gegen Flugangst?
Panik vorm Fliegen kann jeden treffen - doch man kann sie auch wieder loswerden.

Für die einen ist es das Schönste auf der Welt, für die anderen ein wahrgewordener Albtraum: das Fliegen. Obwohl Statistiken immer wieder aufs Neue beweisen, dass das Flugzeug das sicherste Verkehrsmittel ist, hat ein Drittel alle Passagiere Angst oder ein ungutes Gefühl. Die Angst äußert sich oft schon Wochen vor dem Flug, manche verspüren erst beim Boarding feuchte Hände ein Unwohlsein. Im schlimmsten Fall kann es zu Panikattacken, Herzrasen oder Atemnot kommen.

Die jüngsten Anschläge auf den Flughäfen von Istanbul und Brüssel sowie der Absturz der Egypt-Air-Maschine verstärken bei vielen das Unbehagen. Oft reichen aber auch schon Meldungen über außerplanmäßige Landungen oder Flugzeuge, die umkehren mussten. „Wenn ich flugängstlich bin, nehme ich die Berichterstattung über Zwischenfälle auf wie ein trockener Schwamm", sagt Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty. "Denn da erhalte ich scheinbar eine Bestätigung für meine Angst: Da ist ja schon wieder was passiert. Doch das ist natürlich ein Trugschluss.“

Terrorangst

Die Psychologin Darina Augapfel, die Seminare gegen Flugangst hält, erlebt bei ihrer Arbeit, dass die Auswirkungen von Flugzeugabstürzen oder Terroranschlägen begrenzt sind. Die Ängste nähmen dann zwar zunächst zu, aber „nur ganz kurzfristig, vielleicht für ein paar Tage. Danach lässt das wieder nach“, sagt sie.

Angesichts der Anschläge auf Flughäfen müsse man trennen zwischen der Angst vor dem Fliegen und möglichen Ängsten beim Betreten von Flughäfen. „Nach den Terroranschlägen gibt es eine generelle Verunsicherung. Eine solche Flughafenangst trifft auch andere Menschen. Das ist ja auch das Ziel der Terroristen“, sagt Augapfel. „Es handelt sich nicht um eine Angst vor dem Fliegen, sondern eher um eine Terrorangst.“

Erworbene Angst

Flugangst kann auch dann auftreten, wenn man vorher schon ohne Probleme geflogen ist. Sie trifft Urlauber ebenso wie Geschäftsreisende. Rapper Cro, Autorin Charlotte Roche oder Schauspieler Matthias Schweighöfer etwa haben oder hatten nach eigener Aussage Flugangst.

Rezepte gegen die Angst vor dem Fliegen gibt es viele. In erster Linie geht es darum, Stress vor dem Flug zu vermeiden, denn unter Stress kann sich das flaue Gefühl in der Luft oft in Angst wandeln - und das, ohne dass das direkt am Fliegen liege, wie Augapfel sagt. In leichteren Fällen können schon kleine Kniffe wie der Verzicht auf Kaffee oder Entspannungsübungen helfen, das Unbehagen zu lindern. Manche schwören auf homöopathische Mittel gegen die Flugangst. Auch mit Hypnose kann man dagegen angehen. Andere trinken vor dem Abflug zwei Gläser Rotwein oder nehmen Beruhigungsmittel. Aus Sicht von Experten ist das jedoch nicht empfehlenswert: Der empfundene Kontrollverlust wird verstärkt, was eher zu einer Verfestigung der Angst führt.

Seminare

Wie viele große Fluglinien bietet auch die Seminare geAUA gen Flugangst an. Das dreitägige Seminar "Freude am Fliegen" wird von einer Psychologin geleitet, die Tipps gibt, wie man mit seiner Angst umgehen kann. Zudem sind ein Techniker, eine Flugbegleiterin und ein Pilot vor Ort, um über das Fliegen zu informieren - oft ist nämlich fehlendes Wissen schuld an der Angst. Am Ende muss ein kurzer Flug absolviert werden. Das Seminar kostet 670 Euro.

Bei den Seminaren geht es auch darum, mit falschen Vorstellungen vom Fliegen aufzuräumen. Denn oft liege darin ein Grund für Angst und Unbehagen, berichtet Lamberty. Früher sei es ein probates Mittel gewesen, betroffenen Passagieren während des Fluges einen Cockpitbesuch zu vermitteln. Doch seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 müssen diese verschlossen bleiben. „Bei den Seminaren ist nicht mit einer Wunderheilung zu rechnen, aber man lernt Techniken, wie man besser mit der Flugangst umgehen kann“, sagt Lamberty. Und Psychologin Augapfel ergänzt: „Flugangst ist eine erworbene Angst. Deswegen kann man sie auch gut wieder verlieren.“

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