Twitter-Nachricht von der Kaffeemaschine

Twitter-Nachricht von der Kaffeemaschine
Der Gründer des Wiener Startups Twingz spricht mit KURIER über die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine via Social Media.

Geht es nach Werner Weihs-Sedivy, dem Gründer von "Twingz - the twitter for things", werden wir in wenigen Jahren auf Facebook und Co. nicht nur mit unseren Freunden kommunizieren, sondern auch mit dem DVD-Player, der Heizung oder der Solaranlage. Verfügen die elektronischen Geräte über die technischen Voraussetzungen, können einerseits diese untereinander kommunizieren, andererseits können wir ihnen Fragen stellen, Antworten bekommen und die Geräte schließlich auch steuern, etwa ein- und ausschalten. Zur Zeit befindet sich das Projekt noch in der Testphase, Mitte November ist der nächste Schritt geplant: Eine Beta-Version, die für geladene Gäste zugänglich ist und erste Funktionen veranschaulicht.

Die Anfänge: Weltraumforschung und Unverständnis

Bis zur Testversion war es aber ein langer Weg: Nachdem Weihs-Sedivy während der ersten Semester an der TU Anfang der Neunziger für die russische Weltraumagentur Roskosmos Hard- und Software entwickelte, arbeitete er später bei einem Startup-Unternehmen, wo bereits einige Ideen in Richtung Mehrwertdienste für Mobilfunker geliefert wurden: "Wir waren da viel zu früh dran, wurden überhaupt nicht verstanden und haben dann einfach entschlossen, das selbst anzugehen. Leider war auch damals die Technologie noch nicht soweit. Ein wenig später kam dann die Frage auf: Wie kann ich mir detaillierte Informationen zu einem bestimmten Gerät holen, ohne ewig lange suchen zu müssen oder lange Anleitung lesen zu müssen, sondern auf kurzem, kontext-sensitivem und elektronischem Weg.", so der CEO über die Anfänge von Twingz.

Ziel ist es, in wenigen Jahren die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine zu vereinfachen und die Menschen Schritt für Schritt zu diesen Möglichkeiten hinzuführen. Anstatt sich mit mehreren Fernbedienungen für verschiedene Geräte herumzuschlagen soll alles in Zukunft mit dem Smartphone über Facebook, Twitter und Co. gesteuert werden können. So könnte zum Beispiel das ganze Energiemanagementsystem eines Haushalts über Twingz laufen: Die Heizung aufdrehen, die aktuelle Energiegewinnung durch Solarenergie überprüfen, checken, ob der Fernseher die Lieblingsserie aufnimmt oder ob das Bügeleisen ausgeschaltet ist, das alles wäre mit einer Textnachricht über das Smartphone möglich: "Die Infrastruktur von Social Media Plattformen eignet sich einfach gut für unsere Zwecke. Wir verwenden Social Media, weil die Leute sowieso dort sind und sie von dort aus per Textmessage einfach auch mit ihren Geräten kommunizieren können, nicht nur mit ihren Freunden."

Startup-Förderungen: Altbacken und nicht global

Mit seinem visionären Projekt ist Weihs-Sedivy einer der wenigen Österreicher im Bereich Internet-Startups, die ihren Firmensitz hierzulande haben. Die hiesigen Bedingungen für Jungunternehmer in seiner Branche beurteilt er als verbesserungswürdig: "Ich habe schon mehrfach den Hinweis beziehungsweise die Einladung bekommen, dass wir uns aus Österreich wegbewegen sollen. Bei einer Konferenz im Frühjahr hat uns zum Beispiel der Stockholmer Bürgermeister persönlich dazu eingeladen, nach Schweden zu ziehen. Können Sie sich vorstellen, dass Bürgermeister großer österreichische Städte auf Startup-Konferenzen gehen und dort qualifizierte Kräfte ins Land holen wollen? Ich habe so etwas noch nie gesehen oder davon gehört."

Generell wünscht sich Weihs-Sedivy eine weniger "altbackene" Förderungsstruktur für Startups, die nicht so standortbezogen denkt. Zur Zeit gibt es bei Förderungen viele Bedingungen, die etwa fordern, dass man FH-Absolventen aus Österreich in das Projekt integriert - diese sind laut Sedivy zwar gut ausgebildet und motiviert, bei global angelegten Projekten könne sich das aber eher kontraproduktiv auswirken, weil Herausforderungen nicht flexibel genug begegnet werden kann: "Unser Team ist ein gutes Beispiel: Es besteht aus sieben Personen, die in den Ländern USA, genauer Kalifornien, Italien, Holland, Serbien und eben Österreich verteilt sind. Nach einer Startphase, in der eng zusammengearbeitet wird, ist es mir egal, wo die Leute sitzen. Die Qualität der Zusammenarbeit ist dann mehr eine Frage der Bandbreite." erläutert der CEO.

Zum Thema "The City - Networking of Things" diskutieren am 19.10. im Hub in Wien Experten, auch Werner Weihs-Sedivy wird anwesend sein. Die Veranstaltung ist kostenlos, Anmeldung aber verpflichtend. Mehr Informationen finden sie auf der unten verlinkten Webseite twentytwenty.at.

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