Schritt für Schritt zum Schulerfolg

Schritt für Schritt zum Schulerfolg
Aller Anfang muss nicht schwer sein – wenn Schüler und Eltern die richtigen Strategien verfolgen.

Der erste Schultag ist für Kinder und Eltern gleichermaßen aufregend und meist mit gemischten Gefühlen verbunden. Viele Fragen tun sich auf – wie wird sich mein Kind in der neuen Klasse zurechtfinden? Was passiert, wenn es seine Hausaufgaben partout nicht machen möchte? Wie schaffe ich es, meinen Taferlklassler von Handy und Computer wegzulocken? Bildungsexperte Konrad Zimmermann, selbst ehemaliger Lehrer, dreifacher Vater und Leiter des Nachhilfeinstituts Lernquadrat, kennt die Ängste der Eltern – und die Lösungsansätze:

Begeisterung Im Laufe der Jahre hat es sich eingebürgert, im Zusammenhang mit der Schule vom „Ernst des Lebens“ zu sprechen. Ein Fehler – und zugleich der Auftrag an die Eltern, dieses Vorurteil zu widerlegen. Vermitteln Sie Ihrem Kind das Thema „Schule“ mit Begeisterung, erzählen Sie von schönen, lustigen Erlebnissen aus Ihrer eigenen Schulzeit. So nehmen Sie dem Kind von Anfang an die Angst vor dem neuen Abschnitt und verbreiten eine positive Grundstimmung.

Struktur Erste Regel im Einmaleins des Schulstarts: Kinder brauchen einen strukturierten Arbeitsablauf. Es gibt Fünfjährige, die bereits eine Planung für die nächsten Stunden im Kopf haben, und 15-Jährige, die das immer noch nicht können. In jedem Fall ist es die Pflicht der Eltern, dem Kind eine Arbeitsstruktur vorzugeben und diese auch selber vorzuleben. Bedenken Sie dabei immer: Kinder brauchen Pausen – Schulanfänger oft schon nach zehn bis 15 Minuten. Seien Sie geduldig und fordern Sie nicht zu viel von Ihrem Kind, es muss sich langsam an die neuen Aufgaben und den neuen Tagesablauf gewöhnen.

Entspannung Die wenigsten Kinder stürzen sich gleich nach dem Mittagessen auf die Hausübung. Das muss auch nicht sein: Es ist in Ordnung, wenn erst das Vergnügen und dann die Pflicht kommt – solange die Entspannungsphase sinnvoll genützt wird. Richtiges Relaxen bedeutet nicht, die Zeit vor dem Computer oder mit dem Handy zu verbringen, sondern aktiv zu werden, also etwa draußen zu spielen oder ein wenig Sport zu machen. Nach 45 Minuten sollte Fahrrad oder Fußball wieder gegen Stift und Heft getauscht werden.

Kreativ sein Unser Gehirn ist eigentlich nicht zum Lernen gemacht, wir müssen es täglich dazu zwingen. Bei Kindern gelingt das besser, wenn dabei alle Sinne angesprochen werden. Malen Sie, schreiben Sie, erzählen Sie – versuchen Sie, die Fantasie Ihres Kindes (und auch Ihre eigene) zu wecken. Das Kind wird sich eher etwas merken, wenn es dazu Bilder im Kopf hat oder Eselsbrücken bauen kann.

Motivation Viele Eltern kennen die Problematik: Während der Hausaufgaben beginnt das Kind zu bocken, wird zornig und weigert sich, fortzufahren (oder überhaupt erst anzufangen). Zeigen Sie dem Kind in solchen Momenten besonders, dass Sie sich Zeit nehmen, dass Sie da sind, dass Sie helfen wollen. Bereiten Sie beispielsweise einen frischen Obstteller zu – Vitaminmangel kann der Grund für die fehlende Konzentration sein – oder gehen Sie mit dem Kind eine Runde Federball spielen. So lange, bis es sich wieder besser konzentrieren kann.

Handy Jeder zweite Sechsjährige besitzt ein Handy – und kann sich während der Hausaufgaben nur schwer davon trennen. Erklären Sie das Zimmer, in dem gelernt wird, von Anfang an zur handyfreien Zone. Das Gerät wird abgedreht und außerhalb des Raums weggelegt. Kinder brauchen auch Zeit, um sich zu langweilen. Nur so haben sie Zeit, die Gedanken zu ordnen.

Wiederholung Halten Sie sich vor dem Schlafengehen an die 33-Regel: Die drei wichtigsten Fächer oder Themen des Tages werden am Abend drei Mal wiederholt. Dabei sollte es sich um einfache Dinge handeln, vermeiden Sie komplizierte Inhalte. Wiederholt wird kurz (ca. 10 Minuten) und nicht im Bett, sondern im Lernbereich. So ist Ihr Kind am nächsten Schultag optimal vorbereitet.

Motorik Richtiges Lernen hat auch mit körperlicher Reife zu tun. Fördern Sie also nicht nur die geistigen, sondern auch die motorischen Fähigkeiten Ihres Kindes. Achten Sie darauf, ob es vielleicht Linkshänder sein könnte – schreibt es mit der falschen Hand, kann das häufig zu Konzentrationsstörungen führen.

Loslassen Jedes Kind muss lernen, alleine zu arbeiten. Indem Sie Fehler nicht ausbessern, sondern darauf hinweisen („In der ersten Zeile ist ein Fehler versteckt“), bereiten Sie es auf eigenständiges Lernen vor.

Die wenigsten erinnern sich an den Inhalt ihrer Schultüte – vermutlich, weil dieser gleich weggefuttert wurde. Dabei gibt es viele kreative (und gesunde) Alternativen zur Zuckerl-Invasion. Denn Kinder freuen sich nicht nur über klebrige Süßigkeiten, sondern auch über den ersten Wecker, eine stabile Trinkflasche oder eine kleine Jausenbox. Ein Freundebuch ist ebenfalls fixer Begleiter der ersten Schuljahre und später eine nette Erinnerung an die Klassenkollegen.

Bunte Stifte, kleine Schreibblöcke, glitzernde Sticker – die Überraschungen sollten Kleinigkeiten sein und keinesfalls zu teuer. Ein Computerspiel oder gar ein neues Handy kommen nicht in die Tüte. Spaß machen sollen die Geschenke aber auf jeden Fall. Heißt: Ganz müssen die Eltern nicht auf eine essbare Füllung verzichten.

Als weiche Unterlage eignen sich etwa Marshmallows, die nicht nur schmecken, sondern den unteren Teil der Tüte gut füllen. Wer nicht viel Geld für eine teure Schultüte ausgeben möchte, kann auch selber eine basteln. Tipps und Anleitungen gibt es im Internet (www.schule.at).

Geschichte

Schultüten sind eigentlich eine deutsche Tradition, in Österreich gibt es sie erst seit den späten Siebzigern. Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts kamen in Sachsen und Thüringen die „Zuckertüten“, wie sie in einigen Teilen des Landes heute noch genannt werden, auf. Damals erzählte man den Kindern angeblich die Geschichte eines Lehrers, in dessen Keller ein Zuckertütenbaum wuchs. Hatten die Tüten eine gewisse Größe erreicht, wurde es langsam auch Zeit für den Schulanfang.

In „Als ich ein kleiner Junge war“ verarbeitete Schriftsteller Erich Kästner seine Kindheitserinnerungen und erzählt auch von seiner „Zuckertüte mit seidener Schleife“. Diese war übrigens durchwegs süß gefüllt: mit „Bonbons, Pralinen, Datteln, Osterhasen, Feigen, Apfelsinen, Törtchen, Waffeln und goldenen Maikäfern“.

Die Einschulung ist ein Tag im Leben eines Kindes, das es lange in Erinnerung behält. In vielen Familien wird er gefeiert. Das beginnt mit dem Outfit. Es muss nicht gleich ein Anzug oder Seidenkleidchen sein, aber die Schüler sollten sich ihr Gewand für diesen Tag selbst aussuchen dürfen.

Die Kamera muss mit ins Klassenzimmer. Halten Sie Details fest: den Weg in die Schule, der Erstklassler auf seinem Platz im Klassenzimmer, der Schüler mit seiner Lehrerin, die Schülerin vor dem Schulhaus. Eine schöne Erinnerung ist ein Album mit den Fotos und „Erstlingswerken“ der Taferlklassler: das erste Bild, das der Sohn, die Tochter gemalt hat, die erste Schreibübung oder Rechnung.

Am Nachmittag dreht sich alles um das Kind. Gehen Sie gemeinsam essen – wenn sich’s der Nachwuchs wünscht, ruhig auch in ein Fast-Food-Lokal. Eine gemeinsame Radtour, eine Bootstour, ein Zoobesuch machen diesen Tag zum Fest. Manche Eltern laden in den ersten Wochen zu Schulanfangspartys ein. Dort lernen die Kinder ihre neuen Mitschüler besser kennen.

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