Thailands Präsident setzt Reportern Pappfigur vor

Thailands Regierungschef verwies auf eine Pappfigur als Ansprechperson.
Um bei einer Pressekonferenz Fragen aus dem Weg zu gehen, hat Thailands Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha am Montag Reportern in Bangkok eine Pappfigur präsentiert.

Zu Wochenbeginn hielt der thailändische Ministerpräsident Prayuth Chan-ocha vor dem Regierungssitz in Bangkok eine kurze Ansprache vor Journalisten. Die Pressekonferenz endete abrupt und auf absurde Art: Prayut Chan-o-cha verwies Journalisten für Fragen an einen lebensgroßen Aufsteller mit seinem Konterfei. Nachdem die Pappfigur aufgestellt wurde, sagte er zu den Reportern: "Wenn es Fragen zu Politik oder Konflikten gibt, dann könnt ihr euch an diesen Typen wenden."

Thailands Präsident setzt Reportern Pappfigur vor
Thailand's Prime Minster Prayuth Chan-ocha speaks to reporters next to a cardboard cut-out of himself at the government house in Bangkok, Thailand January 8, 2018. Picture taken January 8, 2018. Dailynews via REUTERS ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. THAILAND OUT. NO RESALES. NO ARCHIVE.

Mit dem Satz machte er auf dem Absatz kehrt und verschwand. Den Anwesenden zeigte er bei seinem Abgang die "gehörnte Hand". Dabei handelt es sich um eine in Italien übliche vulgäre Geste. Wenn die "Hörner" hinter dem Kopf von jemandem gezeigt oder eindeutig auf eine Person gedeutet werden, soll dies signalisieren, dass die Person von deren Ehefrau oder Ehemann betrogen wurde. Abhängig von der Bedeutung ist die Geste auch unter dem Namen Teufelsgruß, Satansgruß, Satanistengruß oder Metalhand bekannt.

Die Aktion des thailändischen Regierungschefs hat jedenfalls kontroverse Reaktionen ausgelöst. Während ein Regierungssprecher am Dienstag betonte, die Aktion sei ein Scherz gewesen, gab es Kritik von Gegnern der Militärregierung. Sie werfen den Generälen, die in dem südostasiatischen Königreich seit 2014 an der Macht sind, mangelnde Transparenz vor. Im Mai 2014 gab es in Thailand einen Putsch des Militärs, seitdem regieren die Generäle und Prayuth Chan-ocha übt die Regierungsgewalt aus. Dem Volk werden seit Jahren baldige Wahlen versprochen.

Thailands Präsident setzt Reportern Pappfigur vor
A cardboard cut-out of Thailand's Prime Minster Prayuth Chan-ocha is seen next to a microphone after a news conference at government house in Bangkok, Thailand January 8, 2018. Picture taken January 8, 2018. Dailynews via REUTERS ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. THAILAND OUT. NO RESALES. NO ARCHIVE.

"Überhaupt nicht lustig"

"Ich finde das überhaupt nicht lustig", schrieb der bekannte Regierungskritiker Pavin Chachavalpongpun in einem von zahlreichen Postings über den Pappaufsteller auf Facebook. Wenn man als Ministerpräsident nicht bereit sei, über Politik zu sprechen, solle man zurücktreten, forderte Chachavalpongpun in weiteren Beiträgen auf dem sozialen Netzwerk.

Der stellvertretende Regierungssprecher Werachon Sukondhapatipak sagte der Deutschen Presse-Agentur, Prayut werde auch weiterhin seine wöchentliche Pressekonferenz abhalten. Prayut ließ die Pappfiguren, die ihn in verschiedenen Posen und Outfits zeigen, nach der Pressekonferenz am Regierungssitz aufstellen. Sie sind für junge Besucher gedacht, die am sogenannten Kindertag am kommenden Samstag das Amtsgebäude besuchen können.

Thailands Präsident setzt Reportern Pappfigur vor
Children pose next to a cardboard cut-out of Thailand's Prime Minster Prayuth Chan-ocha at the government house in Bangkok, Thailand January 8, 2018. Picture taken January 8, 2018. Dailynews via REUTERS ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. THAILAND OUT. NO RESALES. NO ARCHIVE. TPX IMAGES OF THE DAY

Banane bis Hinrichtung

Die Aktion des Ministerpräsidenten macht das schwierige Verhältnis zwischen ihm und der Presse erneut deutlich. Im Jahr 2014 warf er eine Bananenschale nach einem Kameramann, ein Jahr darauf erklärte er öffentlich - wenn auch sarkastisch - jeden Journalisten hinrichten zu lassen, der die Regierung kritisiere oder lästige Fragen stelle. Außerdem hat er sich in der Vergangenheit mehrmals geweigert, überhaupt vor die Presse zu treten.

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