66 Augen, die ins All schauen

ALMA, das weltweit größte Astronomieprojekt, wird eröffnet. Astrophysiker begeben sich auf die Suche nach unseren kosmischen Anfängen

Dann sitzt man da, mitten in der Wüste auf einem Berg, ist dem Himmel so nah und kein Licht stört“. Die Innsbrucker Astrophysikerin Sabine Schindler gerät schon mal ins Schwärmen, wenn man sie nach ihren Forschungsaufenthalten in der Atacama-Wüste fragt. Dort, auf dem 5000 Meter hoch gelegenen Chajnantor-Plateau in den chilenischen Anden, wird morgen das größte Astronomieprojekt der Welt eröffnet: ALMA, das neuen Super-Teleskop, das von Partnern aus der ganzen Welt errichtet wurde und „ganz besonders scharfe Bilder machen kann“, sagt Schindler. „Die Bilder haben sogar eine höhere Auflösung als die des Hubble Weltraumteleskops.“ Die Astrophysikerin wird gemeinsam mit Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle an der Eröffnung teilnehmen.

Warum alle Welt ihre Augen in der Atacama gen Himmel richtet, ist leicht erklärt: Wasserdampf – oder besser gesagt, sein Fehlen. Der würde nämlich genau jene Radiowellen verschlucken, für die sich Forscher brennend interessieren. Himmelsobjekte senden, je nach Temperatur, eine ganz bestimmte Wellenlänge aus. Die heiße Sonne verschickt großteils sichtbares Licht, kühlere Himmelskörper leuchten vorwiegend infrarot. Objekte um den absoluten Nullpunkt senden Radiowellen von etwa einem Millimeter Länge aus. ALMA erfasst Wellenlängen von 0,3 bis 3,6 mm – und damit möglicherweise unsere kosmischen Ursprünge.

Das interessiert auch österreichische Forscher – Werner Zeilinger vom Institut für Astronomie etwa. Er beschäftigt sich damit, wie Galaxien entstanden sind. Wichtig sei die Wechselwirkung von interstellarem Gas und den Sternen. „ALMA ist ein Teleskop, das genau das mit sehr hoher Auflösung untersuchen kann.“

Doch hat er eine Chance, bei der massiven weltweiten Konkurrenz um die Beobachtungszeiten, zum Zug zu kommen? Zeilinger hat jedenfalls einen Antrag gestellt. Sollte der bewilligt werden, braucht der Astronom nicht in die Wüste zu reisen, sondern nur darauf zu warten, dass die in seinem Auftrag gesammelten Beobachtungsdaten online heim gesandt werden.

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