Steve Jobs gibt Apple-Führung ab

Der 56-jährige Konzerngründer zieht sich krankheitsbedingt zurück. Tim Cook übernimmt.

Eine Legende nimmt Abschied: Steve Jobs, Chef und Gründer des US-Computerherstellers Apple, hat nach monatelanger gesundheitsbedingter Auszeit seinen Rücktritt erklärt. Wie der Konzern am Mittwoch ohne Begründung mitteilte, wählte der Verwaltungsrat den bisherigen Geschäftsführer Tim Cook zum Nachfolger. Jobs bleibt der Firma als Vorsitzender des Verwaltungsrates treu. Erst vor wenigen Tagen hatte Apple mit einem Börsenwert von 346 Milliarden Dollar (rund 240 Milliarden Euro) den Ölkonzern Exxon als wertvollstes Unternehmen der Welt vom Thron gestoßen.

Jobs erklärte, er habe immer gesagt, dass er zurücktreten werde, sobald er merke, dass er seine Aufgaben als Firmenchef nicht mehr erfüllen und den Erwartungen nicht mehr gerecht werden könne. "Leider ist dieser Tag gekommen. Ich trete also als Generaldirektor von Apple zurück."

Apple ohne Steve Jobs kann man sich eigentlich kaum vorstellen. Auch sichtlich angeschlagen stellte der Firmengründer noch selbst Schlüssel-Produkte wie das iPad 2 und das nächste iPhone-Betriebssystem oder die Vision von der futuristischen neuen Apple-Zentrale vor. Das iPhone 5 wird Jobs aber wohl nicht mehr präsentieren.

Zeitpunkt überrascht

Über einen Rücktritt von Jobs war schon seit längerem spekuliert worden, der Zeitpunkt der Ankündigung ist jedoch eine Überraschung. Schließlich steht im kommenden Monat die Präsentation der neuen Version des Apple-Kassenschlagers iPhone ins Haus. Jobs hatte es sich auch während seiner krankheitsbedingten Abwesenheit seit Jänner nicht nehmen lassen, neue Produkte selbst zu präsentieren.

Die Apple-Aktie sackte nach der knappen Mitteilung nachbörslich um über fünf Prozent ab. Die Investoren machen sich Sorgen: Denn auch wenn sich Jobs bereits weitgehend aus dem Tagesgeschäft zurückgezogen hat, gilt er nach wie vor als geistiger Vater und Garant des Erfolges.

Neo-Apple-Chef Cook hatte Jobs bereits mehrmals vertreten, als dieser sich aus gesundheitlichen Gründen Auszeiten nahm. Unter der letzten kommissarischen Leitung Cooks von Jänner bis Juni 2009 hatten Apple-Aktien um etwa 70 Prozent zugelegt. Im Jänner hatte sich Jobs neuerlich für unbestimmte Zeit krankschreiben lassen. Er hatte sich vor zwei Jahren einer Lebertransplantation unterzogen, im Jahr 2004 überstand er Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Siegeszug auf Raten

In der Garage seiner Eltern hatte Jobs 1976 als 21-Jähriger zusammen mit seinem fünf Jahre älteren Freund Steve Wozniak die Firma Apple Computer gegründet. Das Duo entwickelte den Macintosh-Computer, ging jedoch 1985 im Streit auseinander. Jobs wurde Chef der Animationsfilm-Studios Pixar, mit Apple ging es daraufhin bergab. 1997 rief der Konzern den Mitgründer zurück und entwickelte seither zahlreiche Geräte, die durch ihr innovatives Design bestachen.

Auf den Computer iMac folgte 2001 der iPod, der mit 250 Millionen Stück zum meistverkauften digitalen Walkman der Welt wurde und das Musikgeschäft revolutionierte. Einen weiteren Meilenstein in der Informationstechnologie setzte Apple im Jahr 2007 mit dem Mobiltelefon iPhone, das den Smartphone-Boom einläutete.

"Innovativste Tage liegen noch vor Apple"

Sein bisher letzter Coup gelang Jobs im Jahr 2010 mit dem iPad, das den lange belächelten Tablet-Computern zum Durchbruch verhalf. Zuletzt verkaufte Apple binnen dreier Monate 20,3 Millionen iPhones, fast 9,3 Millionen iPads, 7,5 Millionen iPods und annähernd 4,0 Millionen Mac-Rechner. Insgesamt verdiente der Konzern unglaubliche 7,3 Milliarden Dollar. Apple stieg kurzzeitig sogar zum wertvollsten Unternehmen der Welt auf.

"Ich glaube, die leuchtendsten und innovativsten Tage liegen noch vor Apple", schrieb Jobs zum Abschied als Firmenchef. Nun führt der langjährige Vertraute Tim Cook den Konzern. Als Vorsitzender des mächtigen Verwaltungsrats wacht Jobs vorerst aber auch weiterhin über sein Vermächtnis.

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