Wiener Sprachencafe: Einheimische helfen Deutsch lernen
Willkommen am Tisch, wie heißt du? Man ist erstaunlich schnell im Gespräch, an einem Mittwochabend im Sprachencafé. Der Treff ist in einem Gassenlokal des Vereins Station Wien am Einsiedlerplatz in Wien-Margareten eingerichtet. Jetzt wurde das pulsierende Café im Rahmen der SozialMarie-Verleihung prämiert.
Dienstags und mittwochs kommen Menschen, die nicht als Einsiedler leben wollen, auf den Einsiedlerplatz, um fremde Sprachen zu sprechen, zu hören, zu lernen.
An den drei Tischen im ersten Raum stehen Kärtchen mit den Aufschriften Englisch, Französisch und Italienisch. An den sieben Tischen im zweiten Raum wird heute Deutsch gesprochen.
Begegnungszone
Die Station Wien hat vor 15 Jahren die ersten "Mama lernt Deutsch"-Kurse organisiert. Heute gibt es sie in Kooperation mit städtischen Kindergärten in ganz Wien.
Fixpunkt seit drei Jahren
Das Sprachencafé wurde vor drei Jahren eingerichtet. "Weil uns Kursteilnehmerinnen geklagt haben, dass sie Deutsch gelernt haben, aber niemanden kennen, mit dem sie Deutsch sprechen können", erklärt Niklas. Der Verein will mit dem Café, das Wohnzimmer-Atmosphäre bietet, kein Geld verdienen. Deshalb ist der Eintritt frei, und es gibt auch keinen Konsumationszwang, wobei der leckere Kuchen mit einem Euro pro Stück leistbar ist.
"Du hast Probleme mit der deutschen Sprache." Erklärt Elisabeth Smejkal der Ingenieurin aus Tadschikistan. "Es heißt richtig: Probleme haben mit der deutschen Sprache." Sie sagt das ruhig, nicht oberlehrerhaft.
"Ich rede gerne"
Smejkal ist eine von den ehrenamtlichen Gesprächsleitern, die an den Deutsch-Tischen sehr begehrt sind. Sie arbeitet hauptberuflich als Konstrukteurin. Doch den Mittwochabend hält sie sich frei, der ist für sie ein willkommener Ausgleich. Ihr Engagement erklärt sie so: "Ich sitze gerne in einer Runde, ich rede gerne und höre gerne zu."
Immer lernt man etwas Neues, freut sich Smejkal. Über Land und Leute. "Oft geht es bei uns auch ums Essen, denn da kann jeder mitreden." Immer werden auch persönliche Geschichten erzählt. Die Sprache ist jedenfalls immer ein Türöffner für weltoffene Menschen. Auch echte Freundschaften sind hier am Einsiedlerplatz schon entstanden.
Schön ist auch das Gefühl, mit dem Elisabeth Smejkal am Ende heimgeht: "Ich habe meine freie Zeit sinnvoll genützt. Und ich konnte anderen Menschen helfen, sich in einer fremden Umgebung besser zurechtzufinden."
Marie für die Guten "SozialMarie" würdigt seit 2005 jeweils am Tag der Arbeit 15 hervorragende, sozial innovative Projekte:
www.sozialmarie.org
Gewinner 2016 Der erste Preis geht heuer an das Institut für Kunst und Gestaltung an der TU Wien. Studierende haben ein Finanzamtsgebäude – gemeinsam mit den Bewohnern – als Flüchtlingsquartier adaptiert.
Weitere Preisträger Den zweiten Preis erhält eine ungarische Bürgerinitiative, die sich landesweit für das Recht auf Meinungsfreiheit aktiv einsetzt. Der dritte Preis geht an eine Art Börse für NGOs, die in Padubice (Tschechien) über Förderungen einzelner Initiativen entscheidet.
Sprachencafé Erhielt einen Anerkennungspreis. Interessenten sind herzlich willkommen: Jeden Dienstag und Mittwoch von 17 bis 20 Uhr in 1050 Wien, Einsiedlerplatz 5
(Eingang in der Gießaufgasse).
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